Klimagefühle – Das ist eine gute Beschreibung für all das, was in vielen von uns hochkommt, wenn wir an die Klimakrise und die daraus resultierenden Sorgen über die Zukunft derer, die nach uns kommen und auch unsere eigene denken. Wie können wir damit umgehen und uns so schützen, dass wir nicht daran verzweifeln? Lea Dohm und Mareike Schulze gehen in ihrem Buch „Wie wir an der Klimakrise wachsen, statt zu verzweifeln“ darauf ein und zeigen auf, wie die unguten Gefühle genutzt werden können, um etwas Gutes zu tun.
Die beiden Autorinnen, Lea Dohm und Mareike Schulze, sind Psychologinnen und Gründerinnen der „Psychologists for Future und wissen also sowohl aus beruflicher aber auch persönlicher Erfahrung, mit welchen Gefühlen wir konfrontiert werden, wenn es um die Klimakrise geht. Schuldgefühle, weil man zu wenig tut, Angst, die lähmen kann, überhaupt etwas zu tun oder das Gefühl auszubrennen, weil sich nichts in der Politik ändert trotz all der Anstrengungen, darauf einzuwirken. Angst, weil alles so ungewiss ist und Wut, unbändige Wut, weil gefühlt nichts passiert.
Zunächst einmal jede Autorin ihren persönlichen Weg, um sich aktiv in der Klimabewegung zu engagieren und mit welchen Zweifeln und Ängsten auch sie als Profis immer wieder konfrontiert werden.
Dann gibt es eine allgemeine Einführung zum Thema Klimagefühle, bevor dann in einzelnen Kapiteln detaillierter die Gefühle Angst, Ärger und Wut, Traurigkeit, Behandlungsbedürftige Gefühle, Schuld und Scham, Neid, Freude und Verbundenheit, Hoffnung und Mut beschrieben und Ratschläge zum Umgang damit gegeben werden.
Die beiden Psychologists for Future haben viele in der Klimabewegung engagierte Menschen befragt und bringen an den passenden Stellen im Buch kurze Passagen mit Texten dieser Menschen. So gibt es Texte und Zitate von Prof. Dr. Claudia Kemfert, Özden Terli, Carola Rackete, Prof. Dr. Stefan Rahmstorf und vielen weiteren, die von ihren eigenen Gefühlen und Erfahrungen sprechen.
Gefühle jeglicher Couleur kommen beim Thema Klima bei jede*r von uns auf. In Diskussionen, beim Lesen der Tageszeitung, wenn man in den Sozialen Medien unterwegs ist und häufig bei Gesprächen im Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreis. Und es sind nicht immer nur gute Gefühle, die da aufkommen. Oftmals ist es das Gefühl, diejenige zu sein, die nicht richtig tickt, denn „es ist ja alles gar nicht so schlimm, das wird nur hochgespielt, früher hatten wir auch schon Sommer“.
Was macht man in einem solchen Fall mit seinen Gefühlen? Einfach ignorieren, weitermachen oder gar darüber reden? Letzteres ist eindeutig die beste Lösung, aber nicht unbedingt mit denjenigen, die eine*n sowieso für das grüne Ökoschaf der Familie halten. Ungute Gefühle gehören zum Leben dazu und das ist angesichts der Bedrohung der Klimakrise kein Wunder. Also reden, reden, reden und sich einer Gemeinschaft anschließen, die sich dem Thema auch annimmt und mit diesen Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen reden. Das wirkt meist schon, denn auch hier gilt zusammen ist man weniger allein und es gibt oft den Impuls weiter zu machen.
Und hier zeigen die Autorinnen, wie wichtig es ist, sich diesen Gefühlen zu stellen, darüber zu reden und erklären auch das Konzept der radikalen Akzeptanz. Sie beschreiben ihre eigenen Gefühle und ihre eigenen Ängste als Mütter noch relativ kleiner Kinder. Kinder und die Klimakrise werden in einem eigenen Kapitel noch einmal genau beleuchtet. Sie sind diejenigen, die die Klimakrise und die Folgen unseres Handelns bzw. Nichthandelns mit voller Wucht abbekommen werden. Für uns Eltern ein hilfreiches Kapitel.
„Klimagefühle“ ist ein Ratgeber, aber auch gleichzeitig ein Erfahrungsbericht und ein Mut-mach-Buch und es versammelt nicht nur die Erfahrungen der beiden Autorinnen, sondern auch die vieler Menschen, die sich stark in der Klimabewegung engagieren. Wie gehen diese Menschen mit diesen Klimagefühlen um, mit dem Frust, der Wut, der Verzweiflung, was macht sie so stark, dass sie immer weitermachen? Bei vielen ist es die Hoffnung und vor allem die Gemeinschaft, das Gefühl, nicht allein zu sein. Gemeinschaft ist etwas, das unserer Spezies schon immer geholfen hat, so hoffentlich auch dieses Mal.