Im Warschau der frühen 40er Jahre spielt dieser Roman von Lea Kampe und er erzählt die Geschichte von Irena Sendler, die es schaffte, während der Nazi Herrschaft tausenden jüdischen Kindern im Warschauer Ghetto das Leben zu retten. Mit dem Fortgang des Krieges wird das Leben der 400.000 Juden in der Stadt Warschau immer unerträglicher, in einem Ghetto leben sie zusammengepfercht auf engstem Raum und oft haben sie nicht einmal das Nötigste zum Leben. Als dann der Abtransport der Menschen immer näher kommt, als viele einfach sinnlos hingerichtet und auf offener Straße erschossen werden, weiß Irena Sendler, dass sie etwas tun muss und sie schafft es mit unendlichem Mut und unter der Gefahr auch selbst Opfer der Nazis zu werden, unzählige Kinder aus dem Ghetto zu schmuggeln und einen Grundstein für ihr Überleben zu schaffen.
Lea Kampe ist mit "Der Engel von Warschau" ein zugleich erschütterndes als auch berührendes Buch über eine Zeit gelungen, die sich niemand vorstellen kann, der sie nicht selbst erlebt hat. Sie schildert ausführlich und sehr detailgetreu, wie die Sozialarbeiterin Irena Sendler nicht wegschaut, sondern alle Hebel in Bewegung setzt, um die unzähligen jüdischen Kinder, deren Leben auf einem seidenen Faden hing und vom Terror dem zu diesem Zeitpunkt in Polen herrschenden Nazi-Deutschland abhängig war, zu retten. Es ist unglaublich mitreißend und bewundernswert, was die junge Frau auf sich nimmt, um die Kinder aus den Fängen der Nazis zu befreien und ihnen unter falschen Namen die Möglichkeit, den Krieg zumindest zu überleben, gibt.
Ich habe das Buch kurz vor meiner eigenen Reise nach Warschau gelesen und in der Stadt selbst dann eine Führung durch das jüdische Ghetto gemacht. Es war unglaublich bewegend, die im Buch geschilderten Orte dann wirklich zu besuchen und ich fand es sehr spannend, wie sehr sich die Erzählungen unseres Guides mit den Schilderungen in Lea Kampes Buch trafen. Super recherchiert und sehr detailgetreu geschrieben, ist "Der Engel von Warschau" ein Buch, das uns an eine unglaubliche Frau erinnern soll, deren Mut man sich zumindest im Kleinen als Vorbild nehmen soll.
Lea Kampes Erzählstil ist flüssig und packend, aufgrund der Tragik der Ereignisse und des Wissens, dass es sich zwar um einen Roman handelt, die Geschichte sich aber wirklich ereignet hat, musste ich zwischendurch immer wieder Lesepausen einlegen um Nachzudenken und zu verarbeiten.
"Der Engel von Warschau" hat tausende Kinder gerettet. Die Geschichte über Irene Sendler soll uns nicht vergessen lassen, was damals geschah. Vielen Dank für dieses erschütternde Zeugnis einer Rettungsaktion, die beeindruckend ist, die jedoch nie wieder notwendig sein soll.