Rezension zu "Scham" von Lea Schneider
Das Verlagshaus Berlin ist ein deutscher Independent-Verlag für Lyrik, Illustration und Essay.
Die kleinen Hefte der „Edition Poeticon“ bieten Denkstoff in kompakter Form. Ihre Taschenbroschuren passen in jede Situation. In ihnen wurde das alte Handwerk der Fadenknotenheftung neu entdeckt – jeder Band ist in einer anderen Farbe geheftet. Außerdem sind die Seiten in den Bänden zum Schreiben und Zeichnen, also auch als Notizbuch. Ich mag die Lyrik vom Verlagshaus Berlin sehr, sehr, alles ist mit viel Liebe und Handarbeit gestaltet und bedacht.
Von Odile Kennel hatte ich schon den Essay „Lust“ gelesen, nun musste es noch Lea Schneiders „Scham“ sein.
Schneider bekannt als Lyrikerin und Übersetzerin erzählt, dass Schreiben Risiken birgt und gerade als Frau, wenn man über Liebe schreibt. So listet sie gutgemeinte Ratschläge auf, die für sie bereitgehalten wurden, damit sie schreibend Erfolg hat. Nun schreibt sie, wie man sich freimacht von diesen Regeln. Wie Verletzlichkeit auch produktiv macht. Scham ist ansteckend und weiblich zu sein bedeutet: bedürftig wirken, zu viel Aufmerksamkeit zu fordern, zu anhänglich zu sein, zu emotional zu sein, sich zu schnell zu verlieben. Dabei zerlegt sie was in der Philosophie heilig war und wird souverän, autonom. "Wir können unsere Scham nicht loswerden, ohne dabei auch unsere Menschlichkeit zu verlieren." Sie schafft es, Scham in Offenheit, Interesse und Begegnung mit dem eigenen Begehren und dem der anderen zu verwandeln. Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, waren die teilweise englischen Zitate.