Rezension zu "Anatomie der Wolken" von Lea Singer
Eines gleich vorweg: Die Geistesgröße Goethe ist mir durch dieses Buch nicht sympathisch geworden. Er kommt als alter, eitler Gockel des Weges, der die Damenwelt gerne noch beglücken möchte, doch dafür ist es scheinbar zu spät - da helfen auch zahlreiche Trinkkuren in Karlsbad und anderswo nichts mehr. Caspar David Friedrich dagegen, ein ungebildeter Naturbursche, ist einzig in seine Malerei verliebt und gibt sich dafür mit einem Leben am Rande und mit dem Existenzminimum zufrieden. Antichambrieren liegt ihm nicht, eher zufällig verkauft er auch mal ein Bild an den Kronprinzen... das Band, das diese Beiden zusammenhält, ist dünn: ganz ehrlich? Für mich war es kaum vorhanden. Ein klein wenig konstruiert wirkte die Geschichte auf mich, denn diese Beiden brauchen einander nicht wirklich, sie können auch gar nicht miteinander...Was mich bei dem Buch durchhalten ließ, war die Atmosphäre, die Lea Singer schafft. Weimar, Sturm und Drang, Romantik, die napoleonischen Kriege - alles verwebt sie gekonnt zu einer sehr plastischen und echt wirkenden Collage. Auch sprachlich fand ich die Geschichte geglückt.Bei der Handlung allerdings kann sie noch nachlegen!