Cover des Buches Die Bärenführerin (ISBN: 9781503900714)
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Rezension zu Die Bärenführerin von Lea Weisz

Ein Liebesmärchen

von Freda_Graufuss vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Konnte mich leider als Historischer Roman nicht überzeugen

Rezension

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Freda_Graufussvor 6 Jahren
Agnes, die älteste von zwei Töchtern des Grafen von Langerode, ist dem jungen Bernard von Hinzweiler versprochen. Was auf den ersten Blick wie der ganz große Wurf scheint, kommt der Frisch-Verlobten nach dem ersten gemeinsamen Treffen wie ein böser Traum vor. Um seine Tochter etwas aufzuheitern, lässt der Graf eine Gauklertruppe auf die Burg kommen. Unter den Gauklern ist nicht nur ein sterbender Bär, sondern auch ein junger hübscher Bärenführer namens Kilian. Die beiden verweilen eine Nacht zusammen bei dem sterbenden Bären, wobei die Beiden sich unsterblich ineinander zu verlieben scheinen.
Doch: ihre Liebe hat keinen Sinn. Nicht nur die gesellschaftlichen Schranken stehen zwischen ihnen, sondern auch die anstehende Hochzeit. Und Agnes ist viel zu pflichtbewusst um ihre Familie zu enttäuschen und sich ins Ungewisse zu stürzen. Oder etwas doch nicht?


Anhand der Inhaltsangabe hatte ich einen kurzweiligen Historischen Roman mit etwas Herzschmerz erwartet. Ich bekam für meinen Geschmack zu viel Herzschmerz und leider viel zu wenig historisches. Die Geschichte ist im 14. Jahrhundert angesiedelt. Aber bis auf die Personen, wie etwa Burggraf, einfaches Gesinde, Gaukler, Wanderprediger und eine drohende Seuche in Form der Pest erinnert leider sehr wenig an diese Zeit.


Agnes und ihre Schwester (Elisa)Beth sind für ihre Epoche sehr starke selbstbewusste Persönlichkeiten. Dies liegt natürlich auch an ihrem Vater, der ein sehr gütiger und nachsichtiger Herrscher ist. Zu Teilen des Gesindes hegen sie freundschaftliche, schon fast familiäre Beziehungen.
Auf der anderen Seite steht das absolute Böse in Form der Hinzweilers. Auch wenn ich mich erst etwas schwer tat zu verstehen, was genau denn an ihnen so schrecklich sein sollte, wurde ich doch im Laufe der Geschichte immer wieder sehr deutlich darauf verwiesen. Ähnlich verhält es sich mit den Gauklern. Auf der einen Seite steht die Gauklertruppe von Kilian im absolut sonnigen Licht, während ihre Gegenspieler um den Truppenführer Matthes vor keiner Gemeinheit und keiner Untat zurückschreckt.


Für meinen Geschmack war das zu sehr schwarz-weiß. Die Figuren waren mir einfach nicht facettenreich genug um wirklich mit ihnen mitzuleiden oder mich mit ihnen zu freuen. Durch die sehr deutlichen Rollenverteilungen war leider auch die Geschichte an einigen Stellen zu vorhersehrbar.


Zudem ging mir das Ent- und Verlieben von Agnes viel zu schnell. Das kann natürlich daran liegen, dass dieses Buch mit seinen knapp 300 Seiten für einen Historischen Roman schon eher kurz ist und man daher etwas an einigen Stellen an den Details sparen musste. Leider litt dadurch bei mir sehr das Lesevergnügen. Den auf die Liebesgeschichte hatte ich mich ehrlich gesagt gefreut. Und mal ehrlich: das Verlieben ist doch gerade das Spannenste ;)


Durch seine klar auf der guten bzw. bösen Seite positionierten Figuren erinnert der Roman doch eher an ein Märchen. Das wird auch an einigen Stellen in der Geschichte deutlich, wenn die Hauptfigur aus sehr brenzligen Situationen immer wieder mit sehr viel Glück herauskommt. Oder es Situationen gibt, bei denen man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass das so hätte sein können. Vor 700 Jahren.
Auch die Tierliebe und die Verbundenheit, die Agnes zu Tieren hat, wird mir an einigen Stellen zu übertrieben dargestellt.


Wer nicht mit der Erwartung herangeht, einen Historischen Roman, sondern ein Märchen zu lesen, dem wird dieses Buch vielleicht trotzdem gefallen. Erleichtert wird das durch die sehr leichte Sprache, durch die sich die erste Hälfte des Buches sehr schnell lesen lässt. Wer bei einem Historischen Roman etwas mehr erwartet, als eine lose Rahmenhandlung, die zufällig in der Vergangenheit angesiedelt ist, wird wahrscheinlich von dem Buch ähnlich enttäuscht sein wie ich.



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