Selten findet sich ein Autor, der mit solcher Leichtigkeit in der Sprache schreibt, wie Leander Sukov es tut. Von Anfang an begleitet der Leser die Protagonistin Marie durch Berlin des Jahres 2009, betritt mit ihr Kneipen, Wohnungen und Läden, kann die Luft schmecken, die Räume miterkunden und freundet sich mehr oder minder mit den Figuren an, die an Maries abweisendem Wesen verzweifeln. Gleichzeitig zeichnet der innere Monolog der Hauptfigur ein umfangreiches Psychogramm dieser, der, um so länger das Buch gelesen wird, immer radikaler das Innenleben Maries aufblättert. Sie ist intelligent, politisch links und geistig hoch gebildet, doch ihre Libido wird ihr immer mehr zum Problem, denn fühlen kann sie nichts. Aber befreien will sie sich von dieser inneren Leere, die gesellschaftlich bedingt ist. Für Sukov ganz klar ein politisches Problem. Ohne in Pathos oder eine mitleidige Anklage zu verfallen gelingt es ihm, die politischen Wendezeit der letzten 1980er Jahre in Berlin einzustreuen und ein charakteristisches Bild der Deutschen dieser Zeit zu zeichnen, die DDR, Stasi und Mauer am eigenen Leib erlebt und gelebt haben. Ein wirklich toller Roman über die Hauptstadt und sehr zu empfehlen.
Rezension zu "Warten auf Ahab" von Leander Sukov