Die amerikanische Autorin Leanna Renee Hieber begründete mit ihrem ersten Roman das Genre der Gaslicht-Fantasy. Die begabte Schauspielerin und Sängerin trat auch schon im Fernsehen auf und führt noch heute so manche Gespenstertour durch, ist deshalb nicht ohne Grund gerne in Kleidung aus der Zeit um die Jahrhundertwende unterwegs. Mit „Das Omega-Korps“ startet der erste Band ihrer Serie um „Die Aeterna-Akten“.
Klappentext:
Es ist die Zeit Königin Victorias. Amerika reagiert auf das Attentat auf Lincoln mit der Gründung einer geheimen Gruppe, Æterna, die versucht, dem Präsidenten Unsterblichkeit zu verleihen. Dazu braucht es sowohl Forscher als auch Theologen, Magier und Philosophen. Unmittelbar vor einem großen Durchbruch aber löscht jemand die Gruppe aus. Clara Templeton, Gründungsmitglied von Æterna, hat Schuldgefühle ob der Todesfälle. Sie befürchtet, dass andere Æternas Pfad beschreiten und dasselbe Schicksal erleiden könnten. In England beauftragt die Königin Harold Spire, die Æterna-Verbindung zu beschaffen. Der Zweifler Spire, der jetzt ein Team von Hellsehern, Assassinen und Trickbetrügern anführt, soll dafür seine Untersuchung von Leichenräuberei, Folter und Kindermord durch wohlhabende adlige Mitglieder der Londoner Gesellschaft aufgeben. Er findet Unterstützung bei Rose Everhart, Meisterin der Codes und Geheimschriften, deren Wissen über Gesellschaft und Politik sich bei den schwierigen Ermittlungen als extrem nützlich erweist. Spionage und Gegenspionage, Verrat und Heimsuchungen, Intrigen und die unerwarteten Resultate der Kombination neuer Technologien mit uralten Mächten führen die Briten und Amerikaner auf einen Kollisionskurs, doch niemand ahnt, dass sich bereits ein noch viel größeres Unheil Köpfen zusammenbraut.
Zum Inhalt:
Das Lincoln-Attentat bleibt nicht ohne Folgen. Denn neben den offiziellen Maßnahmen, ruft die amerikanische Regierung auf eine Anregung der Witwe und einiger Senatsmitglieder hin auch die Organisation „Aeterna“ ins Leben. Diese soll einen weg finden, die amerikanischen Präsidenten unsterblich zu machen, so dass sie vor weiteren Attentaten gefeit sind. Dieser Gruppe gehören aber nicht nur Wissenschaftler an, sondern auch Theologen, Magier und Philosophen und nicht zuletzt auch Medien die ihre besonderen Fähigkeiten in den Dienst des Staates stellen, so wie die junge Clara Templeton.
Viele Jahren arbeiten die Männer und Frauen an der Erfüllung ihrer Aufgabe und scheinen dem großen Durchbruch näher zu kommen, doch dann werden sie allesamt ermordet und nur die, die nicht am Ort waren, kommen mit dem Leben davon. Eine davon ist Clara, die nun verzweifelt versucht, heraus zu finden, was geschehen ist, und wer eigentlich dahinter steckt.
Als wäre das nicht schon verzwickt und gefährlich genug, fangen nun auch noch die Engländer an, Schwierigkeiten zu machen. Königin Viktoria hat Harold Spire, einen der erfahrensten Investigatoren, der Leichenräuberei, Kindesmord und Folter mit okkultem Hintergrund untersucht, beauftragt, die Erkenntnisse der „Aeterna“-Verbindung zu beschaffen …
Und so kommt es in New York bald zur großen Konfrontation – aber die Amerikaner, wie auch die Engländer haben die Rechnung ohne die dritte Macht im Hintergrund gemacht, die nur auf einen solchen Moment gelauert zu haben scheint …
Meine Meinung:
Man merkt schon genau, ob Autoren oder Autorinnen ein Setting nur ausnutzen, weil es gerade Geld bringt, oder selbst sehr viel Begeisterung für die Ära mitbringen und quasi in gewisser Weise auch selbst nacherleben. Leanna Renee Hieber gehört eindeutig zu letzter Gruppe. Gerade in den Beschreibungen merkt man an, wie sehr sie recherchiert hat, um sich selbst in die Ära hineinzuversetzen und dass sie bei manchen Details, wie der Kleidung durchaus aus Erfahrung spricht.
Die Geschichte beginnt zwar scheinbar mittendrin – die Aeterna-Gruppe ist bereits tot – braucht aber dennoch eine ganze Weile, um in Gang zu kommen, da die Helden beider Seiten erst einmal eingeführt werden müssen. So erfährt man einiges über den Grund für die Entstehung der „Aeterna“-Verbindung und Clara Templeton selbst.
Auch die Engländer werden nicht vergessen und gerade Harold Spire so positiv geschildert, dass man davon ausgehen kann, dass nach den ersten Schwierigkeiten die beiden noch feindlich gestimmten Gruppen und Hauptfiguren zusammen arbeiten werden.
Ansonsten ist alles enthalten, was man so aus Gaslicht-Romanzen kennt – unheimliche Orte, düstere Geheimnisse und schattenhafte Gegner, die nur immer wieder blutige Spuren hinterlassen und böse Intrigen spinnen. Und natürlich darf auch die Liebe eine gewisse, wenn auch noch untergeordnete Rolle spielen.
Allerdings endet der Roman mit einem Cliffhanger, gerade als es wirklich anfängt spannend zu werden. Aber das scheint der übliche Fluch von Serien zu sein – der erste Band dient immer dazu, um in das Szenario einzuführen, die Figuren vorzustellen und erste Weichen für den weiteren Verlauf der Handlung auszurichten. Hier kann die Autorin nicht leugnen, dass sie einem weit verbreiteten Schema folgt.
Heraus kommt ein grundsolider Fantasy-Roman aus der viktorianischen Ära, der altgediente Klischees und Handlungsmuster gekonnt mit moderner Denkweise und Rollenverständnis verknüpft, dabei aber vor allem auf die richtige Atmosphäre setzt.
Wer auf der Suche nach einem interessanten „Mystery“-Roman mit Steampunk-Ambiente setzt und dabei weniger auf Action und Horror, als auf eine gut durchdachte und an Intrigen reiche Handlung oder facettenreiche Figuren setzt, wird sicherlich seinen Spaß an „Das Omega Corps“ haben, auch wenn der Roman selbst etwas unbefriedigend endet, so aber durchaus Lust auf mehr macht.
Meine Wertung
4 von 5 Gaslaternen