Die Straße der Impressionisten...
von parden
Kurzmeinung: Ein eigenwilliger, bildhafter Schreibstil und ein konstanter Eindruck von Surrealität machen aus dem Roman etwas Besonderes...
Rezension
DIE STRASSE DER IMPRESSIONISTEN...
Peter Falcon lebt ein leises Leben und betreibt seit Jahren einen kleinen Comicladen. Sehr erstaunt ist er daher, als ihn ein alter Freund aus Studientagen aufsucht. Charlie ist ein undurchsichtiger Zeitgenosse, der seit seiner Zeit bei Interpol für das New Yorker Auktionshaus Chroseby arbeitet, das sich dem Kunsthandel verschrieben hat.
Auch Peter hat seinerzeit Kunst studiert und wird nun von Charlie gebeten, im Auftrag des Auktionshauses nach Paris zu reisen. Eigentlich hat Peter der Kunst den Rücken gekehrt, aber er kann das in Aussicht gestellte Geld gut gebrauchen. Daher packt er seinen Koffer und macht sich mit einer Tasche voller Geld auf den Weg nach Frankreich.
Das Geld soll eine renommierte Kunstkritikerin zum Schweigen bringen, die behauptet, dass ausgerechnet Van Goghs 'Sternennacht' eine Fälschung sein soll. Ein Gerücht, das dem Auktionshaus Chroseby nur schaden kann. Als Peter Falcon in Paris landet, erwartet ihn jedoch ein vollkommen undurchsichtiges Abenteuer...
Ganz gegen meine sonstige Gewohnheit habe ich hier ausgesprochen langsam gelesen. Nach jeweils wenigen Seiten war ich immer schon 'satt'. Dies lag zum einen an der doch oftmals surrealen Erzählung, zum anderen aber auch an dem eigenwilligen und bildhaften Schreibstil, der wunderschön und teilweise poetisch, aber doch auch recht anspruchsvoll war.
Peter Falcon folgt im Laufe der Geschichte der 'Straße der Impressionisten', wobei es immer wieder zu undurchsichtigen Begegnungen kommt, deren Bedeutung sich nicht gleich oder manchmal auch gar nicht erschließt. Peter selbst hat einen ganz eigenen Zugang zur Kunst:
"Jedes Bild erzählt eine Geschichte. So war es ihm immer ergangen. Er konnte in die Geschichten der Bilder wie durch eine Kinoleinwand eintreten. Doch hier in Paris hatte das eine andere, neue Dimension angenommen. Die Richtung hatte sich geändert! Was wäre, wenn die Dinge und Menschen aus den Bildern in seine Welt treten würden? Und warum ausgerechnet jetzt?" (S. 121 f.)
In diesem Roman scheinen sich immer wieder mehrere Realitäten übereinander zu lagern. Manche Szenen wirken tatsächlich so, als befänden sich die Handelnden plötzlich in einem Bild, nicht aber mehr in dem heutigen Paris. Hier stellt sich im Verlauf also nicht nur die Frage, wem Peter überhaupt noch trauen, sondern auch, was der Leser glauben kann.
Der Eindruck der Surrealität blieb bei mir bis zum Schluss erhalten, wobei ich die traumartige Atmosphäre über weite Strecken durchaus genossen habe. In jedem Fall ein ganz eigenes Buch, in der der Krimi selbst eine eher untergeordnete Stellung einnimmt. Das Ende wirkte auf mich ein wenig konstruiert, beantwortete aber die meisten Fragen.
Ein versiertes Spiel mit verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit, gespickt mit zahlreichen Kunstwerken und Zitaten bekannter Künstler. Einfach eintauchen und treiben lassen - so liest es sich wohl am besten.
© Parden