Cover des Buches Das Lied der Krähen (ISBN: 9783426654439)
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Rezension zu Das Lied der Krähen von Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen - leider nicht so gut wie erwartet

von sternenwort vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine gute Geschichte mit interessanten Charakteren. Dennoch habe ich mich schwer damit getan und bin nicht vollends begeistert davon.

Rezension

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sternenwortvor 6 Jahren
Endlich bin ich auch mit diesem Buch durch. Es war ein langer Weg, ein regelrechter Kampf.
Ich hatte ganz andere Erwartungen an diese Geschichte, die leider nicht erfüllt wurden. Teilweise habe ich mich durch geschleppt und musste mich zwingen, weiter zu lesen.

Es geht um Kaz Brekker, der einen nahezu unmöglichen Einbruch in das schwer bewachteste Gefängnis dieser Welt plant. Man taucht ein in die Welt der Grischa und begibt sich mit seiner Mannschaft von insgesamt sechs Leuten auf die schwierige Mission. Dass man die Grischa-Reihe zuvor nicht gelesen hat, ist nicht weiter schlimm, zumindest habe ich es nicht so empfunden. Man braucht eine Weile, eh man in die ganzen Begriffe rein kommt, aber das geht recht einfach und die meisten Begriffe sind auch irgendwie selbsterklärend.
Die Atmosphäre wird super aufgebaut. Das dreckige Viertel auf der Insel, aus dem Kaz stammt, die Landschaft, die Orte… alles erhält seine eigene Lebendigkeit, sein eigenes Wesen. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch später, als man mit der Gruppe durch eine Eislandschaft wandert, taucht man ein in diesen Ort der Stille und Kälte. Das Leben der Menschen ist eigentlich sehr gut ausgearbeitet und dadurch wird diese Welt lebendig. Man merkt schon, wie viel Arbeit und Liebe und Mühen Bardugo in das Worldbuilding gesteckt hat.

Jedes Mitglied der Mannschaft hat seinen eigenen Charakter, seine eigene Geschichte, seine eigene Vergangenheit.
Jedes Kapitel wird von einem anderen der sechs erzählt. Stück für Stück erfährt man mehr über die einzelnen Figuren, woher sie kommen, warum sie hier sind, wieso sie sich auf diese lebensgefährliche Mission einlassen. Dadurch, dass sie alle so verschieden sind und sich einige vor der Mission auch noch gar nicht kennen, entsteht eine eigene Gruppendynamik, die nicht immer reibungslos verläuft.
Am interessantesten fand ich Kaz und Inej. Kaz ist von innen her einfach so herrlich düster und kalt, aber teilweise auch noch immer nur ein Junge. Man muss bedenken, dass alle in der Gruppe noch recht jung sind. Keiner ist älter als 20, so wie ich das mitbekommen habe. Und Kaz Gedanken waren spannend, weil er immer kalkuliert und berechnet hat und sich vom Leben verarscht fühlte.
Mit Inejs Gedanken konnte ich mich am besten identifizieren. Von Anfang an ist mir ans Herz gewachsen. Ihre Unsicherheiten, ihre Fähigkeiten, ihr Denken, ihr Glaube. Da hab ich mich sehr wohl gefühlt.
Mit den anderen konnte ich nicht so richtig warm werden, worin wohl auch das Problem bestand, warum ich mit dem Buch so große Schwierigkeiten hatte.
Nina ging mir teilweise auf die Nerven, auch wenn sie eine spannende Geschichte zu erzählen hatte und ich gegen Ende hin besser mit ihr klar gekommen bin.
Dylan und Jasper hatten zwar immer interessante und teilweise lustige Gespräche, aber ich konnte mich überhaupt nicht in die Charaktere einfühlen. Von außen betrachtet (also aus der Sicht von Inej oder Kaz aus) waren sie angenehme Charaktere, aber keine, in deren Köpfe ich eintauchen wollte.
Und Matthias hat mich gemeinsam mit Nina manchmal angenervt. Sein Verhalten war nachvollziehbar, dennoch langweilten mich seine Gedanken. Er war teilweise so in Selbstmitleid und Selbsthass versunken - was auch durchaus verständlich war - und trotzdem hat der Charakter sich selbst eigentlich nur behindert. Ich weiß, solche muss es auch geben. Gegen Ende hin haben sich auch alle verändert. Aber dieser Perspektivenwechsel war teilweise ermüdend, weil ich die Gedanken der anderen nicht unbedingt mochte. Von mir aus hätte die Geschichte auch nur aus der Sicht von Kaz und Inej erzählt werden können, auch wenn die Gedanken und Handlungen der anderen sehr wichtig waren und man so auch die einzelnen Hintergründe erfahren hat.

Zum Schreibstil…. Es ist mir sehr schwer gefallen, da rein zu kommen. Oft bin ich auch „rausgeflogen“, konnte nicht richtig eintauchen und war ständig am überlegen, ob der Satz so Sinn macht. Gefühlt waren die Sätze zerpflückt, zerstückelt, falsch konstruiert… ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber dieser Schreibstil war teilweise sehr anstrengend. Atmosphäre aufbauen kann Bardugo wirklich gut, auch die Dialoge sind gelungen. Man merkt auch, dass sie die einzelnen Szenen (gerade am Schluss) geplant angeht. Es gerät nichts durcheinander, wie ich schon bei anderen Autoren erlebt habe. In einem Kampf weiß man, wo Arme, Beine, Schwerter, Köpfe etc. sind. Trotzdem viel es mir nicht leicht, am Ball zu bleiben.

Am Ende stehe ich mit diesem Buch auf Kriegsfuß. Ehrlich gesagt kann ich den Hype darum nicht verstehen.
Ich mag teilweise die Charaktere, auch die Geschichte, die Welt, die Magie - das ganze Konzept. Aber der Schreibstil, der Aufbau und die Erzählweise waren mir stellenweise zu anstrengend. Ich werde Teil zwei auf jeden Fall lesen, weil mich jetzt doch interessiert, wie es weiter geht und ich Kaz und Inej wirklich mag und möchte wissen, wie die Entwicklung der Charaktere vorangeht, aber ich werde mir beim Lesen wieder Zeit lassen.
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