Passend zum Black History Month entführte mich Leila Mottley mit ihrem Debütroman „Nachtschwärmerin“ nach East Oakland in Kalifornien. Zu Beginn möchte ich dabei loswerden, dass die Autorin meinen größten Respekt verdient. Mit gerade einmal 20 Jahren schrieb sie ein Buch, welches die wohl grausamsten Seiten unserer Gesellschaft schonungslos aufzeigt. Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, erwartete gnadenlose Ehrlichkeit von einer Woman of Color und wurde nicht enttäuscht. Kiara, die Protagonistin dieses Romans, wird mir noch lang in Erinnerungen bleiben. Ich bewunderte ihren verbissenen Kampf für den Schutz ihrer Liebsten, in Zeiten, in denen sie ihre Seele und ihren Körper verkaufte und sich dabei beinahe selbst aufgab. Die Autorin konfrontierte mich mit Problemen, die kein Geheimnis in dieser Welt sind und doch mehr oder weniger oft verdrängt werden. Dazu gehörte sexuelle Gewalt, vor allem an Minderjährigen und Prostituierten, People of Color und Transgendern, Polizei-Korruption und vorurteilsbelastete Rechtssprechung durch Richter.
Leila Mottley
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Leila Mottley
Nachtschwärmerin
Nightcrawling: Longlisted for the Booker Prize 2022
Neue Rezensionen zu Leila Mottley
Dieses Buch ist keine leichte Kost. Die 17-jährige Kiara muss ihre Familie ernähren und kämpft dabei ums überleben. Alles scheint ausweglos und so bleibt nur noch der Weg in die Prostitution. Die Geschichte thematisiert viele aktuelle Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Armut und zeigt dabei die Missstände unserer Gesellschaft auf. Denn auch heute noch haben weiße Männer in Uniform eine privilegierte Stellung.
Insgesamt werden vielen wichtige Themen aufgeworfen, aber leider konnte mich die Geschichte nicht vollends packen. Der Schreibstil ist sehr nüchtern und transportiert nur schwer die Emotionen. Dadurch fällt der Zugang zur Protagonistin und den anderen Charakteren schwer. Zudem sind auch einige Längen vorhanden, sodass ich das Buch ziemlich oft weggelegt habe und es nur schleppend beenden konnte.
Somit konnte mich der Debüt Roman von Leila Mottley leider nicht vollends überzeugen. Nichtsdestotrotz ist es eine tolle Leistung von einer gerade mal 20-jährigen Autorin einem gesellschaftskritischen Roman mit einer wichtigen und aktuellen Message zu verfassen. Hut ab!
Die 17jährige Kiara versucht verzweifelt ihre Familie über Wasser zu halten. Der Vater tot, die Mutter im Gefängnis, der Bruder mit dem sie zusammen lebt träumt sich durch den Tag ohne sie zu unterstützen. Da es als Minderjährige ohne Schulabschluss schwierig ist einen legalen Job zu finden landet sie in der Prostitution.
Die erst 2002 geborene Leila Mottley hat mit "Nachtschwärmerin" sowohl sprachlich als auch inhaltlich einen richtig starken Debütroman geschrieben.
Sie erzählt aus der Ich-Perspektive Kiaras und damit ist man als Leser*in sehr nah dran an ihren Gefühlen und Gedanken. Ihre Verzweiflung ist auf jeder Seite greifbar; ihr Motiv sich das alles anzutun, nämlich ihre Familie durchzubringen, wird so nachvollziehbar beschrieben dass es beim Lesen schmerzt.
Mottley zeichnet eine ungewöhnliche Protagonistin die gefangen ist zwischen Kindheit und viel zu großer Verantwortung. Gleichzeitig ist das Buch eine glaubhafte Milieustudie über die Lebensumstände in Oakland, Kalifornien am Rande der Gesellschaft, über Armut und Gewalt, den Machtmissbrauch der Polizei und die Probleme Schwarzer Frauen im Alltag.
Immer intensiv, streckenweise brutal geschrieben ist "Nachtschwärmerin" ein beeindruckender Roman der deutlich macht wie wichtig es ist marginalisierten Menschen eine Stimme zu geben. Große Leseempfehlung!
Übersetzt von Yasemin Dinçer
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