Cover des Buches Rückkehr nach Somerton Court (ISBN: 9783596196890)
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Rezension zu Rückkehr nach Somerton Court von Leila Rasheed

Leichte Unterhaltung und Dramen in der gehobenen Gesellschaft

von Grandville vor 10 Jahren

Rezension

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Grandvillevor 10 Jahren


England, 1912.
Lord Westlake und seine Töchter befinden sich auf der Rückreise nach England und dem Landsitz Somerton Court. Lady Ada, eine intelligente junge Frau, die mehr vom Leben erwartet als auf den nächsten Ball zu gehen und ihre Schwester Lady Georgina, eher das Gegenteil, sind sich nicht sicher ob sie sich freuen sollen. Ihre Mutter ist verstorben und England in Wirklichkeit ein fremdes Land.Doch auf Ada lastet der Druck einen gute Figur auf dem gesellschaftlichen Parket zu machen. Ihr Vater verlässt Indien nicht freiwillig, er musste gehen - warum weiß Ada nicht. Doch dann lernt sie einen jungen Inder kennen und dies bringt Adas Leben gehörig durcheinander.

So ganz weiß ich gar nicht, was ich über dieses Buch denken soll. Viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Lange hatte ich mich auf das Buch gefreut, dann bekam ich es geschenkt. Das Cover hat mich natürlich sehr angesprochen, auch der Vergleich mit Downton Abbey hat sein übriges getan. Ich lese immer gerne historische Bücher, die in England spielen. Da war Somerton Court natürlich auf meinem Wunschzettel. Doch ich möchte ehrlich sein: das Buch war vollkommen anders, als ich erwartet habe.

Dieser Roman hat mich nicht überzeugt. Gerade aus dem Fischer Verlag hatte ich irgendwie was anderes erwartet. Es kommt mir jetzt, nachdem ich es beendet habe, ziemlich flach, naiv, oberflächlich und kitschig vor. Ein wenig wie ein Groschenroman oder eine dieser nicht enden wollenden Soapoperas. Fast kein Stereotyp wird hier ausgelassen, ein Drama reiht sich an das nächste. Im Grunde hätte man auch nur die Hälfte in dieses Buch packen können, dafür aber ein wenig mehr in die Tiefe und den Hintergrund sowohl der Handlung, der Zeit und der Figuren stecken sollen.

Das Buch spielt 1912, aber so richtig konnte ich mich beim lesen nicht in diese Zeit denken. Manchmal hatte ich eher das Gefühl es spielt 1860... wenn nicht das ein oder andere Auto durch die Gegend fahren würden. Auf der anderen Seite war es an einigen Stellen viel zu "modern". Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Autorin wirklich mit der damaligen Zeit beschäftigt hat.
Die Dialoge sind einfach furchtbar platt und die Figuren wirken sehr konstruiert und naiv bis dumm. Teilweise klaffen gehörige zeitliche Lücken in der Handlung, Kapitel enden an einer "spannenden" Stelle, aber es wird dann später nicht mehr groß darauf eingegangen. Erst viele Seiten später kommt dann mal ein Satz, der sich darauf bezieht und der wird so nebenbei eingestreut, dass ich vermute, dass die Autorin in der Zwischenzeit vergessen hat, dass sie vorher in der Handlung etwas aufgebaut hat, dass sie noch lösen muss. Dazu kommt dann noch, dass es ins süßlich kitschige geht. Neben den ganzen Dramen kommt die Liebe nämlich nicht zu kurz. Böse Stiefmutter und -Schwester gegen die gute Lady Ada und dann noch eine heimliche verbotene Liebe. Diese Stereotypen lassen nicht viel Luft für die Handlung, denn dadurch wird sie relativ vorhersehbar.
Im Januar 2014 erscheint in England die Fortsetzung "Diamonds & Deceit (At Somerton)". Warum, frag ich mich? Im Grunde weiß man schon jetzt, was passieren wird. Dazu kommt, dass das Buch nicht wirklich etwas "neues" zu bieten hat. Bei vielen Szenen musste ich an andere Werke diese Zeit betreffend denken z.B. "Wiedersehen mit Brideshead".

Das einzig Gute ist, dass sich das Buch leicht und flüssig weglesen lässt. Was aber an dem doch recht anspruchslosen Stil liegt.

Wer eine unanstrengende leichte bis seichte Unterhaltung mit englischem Adel zu Beginn des 20. Jahrhunderts lese möchte, könnte hier fündig werden. Aber bitte keinen allzu großen Tiefgang, Zeitkolorit und gute Dialoge erwarten. Viele Dramen, eine Liebe und schöne Kleider. Ein sehr leichter Schmöker mit Aschenputtel-Thema für einen kalten Winterabend oder einem Tag am Strand.
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