Lena Elfrath

 4 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Leicht wie Blei, Die Liebe ist ein Schmetterling und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Lena Elfrath geboren in Frankfurt am Main, studierte Literatur- und Medienwissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg. Heute arbeitet sie als freiberufliche Texterin und Journalistin. 2015 gründete Lena Elfrath zusammen mit zwei Partnerinnen die Agentur UBERMUT, die sich vor allem mit nachhaltiger Entwicklung beschäftigt. Ihr Debütroman "Die Liebe ist ein Schmetterling" erschien 2016. Lena Elfrath lebt in Frankfurt am Main und Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lena Elfrath

Cover des Buches Leicht wie Blei (ISBN: 9783949671043)

Leicht wie Blei

 (7)
Erschienen am 10.10.2022
Cover des Buches Die Liebe ist ein Schmetterling (ISBN: 9783863371067)

Die Liebe ist ein Schmetterling

 (2)
Erschienen am 01.08.2016
Cover des Buches Leicht wie Blei (ISBN: 9783987850578)

Leicht wie Blei

 (0)
Erschienen am 03.11.2022

Neue Rezensionen zu Lena Elfrath

Cover des Buches Leicht wie Blei (ISBN: 9783949671043)
Lia48s avatar

Rezension zu "Leicht wie Blei" von Lena Elfrath

Opfer oder Täter? Ab wann ist man eine "richtige" Mörderin?
Lia48vor einem Jahr

CN: V. a. Se*ueller Missbrauch & Abtreibung 


„,Aber du bist doch keine richtige Mörderin…‘, sagt Fran und ich bin mir nicht sicher, ob das eine Frage ist oder eine vage Hoffnung.
,Ich weiß es nicht. Gibt es eine nicht richtige Mörderin?‘
,Bestimmt. Da gibt es Grauzonen, nicht wie bei Leben oder Tod.‘
‚Ich kenne weder lebendig noch tot. Obwohl, tot kenne ich ja jetzt.‘“
 


INHALT:
Emma hat ihren Vater erschossen. Den Mann, der sie jahrelang se*uell missbraucht hat.
Statt Freiheit winkt ihr nun die Jugendstrafanstalt. Acht Schüsse gelten als Vorsatz und nicht mehr als Notwehr.
Und trotzdem fühlt sich die 18-Jährige endlich sicher: „Ich finde das nicht schrecklich. Ich finde das nur neu.“
Sie freut sich sogar über die Gefängniskleidung: „Die Frau kann nicht wissen, dass ich bis zu diesem Tag nie Hosen tragen durfte. Der Mann wollte mich im Kleid oder Rock. Mädchenhafte Erscheinung, einfacher Zugang. Wenn ich es wagen wollte, Hosen anzuziehen, wurde ich früher oder später bestraft.“
Nur um ihre Geschwister macht sie sich Sorgen. Die Mutter hat die Familie schon vorher verlassen.
Keiner der Erwachsenen hat sie je ernst genommen.
Doch nach der Tat wird ihre Geschichte im Internet publik und plötzlich wird sie auch im Gefängnis zu einer Art Heldin. Aber kann man eine Heldin sein, wenn man den eigenen Vater erschossen hat?
Wer ist Opfer und wer Täter? 


KURZMEINUNG:
Mich haben Klappentext und Ausgangssituation hier neugierig gemacht. Außerdem hatte ich vorher von dem Buch noch nie gehört oder gelesen.
Vor allem die erste Hälfte habe ich mit großem Interesse verfolgt. Nach und nach erfährt man bruchstückhaft, was Emma zu Hause erleiden musste und was schließlich zu dieser furchtbaren Tat geführt hat. Diese Rückblenden sind teilweise recht nüchtern erzählt (beachtet hier bitte unbedingt meine Triggerwarnung bzgl. Se*uellem Missbrauch & Abtreibung!).
Die unglaubliche Wut und die ruppige Art der Protagonistin kommen gut zum Ausdruck und ließen mich mit Emma mitfühlen.
Später stehen der Knastalltag und ihre Beziehung zu den Mithäftlingen mehr im Fokus. Dabei sollte man sich auf jede Menge Jugendslang einstellen. Dieser war mir manchmal etwas zu viel.
Ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen und es regt definitiv zum Nachdenken an, bzgl. der Täter- und Opferrolle.
Von mir gibt es 4/5 Sterne!

Cover des Buches Leicht wie Blei (ISBN: 9783949671043)
B

Rezension zu "Leicht wie Blei" von Lena Elfrath

Leicht wie Blei
Betty_Literaturvor einem Jahr


 

„Ich bin eine Mörderin“

„Ich würde es wieder tun“

So beginnt der Roman, in dem die Ich-Erzählerin Emma erzählt, dass sie ihren Vater erschossen hat. Wir erfahren auch warum.

Emma kommt ins Gefängnis und ist erleichtert, dass eine der Wärterinnen ihr die Anstaltskleidung zuteilt.

 

„Die Frau kann nicht wissen, dass ich bis zu diesem Tag nie Hosen tragen durfte. Der Mann wollte mich im Kleid oder Rock. Mädchenhafte Erscheinung. Einfacher Zugang. Wenn ich es wagen wollte, Hosen anzuziehen, wurde ich früher oder später bestraft.“

 

Der Mann, wie Emma ihn nennt, missbraucht sie das erste Mal im Alter von 4 Jahren, ihre Hilferufe werden von der Mutter nicht gehört. Auch über ihr auffälliges Verhalten in der Schule macht sich niemand Gedanken.

 

Emma fühlt sich sicher im Gefängnis, hier sind Türen und Schlösser, zu Hause hatte jede Tür ein Loch an der Stelle des Schlosses.

 

Die Ich-Erzählerin blickt zurück auf ihre Missbrauchserlebnisse, den Mord an dem Täter. Der Perspektivwechsel der Erinnerung in die Sie-Erzählperspektive schafft die nötige Distanz.

 

Die Beschreibung des andauernden Missbrauchs ist eindringlich, bisweilen kaum zu ertragen, aber notwendig, um zu begreifen, wie hier eine Seele zerstört wurde.

 

Die Begegnungen im Gefängnis, die „besonderen“ Persönlichkeiten, die Bemühungen der Therapeutin werden von der Autorin detailliert und teilweise humorvoll beschrieben. Emma jedoch bleibt wütend, kalt und abweisend, für sie ist die Welt düster. 

Das ist nicht verwunderlich, wenn man ihre Geschichte kennt.

 

In vorsichtigen Gesprächen mit Fran, die beiden teilen sich eine Zelle, nähert sie sich der Frage, wie man Gefühle „fühlt“ und was die Liebe ist.

 

Dieses Buch hat mich tief berührt. Es ist erschütternd zu lesen, mit welcher Selbstverständlichkeit der „Mann“ über ein kleines, hilfloses Mädchen verfügt.

Der Schaden, den er bei ihr anrichtet, ist nicht wieder gutzumachen.

 

Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Lena Elfrath hat die Täterin in einem Interview kennengelernt.

 

Cover des Buches Leicht wie Blei (ISBN: 9783949671043)
awogflis avatar

Rezension zu "Leicht wie Blei" von Lena Elfrath

HInter Gittern - der Jugendfrauenknast
awogflivor einem Jahr

Dieser Roman von einem kleinen Verlag, der mir richtig gut gefallen hat, weist ein sehr interessantes Ausgangssetting auf: Die Protagonistin Emma, im feministischen Kontext ein wundervoll gewählter Name, erschießt nach jahrelangem Missbrauch den Täter, ihren Vater, acht Mal. Notwehrexzess, respektive Totschlag oder Mord? Auf jeden Fall kommt sie in den Knast und fühlt sich unter Frauen erstmals in ihrem Leben sicher, weil ihr kein Mann mehr wehtun kann, denn die Gitter sperren nicht nur ein, sondern auch die Täter aus.

Im Gefängnis arbeitet die sehr introvertierte junge Frau in Rückblenden ihr Leben und das ganze Martyrium auf, wobei ihr eine Therapeutin zur Seite steht und Anstöße liefert. Zusätzlich wird auch der sehr strukturierte Gefängnisalltag thematisiert.

Nach und nach steckt Emma ihre Fühler aus ihrem selbstgewählten Schneckenhaus heraus, freundet sich mit ihrer Zellengenossin Fran an und schließt auch beim Mittagessen Bekanntschaft mit ein paar anderen Frauen, die bisher noch in keiner Clique sind, weil sie zu wenig cool sind. Das ist fast ein bisschen so wie in den üblichen High-School-Filmen, wo sich in der Mensa am Loosertisch die Übriggebliebenen zwangsläufig zusammenrotten und eine starke Gruppe bilden.


„Im Frauenknast gibt es einfach mal gar keine Röcke. Dass ich hier Hosen tragen und breitbeinig sitzen kann, wie ich Lust habe, ist mehr Freiheit als ich jemals davor erlebt habe.“ Mein Gesicht lächelt. [..]
„Schau doch mal, egal ob tagsüber oder nachts, hier müssen wir keine Angst haben, wir müssen nicht über unsere Schulter schauen, können lächeln ohne eklige Sprüche oder Geräusche von Männern, müssen uns nicht verkrampfen, um nicht aufzufallen, wir können endlich mal atmen, sein, wie wir sind, ohne die Straßenseiten wechseln zu müssen.“


Knastrüpelin Rena, die den Rest der Clique ein bisschen schikaniert, lässt Emma in Ruhe, denn alle jungen Frauen haben durch ihre Tat Respekt und ein bisschen Angst vor der verschlossenen Frau. Nach und nach kommt auch heraus, dass Emma draußen, also außerhalb des Gefängnisses, durch ihre Tat zum Star auf Social Media avanciert und zur Feminismus Ikone hochstilisiert wird. Schritt für Schritt erfährt die Leserschaft, wie die Clique der Ungewollten allmählich zusammenwächst und sich gegenseitig unterstützt. Sie planen als Präventivschlag der unsympathischen Rena eine Falle zu stellen.

Zwischendurch gibt es ein paar kleine Längen und ein bisschen Generve, weil die Mädchen permanent mit ihrer Poserei und ihren Gang-Sprüchen etwas langweilen, aber das ist nur Fassade, halt authentisch und typisch für junge Leute, insbesondere Straftäterinnen, die noch nicht ganz im Erwachsenenleben angekommen sind. Zudem entsteht einiges an Leser-Verwirrung, weil sich alle in der Gruppe unbedingt umbenennen müssen, was aber auch nicht immer konsequent durchgezogen wird.

Dann kommt die Geschichte aber so was von in Schwung, indem sich tatsächlich jede einzelne Protagonistin enorm weiterentwickelt. Das war übrigens jener Aspekt der Geschichte, der mich am meisten begeistert hat, diese psychologisch tiefe, authentische und grandiose Figurenentwicklung von allen Beteiligten.

Sehr spät wird auch erst wirklich klar offengelegt, dass es sich um ein Jugendgefängnis handelt, denn die Frauen werden relativ schnell wieder enthaftet. Das Ende ist zwar für mich persönlich etwas unbefriedigend, aber wahrscheinlich total realistisch. Nachdem alle im Knast zu richtig dicken Freundinnen geworden sind, will keine, nicht einmal Emma, sobald sich die Gefängnistore hinter ihnen schließen, den Kontakt aufrechterhalten. Dieses Kapitel ist abgeschlossen und ein neues Leben beginnt, da braucht frau nicht ihre Altlasten wie solche Freundschaften mitschleppen.

Fazit: Lesenswert! Ein spannendes Setting und eine innovative Geschichte, die ich so noch nie gelesen habe. Die Kurzbeschreibung des Verlages trifft punktgenau das Wesen des Romans und ist auch der eigentliche Grund, warum ich ihn bestellt habe. Ich wurde überhaupt nicht enttäuscht:

Lena Elfraths Roman „Leicht wie Blei “ stellt Fragen rund um Täterschaft und Opferrollen und betrachtet den feministischen Diskurs aus ungeahnter Perspektive.

Vorsicht! Ein bisschen Jugendsprech in den Dialogen müsste man durchaus aushalten können.

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