CN: V. a. Se*ueller Missbrauch & Abtreibung
„,Aber du bist doch keine richtige Mörderin…‘, sagt Fran und ich bin mir nicht sicher, ob das eine Frage ist oder eine vage Hoffnung.
,Ich weiß es nicht. Gibt es eine nicht richtige Mörderin?‘
,Bestimmt. Da gibt es Grauzonen, nicht wie bei Leben oder Tod.‘
‚Ich kenne weder lebendig noch tot. Obwohl, tot kenne ich ja jetzt.‘“
INHALT:
Emma hat ihren Vater erschossen. Den Mann, der sie jahrelang se*uell missbraucht hat.
Statt Freiheit winkt ihr nun die Jugendstrafanstalt. Acht Schüsse gelten als Vorsatz und nicht mehr als Notwehr.
Und trotzdem fühlt sich die 18-Jährige endlich sicher: „Ich finde das nicht schrecklich. Ich finde das nur neu.“
Sie freut sich sogar über die Gefängniskleidung: „Die Frau kann nicht wissen, dass ich bis zu diesem Tag nie Hosen tragen durfte. Der Mann wollte mich im Kleid oder Rock. Mädchenhafte Erscheinung, einfacher Zugang. Wenn ich es wagen wollte, Hosen anzuziehen, wurde ich früher oder später bestraft.“
Nur um ihre Geschwister macht sie sich Sorgen. Die Mutter hat die Familie schon vorher verlassen.
Keiner der Erwachsenen hat sie je ernst genommen.
Doch nach der Tat wird ihre Geschichte im Internet publik und plötzlich wird sie auch im Gefängnis zu einer Art Heldin. Aber kann man eine Heldin sein, wenn man den eigenen Vater erschossen hat?
Wer ist Opfer und wer Täter?
KURZMEINUNG:
Mich haben Klappentext und Ausgangssituation hier neugierig gemacht. Außerdem hatte ich vorher von dem Buch noch nie gehört oder gelesen.
Vor allem die erste Hälfte habe ich mit großem Interesse verfolgt. Nach und nach erfährt man bruchstückhaft, was Emma zu Hause erleiden musste und was schließlich zu dieser furchtbaren Tat geführt hat. Diese Rückblenden sind teilweise recht nüchtern erzählt (beachtet hier bitte unbedingt meine Triggerwarnung bzgl. Se*uellem Missbrauch & Abtreibung!).
Die unglaubliche Wut und die ruppige Art der Protagonistin kommen gut zum Ausdruck und ließen mich mit Emma mitfühlen.
Später stehen der Knastalltag und ihre Beziehung zu den Mithäftlingen mehr im Fokus. Dabei sollte man sich auf jede Menge Jugendslang einstellen. Dieser war mir manchmal etwas zu viel.
Ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen und es regt definitiv zum Nachdenken an, bzgl. der Täter- und Opferrolle.
Von mir gibt es 4/5 Sterne!