Warum gibt es eigentlich Streit?
Ja, das fragen wir uns im Leben immer mal wieder und nicht selten gibt es einen Streit und am Ende weiß man gar nicht wieso man gestritten hat oder wie es überhaupt zu dem Streit gekommen ist.
Streit gehört zum Leben, auch wenn ihn sich keiner wünscht. Wichtig ist, dass Streit nicht ausartet. Und damit dies nicht passiert ist es sehr wichtig mehr über Streit, über die Entstehung des Streits, über die Formen von Streit zu erfahren und eine Streitkultur zu verinnerlichen.
Sandra Grimm und Lena Ellermann haben sich in ihrem Bilderbuch "Warum gibt es eigentlich Streit" genau diesem Thema gewidmet und auf äußerst kreative, anschauliche Weise ein Bilderbuch gestaltet, das auf vielfältige Weise über die Entstehung von Streit, das Streiten, aber auch das Vertragen und wie man Streit vermeiden kann erzählen.
Das Buch ist bewusst großformatig. So hat man wunderbar die Möglichkeit auch einer größeren Gruppe die Bilder zu zeigen, die aus etwas Entfernung genauso klar zu erleben sind wie, direkt davor.
Die auf den ersten Blick vielleicht etwas wimmelig, wuselige Bilder laden ein das Treiben zu entdecken und auch Streit in unterschiedlichen Formen zu erleben.
Die Illustrationen spielen hier eine ganz entscheidende Rolle. Hier haben die Kinder nicht nur die Möglichkeit Streit zu beobachten, sondern sie können auch auf Mimik und Gestik achten und so Körpersprache kennenlernen, bzw. sie können lernen Körpersprache richtig zu deuten, Signale zu erkennen. Das wiederum ist ein wichtiger Bestandteil der Sozialkompetenz, die Kindern erst entwickeln müssen.
Das Buch ist ein unglaublich wertvolles Bilderbuch für die Arbeit mit Kindern. Auch wenn es sich hier um ein Bilderbuch handelt, sollte es nicht auf den Kita- und Vorschulbereich reduziert werden. Es eignet sich auch ganz fantastisch für den Einsatz in Grundschulen und der OGS-Betreuung.
Gerade durch die Gestaltung mit Sprechblasen, die Kinder oft an Comics erinnern ist es für Grundschulkinder genauso attraktiv wie für KitaKinder. Ihr findet hier nicht nur streitende Figuren.
Einige lachen, andere haben sich weh getan, andere schauen staunend oder beobachten das Treiben, wieder andere sehen traurig aus. Eigentlich kann man zu jeder Person in den Bildern mit den Kindern eine kleine Fallstudie betreiben.
Kinder können sich in vielen der Bilderwelten richtig verlieren gerade auf den Doppelseiten, die fast ausschließlich illustriert sind, gibt es ganz viele unterschiedliche Situationen und Interaktionen zu beobachten.
Das Bilder-Sachbuch beschäftigt sich mit folgenden Fragen bzw. Themen:
* Überall gibt es mal streit
* Warum streiten wir?
* Gibt es immer einen guten Grund? (zum streiten)
* Wie fühlt sich Streit an?
* Wann ist streiten nicht mehr oky?
* Streiten - aber richtig?
* Der perfekte Streit
* Wie vertragen wir uns wieder?
* Anti-Streit-Ideen
* Kann jemand helfen?
* Was ist, wenn alle gegen einen sind?
* Streiten Erwachsene auch?
* Regeln helfen, miteinander auszukommen
* Wie können wir Frieden schaffen?
* Kommt, beenden wir den Streit!
Auf jeder Doppelseite wird einem Thema oder einer Frage nachgegangen. Alles ist reich bebildert. Neben großen Illustrationen die fast schon einem Wimmelbild gleichen gibt es Doppelseiten, auf denen der Fokus des Betrachters durch einzelne szenische Illustration bewusst auf das Wesentlich gelenkt wird. Auch hier werden die Interaktionen der Figuren über Sprechblasen transportiert.
Das Buch ist ideal, um eine ganze Einheit zum Thema Streit in den Kita- oder Grundschul-Ablauf einzubauen und jeden Tag 1 oder 2 Seiten näher zu betrachten und darüber zu sprechen. Darüber hinaus kann man es wunderbar situationsorientiert eingesetzt werden.
Durch die vielen Themen werden Streit, Gefühle, Streitkultur aber auch Vertragen so sichtbar, nahbar, miterlebbar das der Blick von außen auf eine Situation manchmal auch klärend , erklärend auf die eigene Situation wirken kann.
So ist das hat das Bilderbuch nicht nur eine aufklärende Funktion sondern kann selbst zum Streitaufheber, Streitversteher werden.
"Leni und Mats haben einen neuen Ball von der Oma bekommen. ......."Ich krieg den Ball, weil ich viel sportlicher bin, ruft Leni".
"Aber ich bin älter", schreit Mats." (Zitat)
und schon ist der Streit ausgebrochen, der in eine wilde Balgerei ausartet, bei der auch gemeine Schimpfwörter fallen.
Auch Michel und Zoe streiten so sehr das Schimpfwörter fallen.
Die beiden haben Frisbee gespielt, dabei fällt die Scheibe in einen Brombeerbusch. Michel möchte, dass Zoe sie wiederholt ,weil sie sie hineingeworfen hat. Zoe möchte, dass Michel sie holt weil er lange Hosen an hat. Ja, und schon schreien sich die beiden an.
Ihr seht, es bedarf manchmal gar nicht viel, um in Streit zu geraten.
Die Situationen und Gefühle, die ihr im Buch erlebt sind, alle so gestaltet, dass Kinder sie sehr leicht nachvollziehen können bzw. mit bereits gemachten eigenen Erfahrungen andocken können.
Ausgehend von Situationen können auf das Verhalten eingehen und überlegen, wie man es besser machen kann. Dabei kann man sehr gut die jeweilige Situation zur Diskussion stellen um Stimmungen, Meinungen und Gedanken der Kinder zu sammeln und Lösungen zu finden.
Das Buch hilft im richtigen Umgang mit Streit und auch das Vertragen ist ein großes Thema.
Aufzeigen, Aufklären, Erklären, Begreifbar machen, Lösungen finden, Gefühle verstehen, all das sind Intentionen des Buches, das sowohl inhaltlich als auch gestalterisch wirklich überzeugt.
Meine Empfehlung ist hier ganz klar.
Das Buch sollte in keiner Einrichtung fehlen, es ist vielseitig einsetzbar und kann sogar in Konfliktsituationen zum Notfallhelfer werden.