Mir hat die Geschichte gut gefallen, wenngleich das Buch einige Schwächen sowohl inhaltlicher, als auch formeller Art enthält. Dennoch für Fans deutscher Fantasy und von DSA ein Muss!
Die Geschichte wird in einem Rahmen im Wesentlichen aus der Sicht von Firon, einem Stallknecht mit vielfältigen Beziehungen am königlichen Hofe Havenas erzählt. Wer Havena kennt, kennt auch das Boron/Vampirthema. Das ist ein spannendes Setting, das aber leider unter den Möglichkeiten belassen wird. Trotzdem ein schöner Ansatzpunkt, um Havena und seinen Hof einmal auf diese Art kennenzulernen oder wieder zu treffen.
Einerseits ist die Feudalwelt mit ihren Unterschieden treffend beschrieben, dennoch sind manche Denkweisen und Gerechtigkeitsthemen derart überzeichnet, dass es schlicht unglaubwürdig ist. Z.B. der König, der über den Sohn eines besten Freundes und engen Beraters mal eben im Schnellverfahren richtet. Der Vater, der dabei schlicht nicht dabei ist. Die Charaktere, die einfach auf stumpfeste Art und Weise eine schlechte Entscheidung nach der nächsten treffen, ohne nur im Ansatz zu reflektieren oder zu reden. Dabei wirken die „Ausreden“, die Firon und die anderen finden um nicht miteinander reden zu müssen so bizarr, dass man schon von einem „Plot-Blocker“ im Kopf sprechen muss. Das ist extrem schade, denn so verkommen Charaktere zu flacherern Plotmarionetten, die Information und Nichtwissen technisch zugeteilt bekommen.
Grundsätzlich geht es mir vom Tempo her zu schnell und zu durcheinander. Schöner wäre es gewesen, wenn Havena und die einzelnen Stadtviertel sowie Albernia plastischer beschrieben worden wären und die Charaktere vielleicht mehr „Charaktermomente“ abseits des Hauptplots gehabt hätten. Hier vermisse ich die nötige Tiefe, die dann auch glaubwürdige Entscheidungen schafft. Die ständigen Wechsel der Perspektive hin und her zwischen den Personen erschweren die Lesbarkeit, zumal öfters innerhalb von fünf Sätzen die Perspektive mehrfach wechselt. Zudem ist es wenig glaubwürdig, wenn Firon seine Geschichte selbst erzählt, dann aber konkrete Gefühle und individuelle Wahrnehmungen von anderen Personen berichtet.
Schließlich sind Rechtschreibfehler leider häufiger und teilweise wird „Firon“ zu „Ron“ oder andere Namen werden verwechselt, was zusammen mit den Perspektivwechseln die Lesbarkeit erschwert.
Insgesamt empfehlenswert, auch wenn man sich manchmal eine zweite grundsätzlich überarbeitete Auflage wünscht.