Im Jahr 1905 in England. Das Zwillingspaar Jack und Lively erhält Hinweise auf ihre Herkunft. Nach einer Kindheit im Waisenhaus haben sie erstmals eine konkrete Spur zu ihrer Familie in der Hand. Damit öffnen sie das Tor zu einer mysteriösen Vergangenheit, und geraten in eine Lage, die gefährlich wird.
„Blackwood: Den Wahnsinn im Blut“ ist eine Gruselgeschichte, die im viktorianischen Gewand mit gefährlichen Familiengeheimnissen spielt und insgesamt recht gut zu lesen ist.
Es fängt mit einem Besuch der mittlerweile erwachsenen Zwillinge Jack und Lively in ihrem ehemaligen Kinderheim an. Das Waisenhaus wird bald abgerissen und sie nutzen die letzte Chance, etwas über ihre Herkunft zu erfahren. Dabei erhalten sie einen Hinweis, der sie auf die Spur einer gefährlichen Vergangenheit führt.
Die Zwillinge Lively und Jack könnten unterschiedlicher nicht sein. Allein schon Livelys Vorname zeigt, welch lebhafter Charakter sich in ihr verbirgt. Sie ist alles andere als eine gewöhnliche Frau ihrer Zeit. Sie tritt forsch auf, ist fordernd und weiß genau, wie sie ihrem Bruder den eigenen Willen aufzwingt.
Jack ist hingegen ein stiller Typ, der am liebsten für sich zurückgezogen bleibt. Er mag weder Wirbel noch Gefahr, allerdings entkommt er dem dominanten Wesen seiner Schwester nicht, die ihn immer wieder in unangenehme Situationen bringt.
So kommt es, dass sich Jack und Lively in einem Dorf befinden, wo sich alles gegen sie stellt. Sie gelten als ungern gesehene Eindringlinge, die allzu neugierig sind. Dabei wollen die Zwillinge nur mehr über ihre Herkunft erfahren und ahnen, dass diese mit dem geheimnisvollen Herrenhaus zusammenhängt.
Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven von Lively und Jack erzählt. Anfangs haben mir die beiden Sichtweisen ausgezeichnet gefallen, weil man dadurch die Figuren und ihre Sicht auf das Leben kennenlernt. Mit steigender Seitenzahl kommt es häufig zu ruckartigen Wechseln. Manche Sprünge kamen so abrupt, dass ich dachte, einige Seiten übersehen zu haben. Ich glaube, dass damit die Spannung gesteigert werden sollte. Bei mir hat es eher das Gegenteil bewirkt. Sobald ich mich auf eine Situation eingelassen hatte, war ich schon wieder an einem anderen Ort, wodurch es für mich eher mühsam als packend geworden ist.
Bis ungefähr zur Mitte empfand ich das Geschehen als mysteriös, doch eine fühlbare Gruselstimmung ist nicht aufgekommen. Neben der rätselhaften Vergangenheit der Zwillinge gibt es ein düsteres Herrenhaus mit undurchschaubaren Bewohner:innen, die mir zu glatt verarbeitet wurden. Es fehlte mir an viktorianischem Charme, der durch die manipulative und forsch auftretende Lively kaum spürbar gewesen ist.
Das Geheimnis ihrer Herkunft beziehungsweise das Ende selbst habe ich relativ früh in groben Zügen erahnt. Die Autorin hat die Hinweise zwar geschickt eingearbeitet, trotzdem hat sie es nicht geschafft, mich am Schluss mit einem Wow-Effekt zu beeindrucken.
Im Endeffekt ist „Blackwood: Den Wahnsinn im Blut“ ein netter viktorianischer Schauerroman für zwischendurch, der nicht in allen Punkten überzeugt und trotzdem insgesamt gut zu lesen ist.