Die Familie der jungen Charlotte von Neubeck fällt einer politischen Intrige zum Opfern und fortan muss sie sich unter dem falschen Namen Janin Steinborn ihren Lebensunterhalt als Stubenmädchen auf einem Gut bei Frankfurt am Main verdienen. Nicht nur, dass das komplett unerfahrene Mädchen nun alles von neu auf erlernen muss und ihre Tarnung aufrecht erhalten muss, sie will auch nicht hinnehmen, dass ihre Familie hinter Schloss und Riegel sitzt und macht sich auf die Suche nach rechtlichen Beistand.
Joa! das trifft meine Gefühle nach dem Ende des Buches recht gut. Der Roman ist als erotisch flagellantischer Roman gekennzeichnet, ein Genre, in dem ich mich normalerweise kaum bewege, und so wollte ich Neues ausprobieren. Allerdings habe ich recht schnell gemerkt, dass mir dieser Genremix aus historischen Roman und erotischen Roman nicht zusagt. Angefangen beim Schreibstil, der mir überhaupt nicht zugesagt hat. Ich kam in keinen guten Lesefluss, stolperte immer wieder über Begrifflichkeiten und gesprochene Sprache, die viel zu modern für das 19. Jahrhundert ist, und musste das Buch immer wieder auf die Seite legen und mich anderer Lektüre widmen, um nicht ganz den Geist aufzugeben. Denn obwohl mich das Buch schon ab Anfang enttäuschte, hoffte ich im Laufe der Geschichte auf Besserung. Was mich aber massiv störte, war das Fehlen von Komplexität in Handlung und bei den Protagonist:innen. Die Handlung ist dermaßen geradlinig Erzählt, dass es nur diesen einen Handlungsstrang gibt, eine einzige Richtung in die sich die Geschichte entwickelt. Das Schicksal von Janins Familie und ihr Kampf für Gerechtigkeit hätten Unmengen an Potential geboten, um der Geschichte ein komplexes Gewand zu geben. Allerdings ist Janin nur damit beschäftigt, nicht als Stubenmädchen unterzugehen und verprügelt zu werden. Zwar versucht sie dann einen Anwalt anzuheuern, der sich darum kümmern sollte, dass ihre Familie freikommt, allerdings verläuft hier die Geschichte sehr im Sande:
1. Man erfährt bis zum Ende nicht, wie es um ihre Familie steht und schon gar nicht, warum diese überhaupt inhaftiert ist.
2. Janin wird bekommt die Anstellung von der Besitzerin des Gutes und wird von dieser gedeckt. Warum, das erfährt man auch nie.
Auch mit Janins Charakter konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Einerseits hat sie immer sehr blass auf mich gewirkt, hatte sich charakterlich nicht sehr stark von den anderen beiden Stubenmädchen Elli und Hannah unterschieden. Gefehlt hat mir definitiv ein reflektierter Geist. Janin wächst kaum während der Handlungszeit. Zwar erlernt sie früher oder später die notwendigen Stubenmädchen-Skills, ihr Charakter bleibt aber in festgefahrenen Mustern. Leider muss ich auch sagen, dass sie für mich keine Sympathieträgerin dargestellt hat. Sie war mir zu naiv und unbedacht, was teilweise beim Lesen recht ansträngend war, sich zum Glück aber in Grenzen gehalten hat. Ein Punkt, der mich auch immer wieder innhalten lies, war die fehlende historische Atmosphäre. Zwar hat man die Dampfeisenbahn und die Dienstmädchen, die den ganzen Tag auf Knien durch das Herrenhaus rutschen, aber sprachlich und oft auch von den Beschreibungen - die im Übrigen recht knapp ausfallen - hat mir da einfach sehr viel gefehlt. Das Buch hätte genau so gut im 16. Jahrhundert spielen können, wie zur Zeit des NS-Regimes. Hier hat sich das Setting leider sehr stark verloren.
Leider muss ich wirklich sagen, dass es sehr wenige positive Aspekte an dem Buch für mich gegeben hat.