Lena Sanders "Stummer Schmerz" war das nächste Buch, welches ich aus meiner damaligen Shoppingausbeute in Angriff genommen habe. Es ist definitiv keine leichte Kost gewesen, wurde aber für den Leser so geschrieben, dass es ertragbar ist.
Die Geschichte liest sich angenehmerweise äußerst flüssig, was in erster Linie dem flotten Schreibstil zu verdanken ist. Zudem sind die Kapitel kurz und knackig gehalten, was mir gut gefallen hat.
Die Story wird aus der Ich-Form erzählt und spielt sich auf verschiedenen Zeitebenen ab. Durch die gewählte Erzählform konnte ich mich recht gut in die Hauptprotagonistin Nele hineinversetzen, durch dieses Verhältnis konnte ich zudem auch als Leser ihr Handeln relativ gut nachvollziehen. Emily wurde, meiner Meinung nach, am eingehendsten beschrieben, ihre so ganz eigene Geschichte hat mich ehrlich gesagt am meisten interessiert.
Die Handlungsstränge sind plausibel miteinander verkettet, emotional gesehen ist die Story noch etwas mehr ausbaufähig, obwohl ich finde, dass die Gedankengänge und das Verhalten der psychisch angeschlagenen Personen schon ziemlich gut in Worte gefasst wurde. Man erkennt hier deutlich, wie oft man eigentlich ein Gefangener seiner selbst ist.
Die Geschichte hat einen reellen Hintergrund, der wirklich heftig ist. Trotzdem finde ich die Thematik zugleich sehr interessant. Die Autorin hat es geschafft, diese unterschwellig im passenden Maße mit einfließen zu lassen. Es ist furchtbar, was Kinder, auch heutzutage noch, an Leid ertragen müssen.
Das teilweise offen gehaltene Ende empfand ich als äußerst passend, obwohl ich ja schon gerne erfahren hätte, was hier Wahrheit oder Fiktion entsprochen hat?!
Ein kleiner Makel waren für mich die unnotwendigen Zeilenumbrüche, welche den Lesefluss aber nicht wirklich beeinträchtigen sollten.
Somit ein rasanter Thriller, der mir von allen bisher gelesenen Werken der Autorin, am besten gefallen hat. Wenn man bereit ist, der schaurigen Melodie der Spieluhr zu lauschen, entfaltet sich hier eine dramatische Story, die den Leser fest im Griff hat. Die Spannung wird dadurch gehalten, dass man wissen möchte, was es mit der Geschichte von Nele und Emily auf sich hat. Was ist hier real und was Einbildung? Das muss der Leser letztlich selbst herausfinden.