Ella wacht, an Armen und Beinen fixiert, in einer psychiatrischen Einrichtung auf. Sie kann sich an die letzten Ereignisse kaum noch erinnern, hat aber schreckliche Angst um ihre zwei besten Freunde Alex und Isa.
Facharzt Dr. Felix Steinhardt soll ein Gutachten über seine Patientin erstellen, die mehrere Morde begangen haben soll. Er fragt sich, wo ihr Handeln begründet liegt. Ist der Ursprung aus ihrer traumatischen Erfahrung im Kinderheim? Dass sie sich ein Leben lang die Schuld an dem Unfall ihrer Eltern gab? Oder liegt es an den mysteriösen Diätpillen? Und am Ende: Ist Ella überhaupt schuldig?
Das Buch fängt damit an, dass eine Person auf psychotische Art eine andere Person Dr. Kleinschmitt (ehemaliger Direktor des Kinderheims) und im ersten Kapitel springen wir dann in die Gegenwart, wo Ella in der Psychiatrie an Händen und Füßen fixiert ist und ihre Unschuld beteuert.
In dem Buch springen wir immer wieder in den Zeiten. Es gibt eine Zeitlinie, als Ella im Kinderheim war, dann die Tage bevor es zum Mord an Kleinschmitt kam und schließlich die Gegenwart. Ella erzählt in der Gegenwart ihre Geschichte Dr. Steinhardt, der versucht hinter die Wahrheit zu steigen.
Es wird von den grauenhaften Methoden im Kinderheim berichtet, wo die Autorin am Ende des Buches auch berichtet, dass diese auf wahren Begebenheiten fußen. Diese Geschichte hat also einen wahren Kern inklusive. Schrecklich und kaum vorstellbar, dass es wirklich dort so zugegangen ist und es wundert mich auch nicht, dass die Betroffenen psychische Folgen davongetragen haben. Dennoch hat es für mich mit der Geschichte nicht richtig gepasst. Im Laufe der Geschichte erfährt man, dass man sich in der Gegenwart im Jahr 2019 befinden und vor 30 Jahren (mit 9 Jahren) war Ella im Kinderheim, also 1989. Die fürchterlichen Umstände in dem Kinderheim lasen sich aber eher wie Berichte aus den 60er/70er. Warum hat man da nicht einfach die Geschichte etwas früher in der Gegenwart spielen lassen oder Ella etwas älter gemacht?
Dann die Sache mit den Diätpillen. Als das anfing und die Tage auf die Katastrophe, also den Mord, heruntergezählt wurden, hat Ella mit den Diätpillen angefangen und zunächst war sie eine stark übergewichtige Frau (über 100 Kilo) und am Ende des Buches war sie plötzlich normalgewichtig. Auch wenn die Pillen dazu beitragen, dass man schnell abnimmt, geht das dennoch nicht in so kurzer Zeit, denn wenn es so wäre, dann wäre Ella schon lange kollabiert.
Diese für mich sichtlichen Logiklücken haben mich schon stark gestört. Zudem war es für mich von Anfang an sehr offensichtlich. Ich habe Ella nie zugetraut, dass sie zu so einem Mord fähig ist, denn dafür hat sie auf mich viel zu naiv gewirkt. Sie nimmt Psychopharmaka und dann nochmal irgendwelche Diätpillen und ignoriert einfach Schwindel, Blackouts bis Ohnmacht. Sehr leichtsinnig.
Auch fand ich es etwas doof, als plötzlich Alex’s Sicht kam. Ich meinte, dass es auch Kapitel gab aus der Sicht von Dr. Steinhardt hat gut gepasst, aber das Kapitel von Alex war erstens überflüssig und zweitens hat es einen Teil der Spannung gekillt. Es hat so ein Bisschen das bestätigt, was mich die ganze Zeit an dem Buch so gestört hat.
Auf dem Cover steht groß „Psychothriller“, aber es hat sich nur bedingt so gelesen. Die Elemente eines Psychothrillers waren schon da, aber man hat nicht damit gespielt. In so einem Buch erwarte ich, dass der Autor Zweifel in mir sät, wer nun der Täter ist, dass dieser mich verwirrt, dass dieser mich in die Psyche eintauchen lässt und mich frage, was Wahrheit und was Illusion ist. So wurde es auch im Klappentext angekündigt, aber so war es nicht. Es war mir einfach teils zu oberflächlich, zu belanglos, als dass ich wirklich Zweifel bekommen hätte.
Der Schreibstil war in Ordnung. Nichts Besonderes, nicht besonders packend, aber ließ sich gut lesen. Die Dialoge fand ich an der ein oder anderen Stelle etwas hölzern. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass man sich doch so nicht unterhält, wobei mir wiederum der Umgang zwischen Ella und Dr. Steinhardt gut gefallen hat. Aber dort blieb die Spannung aus, weil beide Figuren zu ruhig waren. Das Dr. Steinhardt ruhig und souverän agierte, konnte ich gut nachvollziehen, da er ja Profi ist. Doch Ella hätte auch etwas aufgebrachter, emotionaler agieren können. Sie wirkte auf mich sehr resigniert, nach dem Motto, dann erzähle ich ihm eben meine Geschichte. Mir haben da einfach, wie auch in manch anderen Teilen der Geschichte, die Emotionen gefehlt. Sie sind bei mir nicht angekommen.
Das Ende, wie es aufgelöst wurde, fand ich nicht gerade geschickt. Es war etwas an den Haaren vorbeigezogen und von der einen Figur auch dämlich.
Fazit: Es war ein ganz nettes Buch, was mich unterhalten hat. Die Thematik mit dem Kinderheim fand ich spannend, aber irgendwie hat mir dann doch einiges gefehlt. Übrigens habe ich das Buch ja als Print vorliegen. Die Schrift finde ich sehr groß gewählt und auch gibt es immer wieder unnötige Zeilenabstände in dem Buch. Das Buch wirkt aufgeplusterter, als es letzten Endes ist. Es zeigt mir knapp 300 Seiten an. Beim Lesen hat es sich aber eher wie 200 Seiten oder weniger gelesen. Von mir gibt es 2,5 Sterne.