Lene Albrecht

 3,6 Sterne bei 12 Bewertungen
Autor*in von Weiße Flecken, Wir, im Fenster und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Lene Albrecht, geboren 1986 in Berlin, studierte Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder) und am Literaturinstitut Leipzig. 2019 erschien ihr Debütroman »Wir, im Fenster«. Für die Arbeit an »Weiße Flecken« erhielt sie das Recherchestipendium des Berliner Senats. Als Mitglied des Kollektivs WRITING WITH CARE/RAGE organisierte sie 2021 eine gleichnamige Konferenz zur Frage nach der Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Autor*innenschaft. Sie arbeitet als freie Lektorin, Journalistin und Moderatorin u. a. für die Redaktion Radiokunst von »Deutschlandfunk Kultur«.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lene Albrecht

Cover des Buches Wir, im Fenster (ISBN: 9783351050658)

Wir, im Fenster

 (6)
Erschienen am 13.09.2019
Cover des Buches Weiße Flecken (ISBN: 9783103975383)

Weiße Flecken

 (6)
Erschienen am 24.01.2024
Cover des Buches heute gestern morgen (ISBN: 9783941949027)

heute gestern morgen

 (0)
Erschienen am 25.08.2012
Cover des Buches Tippgemeinschaft 2014 (ISBN: 9783937799704)

Tippgemeinschaft 2014

 (0)
Erschienen am 10.03.2014

Neue Rezensionen zu Lene Albrecht

Cover des Buches Weiße Flecken (ISBN: 9783103975383)
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Rezension zu "Weiße Flecken" von Lene Albrecht

Abbruchrezension
Esther1987vor 2 Monaten

Leider ein #Abbruch auf Seite 108.

Eine junge Frau reist nach Togo, um über Flucht- und Migrationsursachen zu forschen. Vor Ort trifft sie Menschen und fragt nach ihren Geschichten: eine Schneiderin,  die ihrer Abschiebung aus Deutschland zuvorkam, einen jungen Mann,  der mit seinem Dienst im Waisenhaus hadert, und den Bibliothekar, der sie aufmerksam macht auf die Europäer/ innen,  die wie Gespenster das Land bevölkern.

Klingt wirklich spannend und das Thema Herkunft,  Migration,  Rassismus und deutscher Kolonialismus find ich sehr wichtig und in Kombination mit dem Titel und dem interessanten Cover war ich sehr neugierig. 

Leider hat mich das Buch nicht gefesselt bzw. War mir zu nüchtern, sachlich und die Erzählung zu episodisch, fragmentär und bruchstückhaft . Viele Dinge werden nur angerissen und nicht zu Ende erzählt, zu viele Personen und Einschübe. 

Ein paar Markierungen habe ich gemacht:


"Eine Geschichte, die lange vor dem 20. Jahrhundert begonnen hatte und die noch immer nicht beendet war." Seite 96

Cover des Buches Weiße Flecken (ISBN: 9783103975383)
KataRafs avatar

Rezension zu "Weiße Flecken" von Lene Albrecht

Romane, die sich mit dem Deutschen kolonialen Erbe auf persönlicher Ebene, den lückenhaften Informationen und dem eigenen Weißsein literarisch auseinandersetzen, sind noch rar.
KataRafvor 3 Monaten

»Seit meiner Ankunft wurde ich jeden Tag ein Stück 𝑤eißer« |41

Eine junge Deutsche reist nach Togo. Sie hat den Auftrag dort zu forschen, zu Fluchtgründen und Migration.
Anstatt auf Antworten zu den Anderen trifft sie auf Fragen, Irritationen und Spuren von Weißen, die sie stoßen auf sich selbst und ihr eigenes Weißsein. Begegnungen mit Menschen, Gegenständen und Orten bilden sich in ihr zu Geschichten, die trotz der Einordnungsversuche lose bleiben.

»Immer häufiger fragte ich mich, gab es ein richtiges, ein falsches Zuhören? Wie viele Arten des Zuhörens gab es? Und welche davon beherrschte ich? Manchmal erwischte ich mich dabei, bereits im Hören die Geschichte mit anderen Erzählungen abzugleichen. Wer erzählte sie mir und warum?« |71

Ihre Gedanken und Assoziationen verschieben die Orientierung und Bezugspunkte. Da kommt ihr Onkel in Erinnerung, der in Nigeria arbeitete und rassistische Bilder evoziert, das Kreisen ihrer Freundin um die Leerstelle ihres Vaters, der nach Kanada ging "weil die Scheißglatzen ihn so verprügelt haben, dass er im Krankenhaus lag" (|129) schiebt sich ein. Ihre Gedanken drehen sich um eine neue Bekannte, deren Vater aus Ghana ist, die Mutter aus den Niederlanden, die in Europa Schwarz und in Westafrika Weiß gelesen wird, um das Verhalten eines Weißen Deutschen im Freiwilligendienst, um die Gespräche mit einer togolesischen Familie, die um ihrer Abschiebung zu entgehen, "freiwillig" nach Togo zurückkehrte, um den Bibliothekar, der stets auf Abstand zu Weißen bedacht ist, um die Afroamerikanischen Tourist:innen auf Spurensuche, um die Menschenschauen der Deutschen Vergangenheit, Antiquitätenhandel und um Schwarze Deutsche Biographien, die unvollständig überliefert wurden. Fast obsessiv drehen sich ihre Gedanken um die kolonialen Spuren in ihrer eigenen Familie, weniger um ihren Weißen Ururgroßvater, der als Kolonialist in Panama lebte, denn um ihre Urgroßmutter, sein Kind kolonialer Herkunft, Weiß und Schwarz gelesen, uneindeutig, die als Einzige mit ihm nach Hamburg kam und in Deutschland blieb.
Diese lückenhaften kolonialen Spuren, die Leerstellen und das Schweigen sucht die Figur zu füllen, zur gleichen Zeit weiß sie um die Grenzen ihrer Perspektive und sie hinterfragt ihre widerstreitenden Motive. Rachel Dolezal fällt ihr ein oder die in Deutschland verbreitete Phantasierung von jüdischen Wurzeln, welche sie der internationalen Vermischung und Verwebung aller Identitäten gegenüber stellt, die eindeutige Zugehörigkeiten verwischen.
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»Weiße Flecken« ist ein suchender Text, der den Motiven der Erkundung einer Deutschen auf koloniale Spuren nachgeht, sich dabei immer wieder an Grenzen stößt. Auch wenn die Figur sich mehr dem zurücktreten und zuhören gewidmet hätte, kann Kohärenz im Kontext dieser Geschichte nicht entsteht. So springt »Weiße Flecken« in Zeiten, Orten und auch in den Perspektiven auf die Weiße Hauptfigur und schwankt zwischen phantasierten Zusammenhängen, losen Identifikationen und dem darauf stoßen, dass Leerstellen bleiben, auch wenn sie mit aller Kraft gefüllt werden wollen.
Romane, die sich mit dem Deutschen kolonialen Erbe auf persönlicher Ebene, den lückenhaften Informationen und dem eigenen Weißsein literarisch auseinandersetzen, sind noch rar. Auch das macht »Weiße Flecken« lesenswert.


Cover des Buches Weiße Flecken (ISBN: 9783103975383)
A

Rezension zu "Weiße Flecken" von Lene Albrecht

Klug und nachdenklich
alina_liest07vor 3 Monaten

Durch einen Zufall erhält Ellen die Möglichkeit innerhalb eines Forschungsauftrags nach Togo zu reisen und dort zu Flucht, Migration und die Folgen der deutschen Kolonialherrschaft zu recherchieren. Neben den Menschen und ihren Geschichten vor Ort, trifft die junge Frau während ihrer Studien dabei auch auf ihre eigene Familiengeschichte und beginnt immer mehr Fragen zu stellen…

Mit „Weißen Flecken“ ist Lene Albrecht eine spannende und bewegende Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, seinem Kolonialismus und dessen Auswirkung bis in unsere eigenen Familiengeschichte gelungen. In drei Teilen, wobei ein Großteil davon in Togo spielt, begleiten wir die Protagonistin auf ihrer schwierigen Suche nach den richtigen Fragen. Und wir lernen dabei einiges über ein viel zu unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte.

 Meiner Meinung nach ist „Weiße Flecken“ keine leichte Lektüre für nebenbei. Es ist ein Buch, das Aufmerksamkeit fordert für die verworrene Familiengeschichte, in dessen Zentrum Ellens‘ Ur-Oma Benedetta steht, die einst aus Panama mit ihrem deutschen Vater eingereist war. Die Nachforschungen und lückenhafte Nacherzählung der Familiengeschichte, sind dabei sehr gelungen und faszinierend.

 

Fazit: Eine Erzählung voll kluger, nachdenklicher Fragen zu Herkunft, Kolonialismus, Rassismus und der eigenen Familiengeschichte. In eindrucksvoller, fast poetischer Sprache verfasst, ist „Weiße Flecken“ keine schnelle Lektüre für zwischendurch aber eine unbedingte Leseempfehlung, für alle die sich auf diese Art von Erzählungen einlassen wollen.

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