Rezension zu "Ein Löffel Honig" von Lene Mayer-Skumanz
Leselevel: ♦♦♦♦◊
Wissenssteigerung: ♦♦♦♦♦
Humor: ♦♦♦◊◊
Spannung: ♦♦♦♦♦
Gefühl: ♦♦♦♦♦
Elternvergnügen: ♦♦♦♦♦
Zielgruppe: Jungs und Mädchen von 7 – 9 Jahren
128 Seiten, gebundene Ausgabe um € 14,95
Themen: Freundschaft, Erstkommunion, Gott, Imkerei, Honig, Fels, Schule, Familie, Nachbarschaft
Ein Löffel Honig: Eine Geschichte zur Erstkommunion ist ein wunderschönes Buch über Freundschaft. Vorneweg sei gleich gesagt: Das Buch ist einfach ein toller Kinderroman! Auch wenn sich die sechs Kinder der Erstkommunionsgruppe rund um Tischmutter Ulli gerade auf das Fest der Erstkommunion vorbereiten, kann man das Buch gerne auch „einfach so“ lesen. Es fasziniert mich aber schon sehr, wie es sowohl der Autorin Lene Mayer-Skumanz als auch der Illustratorin Birgitta Heiskel gelungen ist, dem Kinderbuch auch eine spirituelle Dimension zu verleihen.
Vordergründig aber lesen wir von sechs Erstkommunionskindern einer Vorbereitungsgruppe. Die Autorin Lene Mayer-Skumanz fängt deren Familien einfühlsam ein, spiegelt ihre Gedankenwelt wider und enthüllt ihre Konflikte und Freuden. Die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den Kindern Julia und Stefan ist hinreißend. Sie treffen sich meistens auf einem geheimen Felsen im Wald und tauschen sich aus. Ab und an besuchen sie auch Stefans Großvater in seiner Imkerhütte und genießen einen Löffel Honig. Diese naturbezogenen Ausflüge und die tiefe Freundschaft lassen die Kinder aufblühen.
Die schöne Geschichte eröffnet aber auch eine religiöse Dimension. Bei der Erstkommunionsvorbereitung mit Ulli und den Gesprächen zwischen Julia und dem Pfarrer werden religiöse Themen angesprochen, zum Beispiel das Gewissen, Versöhnung und einige Bibelstellen (darunter den Psalm, in dem Gott als „schützender Fels“ bezeichnet wird). Wer ist Gott, wie wirkt Gott in unserem Leben, wie verbindet man sich mit Gott, wieso lässt Gott Kriege zu? Nicht nur die ProtagonistInnen sind diesen Fragen auf der Spur, sondern wir hören (bzw. lesen) auch Gottes eigene Stimme: Gott kommentiert das Geschehen glaubwürdig, überzeugend, liebevoll. Das ist ein großer Kunstgriff, und ehrlich gesagt wundert es mich selbst, dass er gelungen ist . Ebenfalls bewundernswert ist, wie Lene Mayer-Skumanz es schafft, komplexe katholische Themen wie die Transsubstantiation in einfachen Worten, für Kinder verständlich anzusprechen und das Ganze dann auch noch in diese schöne Freundschaftsgeschichte zu packen. Wirklich toll!
Die Illustratorin dieser Ausgabe von _Ein Löffel Honig_, Birgitta Heiskel, vermag es, in ihren Bildern die Gefühle der Protagonisten wunderbar einzufangen: Julia sitzt voller Freiheitsdrang mit wild wehendem Haar auf ihrem Fels, Stefans Großvater steht gütig und entspannt im Imkeranzug da wie ein cooler Raumfahrergreis, die nervige Mirella spreizt sich verzweifelt von einem Föhrenast ab und Stefan greift mit freudig glühendem Gesicht nach Julia, um ihr ins gemeinsame Versteck zu helfen. Heiskels Illustrationen sind einfach unsagbar schön und berührend, wobei honiggelb in allen Bildern eine zentrale Rolle spielt. Zum einen natürlich weil die Zeit der Erstkommunionsvorbereitung für Julia so erfreulich ist wie ein Löffel Honig, genascht in der Imkerhütte von Stefans Großvater. Zum anderen ist dieses Honiggelb ein Symbol für Gott und Julias Beziehung zu Gott. Heiskels Bilder zeigen nicht nur Menschen, sondern immer auch wunderschön gezeichnete Tiere und Pflanzen, was die Schönheit und Bedeutung der Natur als Gottes Schöpfung unterstreicht.