Cover des Buches Frau Lehrer undercover (ISBN: 9781503939806)
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Rezension zu Frau Lehrer undercover von Leni Mai

Übertrieben, aber temporeich

von EvyHeart vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Übertrieben, aber temporeich

Rezension

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EvyHeartvor 7 Jahren

Das Cover


Das Titelbild hat mich enttäuscht. Es erinnerte mich an den Vorspann einer Sitcom aus den 90ern und meine ersten Gehversuche mit einem Zeichenprogramm. Die Idee ist nett, aber das Cover zu kontrastarm und zu rosa. Zu überdreht. Auch wenn das zum Roman passt, hätte man es ähnlich schön gestalten können wie andere Fotos der Werbeagentur zeigen.

Inhalt


Franziska Becker ist eine Lehrerin, wie sie oft in solchen Büchern steht: Sie hat keine Lust, mag Geld und obwohl sie manches weiß, hat sie keine Ahnung von dem Fach, das sie unterrichtet. Binnen zwei Sätzen wird sie zur Sprach-Klassenfahrt nach Barcelona geschickt und erlebt vieles, was sie nicht erleben wollte: Ihre Gastmutter ist alt, die Schüler motzen, ständig passieren Katastrophen. Licht ins Dunkel kommt erst, als Sportlehrer Gerhard und Schönling Allessandro herein purzeln. Doch plötzlich wird Franziska auf eine Mission geschickt!

Charaktere



Franziska Becker ist 32, wirkt aber wie 40. Sie unterrichtet Wirtschaft, hat aber wenig Lust und noch weniger Wissen. Aber sie mag alles, was Spaß macht: Geld, Männer, Alkohol. Obwohl sie auf der Suche ist, findet sie meistens nur One-Night-Stands. Und sie ist furchtbar naiv. Ich fand die Figur völlig überdreht und nervig. Aber wahrscheinlich soll sie genau das sein: Der Gegenentwurf zum tugendhaften Pädagogen, der für kleines Geld und mit viel Idealismus Schüler unterrichtet. Nicht neu, nicht außergewöhnlich, aber es gibt Leser, die das mögen.

Auf den Punkt bringt es ein Satz auf S. 14: "Von Schülern kann man viel lernen und deshalb studiere ich sie, wann es nur geht." - Franzi will die Schüler nichts lehren, sie sind Feinde, die man beobachtet und belächelt.

Gerhard Manner ist, obwohl Lehrer, das männliche Idealbild. Er hat nicht nur einen Sixpack, sondern auch den Respekt der Schüler und für jedes Problem eine Lösung. Im Gegensatz zu Franziska steht er auf dem Boden der Tatsachen.

Die Schüler bilden das typische Kollektiv: Es gibt freche Schüler, Streber, Verliebte.... Nur wenige werden benannt, aber einige bleiben im Gedächtnis.

Themen


Schule: Das Buch stellt die Schule als einen strengen Ort dar, gegen den Franziska mit ihrem Egoismus protestiert. Gleichzeitig nehmen es die Lehrer mit den Regeln nicht soooo genau...

Verzeihen: Das große Thema des Buches sind Fehler und wie Menschen damit umgehen. Franziska gerät, verschuldet und manchmal unverschuldet, in einige Katastrophen. Und auch wenn man die Figur nicht zu ernst nehmen sollte: Egal, wie groß der Fehler ist, solange die Absichten gut waren, wird einem verziehen. Eine schöne Botschaft, die man manchmal braucht.

Barcelona: Ich hatte mich auf einige Impressionen aus der katalanischen Hauptstadt gefreut, aber diese waren nur wenig vorhanden. Einkaufsmeilen werden beschrieben, das Aquarium besucht und der Tibidabo bestiegen - das war es. Franziska ist so strahlend, dass anderes untergeht.

Spannung


Verglichen mit dem Klappentext benötigt das Buch einige Zeit, bis es zur Klassenfahrt kommt und diese wird ziemlich aprupt eingeleitet. Danach schreitet das Buch schnell voran und schon nach 40% kommt Würze hinein - ab diesem Punkt weiß man, dass es in einem großen Knall enden wird, man weiß nur nicht, wann. Das war toll.

Außerdem weiß die Autorin die Handlung mit vielen Nebenhandlungssträngen aufzufüllen, die leider nicht immer beendet werden. Dennoch findet man auf jeder Seite Begebenheiten, die einen schmunzeln lassen. Und es gibt eine Katze!

Schreibstil


Das Buch ist flüssig zu lesen, es gibt keine komplizierten Sätze und man kommt gut durch.

Probleme hatte ich mit dem Humor. Das Buch lebt davon, dass es den Alltag parodiert, doch mir war das zu flach. Nett fand ich nur diesen tragik-komischen Moment auf S. 59


Meine coolness verflüchtigt sich schlagartig und eine schwarze Träne läuft mir über die Wange. Das meine ich nicht philosophisch, nein, auch die wasserfeste Wimperntusche hält nicht, was sie verspricht.

Gut fand ich, dass im Vorwort erklärt wird, dass "Professor" im Österreichischen dem "Frau (Lehrerin)" entspricht.

Leider sind im (guten) Lektorat die österreichischen Einflüsse verloren gegangen - ich finde das schade, weil es Charme hat.

Fazit


"Frau Lehrer undercover" bietet kurzweilige Unterhaltungen für Inlandsflüge. Wer den Humor mag, findet ein buntes Kollektiv an Figuren und Handlungen, eine positive Stimmung und ein Happy End. Mir war es zu dramatisch, zu schreiend.

Ein Buch mit ähnlicher Thematik hat mir besser gefallen - "Morgens leerer, abends voller". Der Humor ist trockener und die Handlungsstränge abgeschlossen. "Frau Lehrer undercover" ist überwiegend ein "Frauenroman".
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