Sie war eine Unbelehrbare, die nie wahr haben wollte, dass Hitler ein kranker Irrer und die ganze Nazibande Abschaum war. Sie hat Albert Speer bis zuletzt verteidigt und als Sie mit über 100 Jahren 2003 starb, hatte sie immer noch nicht begriffen, oder begreifen wollen, was diese Wahnsinnigen in der Welt angerichtet hatten.
So vernagelt sie auf der einen Seite war, so großartig war ihr Gespür für Bilder, was sie nicht nur in grusligen Propagandafilmen und zur Olympiade 1936, sondern auch während ihrer späteren Afrikareisen und als Unterwasser-Fotografin im hohen Alter noch unter Beweis stellte. Ich kann nicht beurteilen, wie sehr die Geschichte ihres Lebens in diesem Buch geschönt ist, sie ist es aber unzweifelhaft. Riefenstahl ist stets (wenn auch vergeblich) darum bemüht, sich als ahnungslose und unpolitische Künstlerin, allenfalls als Mitläuferin darzustellen. Es gibt genug Stellen in ihren Memoiren, die diese Schönfärbereien ad absurdum führen.
Das Buch zeichnet jedenfalls, wenn auch überaus subjektiv, die ungewöhnliche Geschichte einer der umstrittensten Frauen der Neuzeit nach. Was immer man auch von diesem Leben halten mag, es lohnt sich schon, darüber zu lesen.
Rezension zu "Memoiren" von Leni Riefenstahl