Cover des Buches Der Junge auf der Holzkiste (ISBN: 9783733500481)
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Rezension zu Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Wichtiges Zeitdokument

von M.Lehmann-Pape vor 9 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 9 Jahren
Wichtiges Zeitdokument

In klarer, einfacher Sprache erzählt Leon Leyson, einer der „Schindler-Juden“ und damals noch ein Kind, von seiner Zeit im Lager, von den Umständen und Zuständen, von der Rettung durch jene berühmte „Schindlers Liste“ und ebenjenen Oskar Schindler, die Leyson erlebt und in weiten Teilen erlitten hat.

Und auch wenn es Berichte, Dokumentationen, Filme, wissenschaftliche Arbeiten in Hülle und Fülle zu jener Zeit, zu den Lagern, zum Holocaust gibt, es ist doch immer wieder etwas besonders und besonders lesenswertes, persönliche Erlebnisse „aus erster Hand“ sich vor Augen zu führen. Damit nicht und nie vergessen wird.

Unter Würdigung all des Glücks, der glücklichen Fügungen und des Mutes, den es in so manchen Momenten Leyson gekostet hat, nicht unter die Räder der Zerstörung zu geraten.

Denn als es soweit war, als er, fast am Ende seiner Kräfte, die Nachricht erhielt, bei Schindlers „Emalia“ arbeiten zu können, gar mit seiner Mutter gemeinsam (sein Vater war schon ein „Schindler-Jude“ zu diesem Zeitpunkt), kam der Schock schnell. Sein Name gestrichen.

Ob dieser kühle, kalte Offizier da tatsächlich einen „menschlichen Moment“ hatte? Oder das Auftreten Leysons burschikos wirkte? Er wurde dennoch in das neue Lager neben der Fabrik als Arbeiter überstellt. Und hätte genauso gut einfach kurzer Hand erschossen werden können.

Denn das ist die eigentliche Botschaft dieses schmalen Buches. Dass nicht nur ein Göth „einfach so“ Juden erschoss, vom Balkon, im Vorbeigehen, bei Lust und Laune, sondern jederzeit dieser dünne Faden des Lebens hätte reißen können (und, wie Leyson zu berichten weiß, für so viele vor seinen Augen ja auch gerissen ist).

„Hätte Göth mich gesehen, hätte er mich bestimmt erschossen oder mich auf noch schlimmere Art getötet“. Flankiert von seinen beiden Doggen, „Ralf und Rolf“.

Ausgeliefert sein. Mit seinen klaren Worten aufzeigen, wie schmal die Tünche der Zivilisation doch letztendlich ist, wie animalisch sich bei vielen die brutale Natur nach vorne schob in dieser Zeit.

Und ebenso von persönlichem Heldentum erzählen, von Oskar Schindler und der, durch das Buch, dem Leser emotional nahrückenden Gefahr, die dieser (mit anderen) damals auf sich nahm, immer nah am Abgrund balancierend.

„Wenn die nächste Zwecke krumm wird, dann erschieße ich Dich“. Und mit geladener Waffe schaute die Wache dann dem Arbeitsvorgang des kleinen Jungen zu. Die Zwecke wurde gerade, zum Glück, denn es bleibt kein Zweifel, dass Leyson einfach so erschossen worden wäre. Aus Spaß, Langeweile, Ärger, Wut, Gründe fanden sich immer.

Eine intensive Lebensgeschichte (auch des „restlichen“ Lebens natürlich), in der auch Schindler selbst nicht zu kurz kommt.
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