Cover des Buches Karl und Anna (ISBN: 9783150089521)
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Rezension zu Karl und Anna von Leonhard Frank

Der Glaube an etwas, das Halt verspricht ...

von Zen-Cola vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein interessantes Grundgerüst gut ausgearbeitet.

Rezension

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Zen-Colavor 6 Jahren
Ich bin durch die Materialien zu »Im Westen nichts Neues« zu dieser Geschichte gekommen. Hier wird sie als Roman, dort als Kurzgeschichte und woanders als Novelle bezeichnet – aus Trotz spreche ich jetzt einfach mal von einer Erzählung.

Die Erzählung »Karl und Anna« handelt von Karl und seiner Liebe zu der Frau eines seiner Kameraden. Während Karl und Richard in russischer Kriegsgefangenschaft sind und Gräben ausheben, schwärmt Richard ihm von seiner Frau Anna vor – bis ins letzte Detail, selbst ihre Körperhaltung beim Sex schildert er minutiös. Karl selbst erträumt sie sich zum Idealbild zusammen, etwas, das Sinn verheißt und Halt gibt: Er verliebt sich in die Frau, die er nur aus Erzählungen, dafür aber bis in jedes Detail kennt. Als Richard verschleppt wird, nutzt Karl seine Chance, flieht – und begibt sich auf den langen Weg zu Anna, wo er sich als Richard ausgibt. Anna erkennt zwar, dass der Mann vor ihrer Tür nicht Richard sein kann; aber dass er sie so gut kennt, schenkt ihr Wärme …

Nach »Im Westen nichts Neues«, das die Brutalität des Krieges in seinen direkten Facetten zeigt, zeichnet »Karl und Anna« ein etwas anderes Bild. Die Erzählung behandelt im Kern, wie man während der Härten des Krieges etwas sucht, an das man glauben kann – sowohl als Soldat, aber auch als Frau in der Heimat, die ohne Genaueres zu wissen auf die Rückkehr ihres Mannes wartet und hofft. Und dass es manchmal reichen kann, etwas zu finden, das diese Leere füllt.

Die Sprache ist jederzeit einfach zu verstehen. Kitschig fand ich die Geschichte nicht, vielmehr fand ich ihren Grundgedanken sehr interessant.

Wer mehr zum Thema »Erster Weltkrieg« lesen möchte, dem sei gesagt, dass diese Geschichte auch im Sammelband »Einer muss den Frieden beginnen« zu finden ist.
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