„Und die Kurzfassung? […] Die Beatles standen für Wandel.“ Bereits auf Seite 22 steht wofür eine der größten Popgruppen aller Zeiten standen und bereits bis zu diesen Zeilen ist klar: ein Buch über John Lennon funktioniert nicht ohne The Beatles.
Die Autorin Lesley-Ann Jones ist bekannt für ihre jahrzehntelange Arbeit als Journalistin im Rock-Business und als Jugendfreundin von David Bowie stehen ihr immer noch alle Türen in diesem Genre offen. Diesen Umstand machte sich die Autorin zunutze, um beinahe 40 Jahre nach dem Tod John Lennons die Geschichte des Rebellen neu aufzurollen. Die Zeit heilt alle Wunden sagt man – und so kann man mit genügend Abstand die Dinge oft mit anderen Augen sehen.
Das The Beatles und mit ihnen John Lennon keine Waisenknaben waren, ist hinlänglich bekannt. Wie weit die Pilzköpfe es jedoch wirklich trieben, wurde lange Zeit unter dem Mantel des Schweigens verhüllt. Die Autorin räumt in ihrem Buch mit einigen der (positiven) Vorurteile über John Lennon auf. Ungeschönt erzählt sie was den Exzentriker Lennon wirklich ausmachte, seine Beziehungen zu seinen Frauen – ob mit ihm verheiratet oder nur als Liaison – und sein Verhältnis zu den restlichen Beatles, Managern, Wegbereitern oder Gefährten.
Dass das Buch über einen großen Teil auch den Weg der Beatles aufzeigt, stört nur wenig – eher störend sind oft endlose Aufzählungen oder Vergleiche, welche die Autorin immer wieder einbaut.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist oft verstörend und weicht vom Image des damaligen Medienlieblings teilweise weit ab. Durch zahlreiche Interviews mit damaligen Mitstreitern Lennons, seiner ersten Frau und vielen weiteren Zeitgenossen wirkt die Erzählung aber durchgängig authentisch.
Auch gelingt es der Autorin, die einzelnen Abschnitte in kompakte Geschichten zu verpacken. Jede für sich durchgängig und mit einem Spannungsbogen versehen. So verpackt wird das Leben Lennons aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Wenn es dadurch auch hin und wieder zu Wiederholungen kommt, wirken diese wie ein Déjà-vu nach und vertiefen die Erzählungen zusätzlich.
In Phasen der Geschichte, in denen widersprüchliche Aussagen aufeinandertreffen oder die Interviews keine befriedigenden Antworten liefern, versucht die Autorin nicht zu interpretieren. Man bemerkt deutlich an solchen Stellen, dass gerade hier sehr objektiv berichtet wird und dem Leser selbst die Auslegung vorbehalten bleibt.
Wer John Lennon kennen lernen möchte wie man ihn noch nie gesehen hat, kommt an diesem Buch nicht vorbei – gleichgültig ob Beatle-Fan oder Anhänger der Stones. Eine Erzählung über einen Mann, der die Geschichte der Musik so geprägt hat wie kaum ein anderer. Eine Erzählung über einen Mann, der Millionen Menschen Halt und eine Richtung gab und eine Friedensbewegung anführte, die bis heute nachwirkt.
Schlussendlich eine Erzählung über einen Menschen, der wie viele andere nur auf der Suche nach Anerkennung und Liebe war – ob er diese Suche mit Yoko Ono beenden konnte? Wie gesagt an manchen Stellen muss sich der Leser sein eigenes Bild machen. 4 Sterne