Rezension zu "Gib mir was, sonst kriegste was!" von Lesley Glaister
„Gib mir was, sonst kriegste was!“ So bitten die Kinder am Tag des Geisterfestes, Halloween, um Süßigkeiten – wer dies verweigert, muss mit Streichen rechnen. Was in Lesley Glaisters Roman mit einer harmlosen Nachbarschaftsgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einer unheimlichen Atmosphäre, die ein böses Ende vorausahnen lässt.
Drei benachbarte Häuser in einer Vorstadt in England. Auf den ersten Blick scheinen die Bewohner der drei Häuser ganz gewöhnliche Menschen zu sein. Was aber keiner ahnt ist, dass diese Bewohner doch nicht so gewöhnlich sind, wie sie vorzugeben scheinen. Eine Einladung zum Freudenfeuer lässt sie alle aufeinander treffen und die mühsam errichtete Fassade beginnt zu bröckeln. Und der Zündstoff dafür sind nicht die Raketen, die an diesem Abend in die Luft gefeuert werden, sondern die Nachbarn selbst, die sich mehr bekriegen als lieben und sich gegenseitig anstacheln. Neben dem Nachbarschaftskrieg haben die einzelnen Bewohner jedoch auch in ihren eigenen vier Wänden mit ihren eigenen „Geistern“ zu kämpfen, von denen keiner wissen soll, die aber ungewollt zutage treten.
Die Geschichte zu dem Buch ist mindestens genauso mysteriös und unheimlich wie die Handlung an sich. Denn zufällig bin ich auf Lesley Glaisters Roman gestoßen, doch weder die Verlagsseite noch die Recherche auf anderen Seiten lieferten genauere Informationen. Somit war die Neugier geweckt. Was hat es damit auf sich? Bis heute kann ich es mir nicht erklären.
Dennoch, ich habe es gelesen, und ich musste es zwischendurch immer wieder einmal beiseite legen und schlucken. Wer glaubt, in diesem Roman herumspukende Geister anzutreffen, wird enttäuscht. Denn womit Lesley Glaister mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen hat, waren keine Geister: Es waren die ganz gewöhnlichen Menschen. Menschen, die jedoch nur auf den ersten Blick gewöhnlich erscheinen.
Und das ist, was mich an dem Roman so gefesselt hat. Lesley Glaister schafft aus dem Gewöhnlichen etwas Außergewöhnliches. Geschickt lässt sie nach und nach Details aus der Vergangenheit der Protagonisten zutage treten, die sich im Ganzen zu etwas Unheilvollem zu entwickeln beginnen, sodass man glaubt, nicht mehr weiterlesen zu können.
Allerdings ist der Roman näher an der Realität dran, als anders möglich. Lesley Glaister schreibt über das Älterwerden, das Zusammenleben und die Liebe, die manchmal doch so ihre Schattenseiten hat – und es war schockierend, nachdenklich stimmend und berührend zugleich.
„Gib mir was, sonst kriegste was“ - eine Lektüre, die wie für den Halloween-Abend gemacht ist, aber dennoch nichts für schwache Nerven.