Rezension zu "Die Outsalter" von Letitia Gaba
Liebe Letitia,
ich habe gerade die ersten 100 Seiten deines Buches in einem Rutsch durchgelesen und weißt du, was passiert ist? Mir liefen die Tränen.
Zunächst nicht aufgrund der Grausamkeiten, die dir widerfahren sind, das kam erst auf den letzten Seiten dazu. Zunächst weil du mir etwas sieklärbar gemacht hast, was ich vorher gefühlt habe, aber nicht zuordnen konnte.
Viele Themen kommen in dem Buch zusammen und sie zeigen wie Kinder, die die ersten Jahre frei und selbstständig leben durften, anschließend gebrochen werden. Und dann für verrückt erklärt.
Die wenigen von uns, deren traumatisierten Eltern und Großeltern es zumindest schafften Jahre der Zusammengehörigkeit, der fehlenden kindlichen Einsamkeit und des freien Spielens und Lernens zu gewährleisten, sind in einem System des Hasses und Brechens wollens verloren.
Fehlender Neid, fehlende Gier, fehlender Sexismus und Rassismus so wie fehlende Geringschätzung anderen Lebewesen sind ein Problem in einer Welt voll von Kindern, die nie Liebe, Wärme, Zusammenhalt und sich selbst nie als Schöpferinnen siefahren durften. Die Verkehrung wird in deinem Buch sehr deutlich.
An der Stelle, wo das schwer missbrauchte Mädchen mit Medikamenten ruhig gestellt wird und du schreibst „Das Leben wird unterbunden“, kam es wie ein Schwall über mich. So viele Sätze, die du schreibst, sind identisch zu meinen Gedankengängen und das wird an unserer ähnlichen Sozialisation in den ersten Jahren liegen und dem Wechsel, den wir während dieser erfahren mussten. Die Indoktrination kann nur sukzessive über Generationen erfolgen, sie funktioniert nur, wenn der Kontrast nicht zu stark ist. So auch keine „Integration“.
Dein Buch macht viele Themen auf, es erklärt apathische Mütter, die Wege in Prostitution und Missbrauchsbeziehungen, die Notwendigkeit der Patriarchatswächterinnenschaft und das Verkaufen anderer Frauen und Kindern an den Herrn, um zu überleben. Auch dass eine vollständige Integration von Ost in West nicht möglich ist und, dass nur etwas Neues entstehen kann. Solange das nicht passiert, tobt der Kampf zwischen den Patriarchaten, uneinig darüber wie die Frau versklavt werden soll oder, ob sie nicht ganz weg soll.
Wenn frau uns zuhört und Bücher wie deine liest, die über die Kulturen und Schichten hinweg aufzeigen, wie die Verknechtung der Frau der Grund allen Übels ist.
Ich habe wirklich noch nie jemanden getroffen, die so ähnlich denkt wie ich und die gleichen Schlüsse zieht und Worte wählt. Vielen Dank, dass ich mich in vielem in dir siekennen darf.
Und es stimmt: Wir sind SCHWER ERZIEHBAR. Wenn nicht sogar gar nicht. Wir bleiben der Mutter Erde und den Kindern verbunden, da kann sich der Herr auf den Kopf stellen, rot anlaufen und schimpfen, wie er will. Und da kann ER ZIEHEN, wie er will.
Das Buch ist ein Muss für jede Frau, die sich fragt, was hier eigentlich los ist. Auch deutsche Frauen werden sich darin siekennen. Aber auch Männer können viel lernen über die Sozialisation von Mädchen und den Qualen und vielleicht so das einige oder andere verstehen.
Ich umarme dich für all die Offenheit und bewundere dich für deinen Weg. Wer dich nur oberflächlich kennt, kann sich nicht ausmalen, was du sieleben musstest durch den Herrn bzw. die Herren.