Rezension zu Omni-Visibilis von Lewis Trondheim
Rezension zu "Omni-Visibilis" von Lewis Trondheim
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Hervé Boileau ist ein mäßig sympathischer Büroangestellter mit einem ausgeprägten Hygienefimmel, der über Nacht ungewollt zum Star wird. Mit einem Mal teilt er seine Wahrnehmung mit der ganzen Welt: Jeder kann sehen, was er sieht, hören, was er hört, und fühlen, was er fühlt. Wildfremde erkennen ihn auf der Straße, fühlen sich von ihm belästigt oder wollen durch ihn Nachrichten übermitteln. Auch das Militär und die Politik sind interessiert und schnell fühlt sich Hervé immer weniger wie ein Individuum, sondern wie ein instrumentalisiertes Medium. Nun zeigt sich, wem Hervé wirklich trauen kann… Sowohl der interessante Plot als auch die Tatsache, dass hier kein geringerer als Lewis Trondheim mit Matthieu Bonhomme zusammen gearbeitet hat, lassen Großes erwarten. Zeichnerisch lässt die zweifarbige Graphic Novel im typisch frankobelgischen Stil auch nichts zu wünschen übrig, inhaltlich hätte man aber deutlich mehr daraus machen können. In hohem Tempo rauscht die Geschichte an einem vorbei, mitgerissen wird man leider kaum. Ein bisschen fühlt man sich wie bei einer durchschnittlichen Hollywood-Produktion: Hochkarätig besetzt, eine grundsätzlich gute Story und technisch einwandfrei umgesetzt - und dann wartet man 90 Minuten lang darauf, dass endlich etwas passiert, was den Funken überspringen lässt. Letztendlich hofft man wenigstens auf einen originellen Abschluss, wird aber leider auch hier mit Standards enttäuscht. Dafür bekommt man für seine 20 Euro allerdings solides Buchhandwerk geboten: Das Hardcover aus dem Hause Salleck erinnert optisch stark an die Noir-Reihe bei Schreiber & Leser und punktet bei nicht allzu Lichtempfindlichen mit Vorsatzpapier in Neon-Orange. Interessierte sollten beim Comichändler ihres Vertrauens einfach mal reinschauen.