Rezension zu "Die Mädchen der Pagode" von Li Yu-Chen
Ich liebe Geschichten, die im alten China spielen – deshalb war ich umso neugieriger darauf, wie sich eine Sammlung erotischer chinesischer Erzählungen lesen lassen würde. Sprachlich bewegt sich der Roman irgendwo zwischen märchenhaft und zotig. Gleichzeitig werden die erotischen Handlungen sehr blumig und verspielt umschrieben. Das macht die Geschichten vielleicht nicht erotisch, aber doch sinnlich. Hin und wieder gibt es dann aber auch Ausdrücke, die so plump sind, dass sie die Atmosphäre doch arg stören.
Hinzu kommt, dass die Geschichten, die sich die Blumenmädchen – letztlich auch nur eine charmante Bezeichnung für Prostituierte – erzählen, sehr oberflächlich bleiben. Auch die zahlreichen erotischen Begegnungen sind letzten Endes nicht wahnsinnig einfallsreich oder originell, manches wiederholt sich.
Für unsere moderne Zeit ist die dargestellte Erotik auch nur noch bedingt nachvollziehbar. Gleichberechtigung ist in „Die Mädchen der Pagode“ ein Fremdwort – man muss aber auch den historischen Kontext bedenken. Trotzdem können die erotischen Elemente in der heutigen Zeit sicherlich nicht mehr so unterhalten wie damals, jedenfalls nicht eine moderne, aufgeschlossene Frau.
Warum ich als moderne Frau den Roman trotz all der Kritik trotzdem ganz gern mochte? Weil mich „Die Mädchen der Pagode“ tatsächlich ein bisschen ins alte China entführt hat. Die blumigen Umschreibungen, die Leichtigkeit, die manchmal lustigen erotischen Begegnungen, all das hebt den Roman von anderen Erotikromanen ab und ist allein deshalb schon einen Blick wert.