Ein Geschenk kann eine freudige Überraschung sein, oder aber auch ein Hinweis, oder eine Verantwortung.
"The Gift" heißt im Englischen ein Geschenk, eine Gabe, eine Begabung, als Wortspiel kann es aber auch ein Gift sein, ein Gift was Dich langsam verseucht, durchdringt aber auch reinigen kann.
Dieses vielleicht nicht so gemeinte, aber manchmal naheliegende Wortspiel kommt auch tatsächlich von einem Deutschen.
sHanLi ist 1981 in Leipzig geboren und ist mit 16 Jahren nach China gekommen um 14 Jahre im Shaolin Tempel zu lernen.
Sein Buch ist durchdrungen von einer anderen Sicht auf die Welt.
Kurzgeschichten, Aphorismen, Gedichte, Gedanken und seine eigens persönliche Erzählung wie das harte Lernen in China war, klingen von einer fast ehrfurchtsvollen Reife, die dieser Mensch erlangt hat.
Seine satirische Erzählung "Der Lokus" bringt auf feine, witzige Weise den kapitalistischen Menschen in eine natürliche Situation, an der er komplett scheitert.
Seine Beschreibung aus der Sicht des bückenden Menschen zeugt von einer sensiblen Art Menschen zu erkennen und sich auch in andere Gedanken hinein zu versetzen.
Weiterhin wird die kapitalistische Gesellschaft auf das Korn genommen.
Nach dieser Kurzgeschichte folgen einseitige Gedankensplitter, schwierig zu greifen, andersartig, hier sollte man sich mehr Zeit nehmen.
Nach 80 Seiten schreibt sHanLi plötzlich in Englisch und jetzt kommt der stärkste Teil des Buches.
"The Prohibition" eine SF-artige Geschichte bei der in einer vorstellbaren Zukunft Kaffee und Zucker verboten sind, sprengt den Rahmen des kleinen Buches.
Mit einer Fabulierlust, die schon beim Lesen die Geschmacksknospen auf der Zunge erblühen lassen, erzählt er von dem Erlebnis die das Essen eines Keks haben kann. (der in dieser Geschichte zu den verbotenen Substanzen gehört)
Dabei verwendet er Adjektive die ich so in der Summe noch nie zu lesen bekam. Wie gesagt alles auf Englisch.
Auch diese Geschichte und die auf transzendentale Weise dargelegte Sichtweise zeugt von einem inneren unverklärten Blick auf die Dinge, die uns dieser junge Autor darlegt.
Das abschliessende "Monks & Beasts" beschreibt wie steinig der Weg zu sich sein kann, der einen dann aber auch mit einem in sich ruhen belohnt.
The Gift schleicht sich hiermit in meine Blutbahnen ein und wirkt noch lange nach, auch wenn das Gegengift, der Alltag daran nagt.
Ein Gift was öfters zu sich genommen werden sollte.