Rezension zu "Die Angstprediger" von Liane Bednarz
Sorgsam, aber auch eng gefasst
„Das vorliegende Buch versteht sich ausdrücklich nicht als Pranger, sondern soll eine Debatte anstoßen, die idealerweise nicht nur zu einer des Christlichen, sondern auch des Konservatismus insgesamt führt“.
Als Anregung zur Diskussion ist dabei dieses Werk von Lisa Bednarz durchaus geeignet, die Selbstvergewisserung steht da allerdings auf einem anderen Blatt. Zwar trennt die Autorin, und das ist sehr gelungen im Buch, jeweils akkurat und sauber die verschiedenen Begrifflichkeiten (zum Beispiel in Fragen der Gender-Debatten) und differenziert so wieder aus, was in den letzten Jahren eher zu einer „Soße“ aus Schlagworten geworden ist.
Statt also populistisch geprägte Begrifflichkeiten wie „Auflösung der Geschlechter“, „Umerziehung“ oder „Homosexualisierung der Gesellschaft“ einfach bestehen zu lassen, führt Bednarz in sachgemäßer Form zurück auf das, was trennscharf als Grundlagen z.B. der Gender Theorie gelten: Gender Mainstreaming und Gender Diversitiy.
Wie an diesem Beispiel zieht sich diese geschärfte Begrifflichkeit durch das Werk und macht so an den verschiedenen Themen klar, wie durch Verkürzungen, Steigerungen oder einseitigen Betonungen eine „Kampfsprache rechter Kreise“ entsteht.
In ähnlicher Weise zieht Bednarz im Übrigen als Gesamtergebnis und roten Faden durch das Werk eine nicht ganz scharfe, aber doch erkennbare Linie zwischen „Konservativ“ und „Rechts“ und vermittelt auf diese Weise nachhaltig, wo genau in letzter Zeit „Grenzüberschreitungen“ in nicht wenigen Fällen stattgefunden haben. Einerseits erkennbar durch die verwendete Sprache (Wie Björn Höcke zur neuen „Männlichkeit“ z.B. aufruft), andererseits auch schlichtweg durch Verbindungen stark konservativer christlicher Kreise in Wort und Schrift mit Aktionsbündnissen wie Pegida oder der AFD allgemein.
Was das Buch vermissen lässt, ist ein eher grundsätzlicher Blick auf „christliche Angstpredige“ und deren aktuellen Erfolg weltweit. Nicht nur im „Bible Belt“ der USA mit seiner starken Unterstützung für Donald Trump, auch in Lateinamerika sind evangelikale Freikirchen mit ihrer extremen „Richtig-Falsch“ Botschaft massiv auf dem Vormarsch, was das Wecken von Begeisterung in der Bevölkerung angeht, wie auch in Deutschland verschiedene theologische Strömungen jedweder Form von „Multi-Kulti“, modern verstandener Sexualität oder anderen „Neuerungen“ gegenüber an sich sich verschlossen zeigen.
Wie dies mit der „neuen politischen Rechten“ bestens einhergeht und das damit aktuell eher „Über.Konservativ“ zu verstehendes Denken einen breiten Anhalt in konservativen christlichen Kreisen findet, das stellt Bednarz argumentativ und anhand vieler konkreter Beispiele und Personen verständlich dar.
Wobei die Lektüre durchaus Konzentration erfordert, überaus trocken und sachlich-wissenschaftlich verfasst ist. Dies ist kein „Buch für nebenbei“ und ebenso kein „glattgebügeltes“ Werk. Ansätze zur Kritik, zur eigenen Reflexion und zur Diskussion werden zuhauf geboten.
„….so ist fast zwangsläufig, dass viele rechtskonservative Christen in der AFD eine nahezu ideale politische Heimat sehen. Die Partei bedient mit ihrer Ablehnung des Gender Mainstreamings, der Abtreibung, der „Ehe für alle“ und dem Kampf gegen die angebliche „Islamisierung“ alle Themen, die für diese Christen zentral sind“.
Was aber, auch das sei gesagt, keine neue Erkenntnis ist und nicht ursächlich mit einer Parteiengründung und -Entfaltung in den letzten Jahren in Verbindung steht.