Das Buch scheint ein ähnliches Problem zu haben, wie das Buch, das ich gerade zuvor rezensiert habe ("Die Feder von Kylnavern")
Erst mal aber allgemein zum Buch, denn dieses hat, anders als das Buch zuvor, trotz Mängel schon einmal einen wesentlich besseren Eindruck hinterlassen. Es hat mich damals ebenfalls direkt angesprochen, was das Cover angeht und konnte dann auch vom Inhalt her besser überzeugen.
Wie man nämlich von einem Buch erwartet, in welchem auch durch Welten gewandert wird, bekommt man einen schönen Weltenaufbau. Noch nicht ganz ausgereift, da sich doch vieles am gleichen Ort abspielt, aber doch gut. Auch der grobe Handlungsstrang mit den Elementen ist klasse und lässt einen richtig neugierig auf den nächsten Band werden.
Wieso aber, und das ist ein riesiges Minus, ist es so wichtig, dass Alexis zuvor blind war? (So wichtig sogar, dass der erste Satz des Klappentextes davon handelt). Ihre verlorene Blindheit, sowie ihre verlorene Gabe dazu (die übrigens knapp gestreift nebenbei erwähnt wird, sodass man kaum weiss, was es denn nun genau war), spielen nicht wirklich eine Rolle in der Geschichte. Sie war blind und jetzt nicht mehr, kann ihren (ohnehin schon sehr gewöhnlichen) Alltag aber ohne weitere Hürden einfach fortführen. Geht zur Schule, etc. Dabei würde sie doch dutzende Probleme haben (von einer generellen Angewöhnungszeit, dass da plötzlich so viele neue Eindrücke auf sie einprasseln mal abgesehen). Ein Mensch, der bisher nur die Blindenschrift kennt, kann zum Beispiel nicht einfach so auf einmal lesen, nur weil er sieht, weil ein Buchstabe in einer Blindenschrift völlig anders ist, als in der normalen Schrift. Es wird aber auch nicht erklärt, wie jetzt ihre Schule damit umgeht. Die müsste zuvor, obwohl man davon ja auch nichts hört, extra einen riesigen Aufwand für sie betrieben haben, alles blindengerecht anzuschaffen, damit sie genauso normal mit den anderen mitarbeiten kann und nun da sie sieht, sollte die Unterstützung darin liegen, ihr auch die gewöhnliche Schrift und alles beizubringen, aber scheinbar niemand, ausser ihrer Tante hat überhaupt eine Reaktion auf diesen Wandel. Ihre Freundin reagiert nicht, Alexis selbst lässt die Sache ja sogar kalt. Da fragt man sich schon, warum das überhaupt eingebaut wurde und nicht stattdessen ein viel deutlicherer Fokus auf der fehlenden Gabe allein liegt.
Diese wird übrigens, wie schon gesagt, ebenfalls kaum erwähnt. Das Buch beginnt an dem Punkt, an welchem Alexis wohl schon vor mindestens einem Tag verloren hat (wenn man unrealistisch davon ausgeht, dass sie den Termin sofort bekommen hat) und somit auch ihre Gabe schon weg ist, sodass man leider überhaupt nichts davon zu sehen bekommt, wie Alexis zuvor ihre Welt wahrgenommen hat, was eigentlich ein riesiges Potential gehabt hätte. Auch die für sie wohl komplett andersartige Sichtweise hätte für wirklich schöne Beschreibungen gesorgt, gerade wohl in der anderen Welt. Wie schön wäre es nämlich gewesen, aus ihrer Sicht zu lesen, wie sie die Wellen des Meeres auf einmal nicht mehr nur hört, sondern auch sieht, wie sie brechen, etc. Aber auch das wird überhaupt nicht ausgenutzt.
Das alles ist ziemlich schwere Kritik und hätte so ebenfalls für drei Sterne gesorgt, wenn Alexis die einzige Protagonistin geblieben wäre. Das ist sie zum grossen Glück, aber nicht und gerade April und die anderen scheinen besonders in den ersten Abschnitten die Geschichte zu tragen, weil sie, als eigentliche Weltenwanderer auch viel schneller auf Kaltru ankommen.
So konnten sie die Geschichte auch zu einem grossen Teil retten, wenn auch nicht ganz, den der Mangel ist leider nicht klein. Ich bin aber von der Geschichte selbst her, dennoch auch gespannt, wie es weitergeht. Vier Sterne deshalb für dieses Buch.