Cover des Buches The Diviners – Aller Anfang ist böse (ISBN: 9783862314133)
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Rezension zu The Diviners – Aller Anfang ist böse von Libba Bray

Grusel in den Golden Twenties

von Liyadis vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Grusel in den Golden Twenties! Sehr komplexe vielseitige Story mit gewöhnungsbedürftigen Charakteren, aber sehr spannend und mysteriös!

Rezension

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Liyadisvor 9 Jahren
Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten...nicht schon wieder, denkt man da gern. Doch das man solch eine "Superhelden"-Story auch einmal ganz anders aufziehen kann, dass zeigt uns Libba Bray mit den Diviners. Sie verstrickt Menschen mit Gaben, die sie nicht immer als Geschenk sehen, mit einer wirklich sehr gut konstruierten, mysteriösen Gruselgeschichte, die einem so manches Mal die Gänsehaut auf die Arme zaubert.

Zum Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1926. Es ist die Zeit des »Großen Gatsby«, von Prohibition, Flüsterkneipen und des Jazz. Aber auch die Ära der Flapper: ausgelassenen jungen Frauen, die mit ihrer unkonventionellen Aufmachung das gängige Frauenbild der Zeit auf den Kopf stellen, in illegalen Clubs zu wildem Jazz tanzen und die Nacht mit viel Champagner zum Tage machen. Ein solches Mädchen ist auch die 17-jährige Evie O‘Neill, die nach einem kleinen »Zwischenfall« aus der Provinz ins schillernde New York geschickt wird. Bei ihrem Onkel, dem Direktor eines Museums für Aberglauben und Okkultismus, soll sie wieder auf den rechten Weg gelangen. Doch Evie hat anderes im Sinn. Hemmungslos stürzt sie sich mit ihrer Freundin Mabel in das glamouröse Nachtleben der Metropole und genießt das ausgelassene Treiben in den Flüsterkneipen und Jazzclubs der Stadt. Doch die vergnügliche Zeit nimmt ein jähes Ende, als mysteriöse Ritualmorde die Stadt erschüttern. An den Tatorten verweisen rätselhafte Zeichen und Nachrichten auf einen okkulten Hintergrund. Was keiner ahnt: der Mörder verfügt über übersinnliche Kräfte. Und mit einem Mal ist Evie Teil der Mordermittlungen. Denn auch sie hat eine besondere Gabe...(Quelle: DAV)

Meine Meinung:
Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich das Buch (ich durfte das Hörbuch genießen) so manches mal dazu brachte zu googlen. Denn allein der Begriff "Flapper" wollte mir nichts sagen. Die Twenties waren noch nie meine Lieblingszeit im Geschichtsunterricht, weil sie mir zu schillernd und zu künstlich waren.

Dieses Gefühl hatte ich auch wieder bei den Beschreibungen von Evangeline O'Neill, die ganz und gar ein Kind ihrer Zeit ist. Partys, Alkohol und gegen Normen verstoßen, dass ist ihre Devise. Zu Anfang und eigentlich bis zu 3/4 des Buches war sie mir nicht sympathisch. Sie ist auf der einen Seite naiv und launisch auf der anderen aber auch schon sehr erwachsen und will ihrer Zeit vorraus sein. Sie hat anfangs sehr selbstsüchtige und egoistische Wesenszüge, die sie aber im Laufe der Zeit immer mehr abstreift.

Mit Will und Jericho trifft sie in der schillernden New Yorker- Metropole auf zwei absolute Gegenteile von sich selbst. Den Weg des Einstellens aufeinander konnte man gut verfolgen und das es damit nicht einfach sein würde war klar. Will ist ein kauziger Kerl, der ganz für sein Museum lebt und in seiner Arbeit rund um Okultes aufgeht, Jericho sein Assistent, der mehr verbirgt, als es zu Anfang den Anschein hat. Beide Charaktere sind gut gelungen und jeder auf seine Art interessant.

Libba Bray hat so unglaublich viele Figuren in die Geschichte eingebaut, dass es mir unmöglich ist, alle zu erwähnen. Wichtige Personen neben Evie, Will und Jericho sind noch Memphis und sein Bruder Isiah, die beide ebenfalls Diviner-Gaben haben, sowie Sam , Theta und Henry die man auch dazu zählen muss. Insgesamt kann man sagen, das fast alle Protagonisten in irgendeiner Weise eine Gabe besitzen, die aber in diesem Band der "Diviners"-Reihe noch nicht gänzlich erklärt wurden.

Doch trotz der Fülle an Personen gelingt es Bray einen roten Faden zu ziehen. Der ist zu Anfang keinesfalls ersichtlich und kristallisiert sich bei manchen Handlungen, Orten oder Geschichten erst spät heraus, doch wenn man ihn entdeckt hat, ist man einfach fasziniert von der Konstruktion der Story. Man muss höllisch aufpassen, dass man nichts verpasst.
Die alles überschattende Handlung dieses Bandes, ist die der Ritualmorde und in diesem Bezug die von Naughty John. Naughty John begegnen wir bereits im Prolog und schon dort wird klar, dass das eine gruselige und mysteriöse Geschichte wird. Ich war begeistert, was für eine großartig ausgearbeitete Kulisse Bray Naughty John gibt. Sie verwebt Religöses, Okultes und Fantastisches geschickt miteinander und spricht Themen an wie Sekten, Fanatismus und Machtgier. Dabei wirkt es nie zu konstruiert, nie zu weit her geholt. Entweder hat die Autorin sehr gut recherchiert oder eine Gabe Erfundenes so rüber zu bringen, dass man es einfach schluckt. Ich war fasziniert von der Fülle an Details, die man über die Sekte der "Brethren" erfährt, von den Analysen der Verhaltensweisen von Sektenanhängern,...

Insgesamt, und das ist der Grund, warum ich nicht die volle Federzahl geben kann, entwickelt sich die Story sehr langsam. Man erfährt so viele Einzelheiten um die Protagonisten herum, dass man manches Mal droht den Faden zu verlieren. Die Autorin schafft zwar immer kurz bevor es droht langweilig zu werden, den Absprung, dennoch wäre ein bisschen weniger vielleicht hier mehr gewesen. Der Schreibstil ist dabei zwar flüssig, sprachlich aber an die damalige Sprechweise angelegt, was es komplizierter macht, aber überaus schön klingt. Überhaupt überrascht Bray mit oftmals poetischem Blick auf die Geschehnisse, was mir wiederum sehr gut gefallen hat.

Zudem möchte ich sagen, dass ich die Alterfreigabe des Verlages nicht so recht passend finde. Dabei geht es nicht um die grausigen Morde, die im Laufe des Buches an Detailiertheit nachlassen, sondern um die Schwere des Inhalts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Jugendlicher mit 14 Jahren weiß, was ein Bolschewist ist, oder was die Prohibition bedeutet. Es werden außerordentlich viele Begriffe verwendet, die man heute gar nicht mehr kennt und da man die Twenties im Geschichtsunterricht nicht mehr so genau behandelt, werden viele hier an ihre Grenzen kommen.

Ein paar Worte möchte ich auch noch zu Anja Stadlober als Sprecherin des Hörbuches verlieren. Ich bin zwiegespalten, was sie angeht. Ich kenne sie als Stimme von Zoey Deschanel und bereits da konnte ich ihr leider nicht recht was abgewinnen. Für mich redet sie zu monoton, ja manches Mal leiert sie gerade zu. Sie verleiht damit den Figuren nicht den Charakter, den ich ihnen geben würde. Besonders ist mir das bei Will aufgefallen, der durch ihre Interpretation fade rüber kam. Evie allerdings gibt sie genau den richtigen Charakter. Das hat mir gut gefallen.

Fazit: Ein wirklich spannendes, mysteriöses und komplexes Buch mit einer sehr gut konstruierten Story, die leider etwas langsam in Fahrt kommt und gewöhnungsbedürftigen Charakteren, bei der man konzentriert am Ball bleiben muss. Empfehlenswert!

Ich bedanke mich bei dem Deutschen Audio Verlag für die Bereitstellung des Hörbuches und die leckeren Pfefferminzbonbons ;)!
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