Liliana Corobca

 3,5 Sterne bei 12 Bewertungen
Autorin von Der erste Horizont meines Lebens, The Censor's Notebook und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Die moldawische Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Liliana Corobca wurde 1975 in Saseni-Calarasi geboren. Sie hat mehrere Bücher über Literaturzensur im kommunistischen Rumänien veröffentlicht. Im Herbst 2015 erscheint bei Zsolnay der Roman "Der erste Horizont meines Lebens". Corobca lebt in Bukarest.

Alle Bücher von Liliana Corobca

Cover des Buches Der erste Horizont meines Lebens (ISBN: 9783552057326)

Der erste Horizont meines Lebens

 (12)
Erschienen am 24.08.2015
Cover des Buches Capatul drumului (ISBN: 9789734672127)

Capatul drumului

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Erschienen am 01.01.2018
Cover des Buches KINDERLAND. TOP 10+ (ISBN: 9789734655168)

KINDERLAND. TOP 10+

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Erschienen am 01.01.2015
Cover des Buches The Censor's Notebook (ISBN: 9781838415938)

The Censor's Notebook

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Erschienen am 22.09.2022
Cover des Buches Un An In Paradis (ISBN: 9789975005371)

Un An In Paradis

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Erschienen am 13.04.2022

Neue Rezensionen zu Liliana Corobca

Cover des Buches Der erste Horizont meines Lebens (ISBN: 9783552057326)
pardens avatar

Rezension zu "Der erste Horizont meines Lebens" von Liliana Corobca

Das Dorf der Kinder...
pardenvor einem Jahr

DAS DORF DER KINDER...

Die zwölfjährige Cristina kümmert sich um alles: Sie kocht, putzt, füttert die Hühner und Schweine und ist Elternersatz für ihre jüngeren Brüder. Die Geschwister leben in einem Dorf in Moldawien, während die Mutter in Italien fremde Kinder hüten muss und der Vater in Sibirien arbeitet. Dabei ist Cristina eigentlich in Cousin Lucian verliebt, träumt vom ersten Kuss und einer besseren Zukunft. "Das Warten ist wie ein kleines Tier, weder ein Haustier noch ein wildes Tier, mal brav und schläfrig, mal böse und entfesselt." Eine einprägsame Geschichte in starken Bildern, geschildert aus der Sicht von Kindern, die am Rande von Mitteleuropa alleine zurückbleiben. (Klappentext)

Zugegeben, dies ist nicht der erste Roman, den ich zum Thema einsam aufwachsender Kinder gelesen habe, deren Eltern in anderen Ländern arbeiten, um die Familie finanziell über Wasser halten zu können. "Wenn ich wiederkomme" von Marco Balzano beispielsweise befasst sich ebenfalls mit den psychischen wie sozialen Folgen dieser so besonderen Arbeits- und Lebenssituation. 

In dem Roman von Liliana Corobca wird ausschließlich aus der Ich-Perspektive der 12jährigen Cristina erzählt, die sich in einem abseits gelgenen Dorf in Moldawien alleine um den Hof und die beiden jüngeren Brüder kümmern muss und nebenher zur Schule geht. Die Kindheit Cristinas ist längst vorbei, zum Spielen kommt sie nicht mehr, und auch bei den seltenen Treffen mit anderen Mädchen dreht sich alles um das Thema Hausarbeit und Erziehung.

Das Dorf wird auch "das Dorf der Kinder" genannt, weil viele in einer ähnlichen Lage sind wie Cristina und ihre Brüder. Die Eltern arbeiten alle in anderen Ländern, kommen ein oder zweimal pro Jahr nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen, telefonieren ansonsten einmal pro Woche mit den Kindern, um sich über den Stand der Dinge zu informieren, und schicken ansonsten regelmäßig Geld. Die Solidarität im Dorf ist zudem nicht sonderlich hoch, jeder schaut nur bei sich und auf seine Vorteile, die anderen müssen sehen wie sie klar kommen. Selten bekommen Cristina und ihre Geschwister einmal ein paar Pfannkuchen oder ein Gläschen Marmelade geschenkt, meistens stiehlt man ihnen im Gegenteil noch Sachen vom Hof. Und niemand in Sicht, der sie utnerstützen oder ihnen helfen würde.

In lose aneinandergereihten Szenen erfahren die Lesenden von der Mühsal Cristinas, den alltäglichen Problemen, den Gefühlen, denen kein Raum gegeben werden darf - denn was bringen schon Tränen? - den oftmals gewaltvollen Erfahrungen der Dorfkinder bei prügelnden und meist besoffenen Vätern, wenn diese denn nicht in einem anderen Land leben, der schwerwiegenden Verantwortung für die kleineren Brüder, dem Wunsch, diese vor anderen Kindern beschützen zu können, dem Traum von einem besseren Leben, dem Wunsch, selbst noch einmal Kind sein zu dürfen, das sich Trost bei seiner Mutter suchen darf. 

Und dennoch lässt sich Cristina das Träumen nicht nehmen, sie geht behutsam und rücksichtsvoll mit den Tieren um und versucht diese Haltung auch ihren Brüdern zu vermitteln, sie hegt die Hoffnung auf ein besseres Leben in einer liebevollen Ehe, sucht ihre Auszeiten und achtet die Schätze der Natur. Auch in solch einer vereitelten Kindheit gibt es den Wunsch nach einer positiven Zukunft, und das ist es, was Cristina aufrecht hält. So ist es nicht verwunderlich, dass hier im Roman zuletzt auch der magische Realismus Einzug hält: die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verwischen, werden zu einer natürlich empfundenen Wirklichkeit verschmolzen. 

Das Buch vermittelt einen bildhaften Eindruck von den Lebensumständen Cristinas und all der Kinder, die vereinsamt und ohne Unterstützung im Alltag viel zu früh viel zu viel Verantwortung übernehmen müssen, weil ihre Eltern in anderen Ländern arbeiten um Geld für ihre Familie zu verdienen. Die Geschichte einer gestohlenen Kindheit in Moldawien - bedrückend und eindrucksvoll...


© Parden


Cover des Buches Der erste Horizont meines Lebens (ISBN: 9783552057326)
Alaiss avatar

Rezension zu "Der erste Horizont meines Lebens" von Liliana Corobca

Kinderland
Alaisvor 3 Jahren

Dieser Roman erzählt vom Leben des 12-jährigen Mädchens Cristina, die sich allein um ihre beiden jüngeren Brüder Dan und Marcel (sechs und drei Jahre alt) kümmern muss, da beide Eltern gezwungen sind, im Ausland Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren. 

Leider beruht diese fiktive Geschichte auf einen nur allzu realen Hintergrund – wie diese drei Kinder in einem kleinen Dorf in der Republik Moldau, auch Moldawien genannt, müssen offenbar viele Kinder in diesem Land aufgrund von Armut ohne Eltern leben. Ich muss gestehen, dass ich über Moldawien und diese schwierige Situation vorher überhaupt nichts wusste, und bin völlig erschüttert. Cristinas Mutter arbeitet wie wohl viele Moldawier in Italien, wo sie die Kinder anderer Leute betreut. Da frage ich mich doch, warum die italienischen Eltern dieser anderen Kinder sich nicht nach der Familie von Cristinas Mutter erkundigen und versuchen, deren Situation zu verbessern – so viel Verantwortungsbewusstsein sollte man als Arbeitgeber meiner Meinung nach schon zeigen können, auch oder sogar gerade, wenn das Beschäftigungsverhältnis nicht ganz legal sein sollte ... Und warum wird, wenn das Problem doch bekannt ist, in der EU nicht generell darauf geachtet, dass minderjährige Kinder ihre Eltern begleiten und nicht allein zuhause in Moldawien zurückbleiben?

Allerdings ist dieser Roman auch aus der Perspektive Cristinas erzählt, über die Welt und Ansichten der Erwachsenen erfährt man daher nur aus der Sicht der Kinder, die mir jedoch sehr scharfsinnig und lebensklug erscheint. Das so gezeichnete Bild dieser Erwachsenenwelt ist teilweise ziemlich erschreckend, denn viele der wenigen noch verbliebenen Erwachsenen in dem Dorf sind den Kindern nicht gerade eine große Hilfe oder gute Vorbilder. Angesichts prügelnder Väter ist es natürlich auch kaum erstaunlich, wenn die Kinder Gewalt in ihre eigenen Verhaltensmuster aufnehmen ...

Das klingt alles sehr negativ und die Lage der Kinder wird von der Autorin auch in keiner Weise beschönigt. Die Sehnsucht nach den Eltern und das Gefühl von fehlender Sicherheit und Verlassenheit werden anschaulich beschrieben. 

Und dennoch fängt dieser Roman auch das pure Glück von Kindheit und Freiheit ein, bietet viele humorvolle und zauberhafte Momente. Cristina trägt trotz der Liebe zu ihren Brüdern schwer an der Last ihrer Verantwortung, wächst aber auch an ihr und war mir auch mit ihrer Tierliebe und Offenheit äußerst sympathisch.

Tief berührend und lesenswert!

Cover des Buches Der erste Horizont meines Lebens (ISBN: 9783552057326)
M

Rezension zu "Der erste Horizont meines Lebens" von Liliana Corobca

Berührend
Medulenkavor 4 Jahren

In der erste Horizont meines Lebens erleben wir den Alltag aus der Sicht der 12jährigen Christina, die allein für sich und ihre zwei jüngeren Brüder (6 und 3) den Haushalt schmeißt, während die Eltern im Ausland Geld verdienen. 

Ein Schicksal, das viele Kinder in Moldawien teilten und mit mir sehr unter die Haut geht. Das Buch ist sehr traurig, aber auch wachrüttelnd. Ein paar Stellen waren aber auch meinem Literaturkreis zu abgedreht. (Eine Moldavierin, die es uns zu Liebe auch gelesen hat, bewertet den Schreibstil als völlig unrealistisch und die Umstände seien nur noch weit auf dem Land so schlimm. )

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