Cover des Buches Das Jahr der Feder (ISBN: 9783945932230)
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Rezension zu Das Jahr der Feder von Lilly Summerfield

Man erkennt den Autor aus der Schrift vielleicht deutlicher als aus dem Leben.

von Sick vor 8 Jahren

Rezension

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Sickvor 8 Jahren
England, Anfang des 19. Jahrhunderts: Die junge Sophy ist überglücklich darüber, dass sie bald heiraten wird und auch ihre Eltern sind stolz auf die vorteilhafte Partie, die ihre Älteste gemacht hat. Die 19-jährige Amelia macht sich dagegen so gar nichts aus Männern, sondern verbringt die meiste Zeit mit Büchern. Ihre Familie kann das nicht verstehen und auch Amelias beste Freundin Laura hält Bücher für eine schlechte Kopie der Realität. Als der attraktive Junggeselle James Howell mit seiner Schwester Mary aus London in die Nachbarschaft zieht, ist die komplette Damenwelt Brokefields aus dem Häuschen und auch Amelia kann sich seinem Charme nicht entziehen. Doch sie hat eine geheime Leidenschaft, für die Frauen zu ihrer Zeit verpönt sind, und die ihre gesamte Familie ihren guten Ruf kosten könnte…

„Das Jahr der Feder“ ist der Debutroman von Lilly Summerfield, der sich stark an den Büchern von Jane Austen anlehnt. Viele Motive, die die berühmte Autorin verwendet hat, finden sich auch hier wieder. Neben Stolz und Vorurteilen sind das natürlich Missverständnisse, ausgelöst durch gesellschaftliche Zwänge oder das klassische Aneinandervorbeireden. Auch das Setting und die Personenkonstellationen orientieren sich an den Klassikern. Mich hat das nicht besonders gestört, denn die Zeit damals war eben so. Und die Darstellung dieser ist in meinen Augen gut gelungen. Gleich zu Anfang erfährt der Leser, wie die Sichtweise der Leute war, welchen Beschäftigungen sie nachgingen, was ihnen wichtig war. Ich empfand das als sehr authentisch und somit habe ich mich sofort in der Handlung widergefunden. Amelia ist eine sympathische Protagonistin, die hartnäckig ihren Traum verfolgt, gleichzeitig aber auch damit hadert und sich fragt, ob es das wirklich wert ist. Die Menschen um sie herum sind völlig unterschiedliche Charaktere, die man entweder schnell lieb gewinnt oder sie ablehnt. Mr. Howell ist eigentlich die einzige Person, die man nicht so richtig einzuschätzen vermag. Das liegt insbesondere daran, dass man ihn nur aus der Sicht der Damenwelt beschrieben bekommt. Zumeist wird aus Amelias Perspektive erzählt, aber auch die Gedanken von Sophy, Mary, Laura oder Charlotte, einer weiteren Freundin, sind im Text enthalten. Diese Perspektivwechsel sorgen zwischenzeitlich für etwas Auflockerung und Spannung, denn natürlich gibt es Rivalitäten unter den Frauen, die nicht offen ausgelebt werden. Allerdings sind die Intrigen nicht so schlimm wie vermutet, was im dramaturgischen Sinne schade ist. Da wäre viel Potential vorhanden gewesen, das leider nicht genutzt wurde, das gleiche gilt für die Hintergründe zu den einzelnen Charakteren. Ein paar kleine Fragen blieben ebenfalls bis zum Schluss stehen, deren Antworten zwar nicht unbedingt wichtig sind, aber während des Lesens doch von Interesse für mich waren. Der Schreibstil war leicht verständlich und doch passend zur Geschichte, ich hatte jedenfalls keine Probleme und das Buch war zügig ausgelesen.

Für einen ruhigen Nachmittag ist „Das Jahr der Feder“ absolut geeignet. Fans von Jane Austen wird einiges bekannt vorkommen, aber ob das jetzt gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden.
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