Lina Meruane

 3,8 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Rot vor Augen, Nervensystem und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Lina Meruane, geboren 1970 in Santiago de Chile, ist Kulturjournalistin und Professorin für Allgemeine und lateinamerikanische Literatur sowie Kreatives Schreiben an der New York University. ›Rot vor Augen‹ ist ihr vierter Roman, der 2016 in den USA auch auf Englisch erschien und in viele Sprachen übersetzt wird. Neben Auszeichnungen in ihrer Heimat Chile erhielt sie 2011 den Anna-Seghers-Preis für Internationale Literatur. 2017 bekam sie ein Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Lina Meruane

Cover des Buches Rot vor Augen (ISBN: 9783716040201)

Rot vor Augen

 (7)
Erschienen am 28.02.2019
Cover des Buches Nervensystem (ISBN: 9783311350064)

Nervensystem

 (1)
Erschienen am 01.02.2023
Cover des Buches Heimkehr ins Unbekannte (ISBN: 9783946334682)

Heimkehr ins Unbekannte

 (0)
Erschienen am 24.03.2020

Neue Rezensionen zu Lina Meruane

Cover des Buches Rot vor Augen (ISBN: 9783716040201)
Leselampe_s avatar

Rezension zu "Rot vor Augen" von Lina Meruane

Rot sehen
Leselampe_vor 2 Jahren

In Lina Meruanes Roman "Rot vor Augen" geht es um die Protagonistin Lucina, die auf einer Party in New York plötzlich - und im wahrsten Sinne des Wortes - rot vor Augen sieht. Geplatzten Äderchen sind schuld, durch eine angeborene Krankheit gelten Lucinas Augen aus medizinischer Sicht bereits seit jeher eine "tickende Zeitbombe". Und nun sind die Befürchtungen der Ärzte eingetreten und Lucina wird infolge dieses Ereignisses leider auch blind. Ein vorhergesehenes Übel sozusagen, das die junge Frau aber dennoch schlagartig überfällt.

Im Roman beschäftigt sich Lucina nicht nur mit der ihr abhandengekommenden Sehkraft, dem plötzlichen Umherwirbeln in einer scheinbar nun ganz anderen Welt, in der sie plötzlich auf fremde Hilfe angewiesen ist. Fragen um Abhängigkeit und Selbstbestimmung beschäftigen die Protagonistin nun tiefgreifend, Fragen um die Bedingungslosigkeit der Liebe erhält viel Raum in Gedanken und Taten. Die Beziehung zwischen eigenem Körper, Identität, Krankheit bildet das Gerüst der Erzählung, die Dualität zweier Lebenswelten (Wahlheimat New York, familiäre Wurzeln in Santiago de Chile) stellt Lucina vor weitere Herausforderungen. Wir erleben die Empfindungen aller Sinne und Verzweiflungen der Protagonistin, die sich durch das Streben, die eigene Unabhängigkeit wiederzugewinnen, zunehmend radikalisieren, indem sie etwa die Selbstlosigkeit ihres Partners herausfordert.

Die Autorin erlebte einst selbst diesen von ihr beschriebenen Blutsturz, durch welchen auch sie kurzzeitig erblindete. Dass die Protagonistin im Roman dabei den gleichen Namen trägt wie die Autorin selbst lässt ebenfalls auf autobiographische Züge schließen. Für mich ein absolut lohnendes Werk, das hierzulande leider noch recht unbekannt ist, sich aber wirklich lohnt.

Cover des Buches Rot vor Augen (ISBN: 9783716027660)
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Rezension zu "Rot vor Augen" von Lina Meruane

Außergewöhnliche Geschichte einer Erblindung
Babschavor 6 Jahren

Die chilenische Studentin Lucina erlebt auf einer Party in New York den persönlichen Supergau. Aufgrund einer genetischen Vorbelastung und eigenen Verschuldens platzen die Adern in der Netzhaut ihrer Augen und alles läuft voll Blut. Erst das eine, dann das andere Auge. Das Sehvermögen schwindet auf nahezu null. Der sie seit Jahren behandelnde Augenarzt tut was er kann, doch die Perspektiven sind nicht gut. Lucina sieht ihre letzte Chance zur Verhinderung der völligen Erblindung in einer Operation, die dann irgendwann auch erfolgt. An ihrer Seite ihr Freund Ignacio, der mit der ganzen Situation ebenfalls restlos überfordert ist.

 Die Autorin bringt in ihre Story einer jungen Frau im absoluten Ausnahmezustand angabegemäß einiges an autobiografischen Elementen ein. Sie erzählt u. a. von einem Besuch bei den verschrobenen Eltern (beide Ärzte) und Brüdern in Santiago de Chile nach Eintritt des Desasters, bei dem ihr die erhoffte Anteilnahme und Hilfe letztlich versagt bleiben und insbesondere die Mutter nicht sonderlich gut weg kommt. Das schmeckt  dann leicht nach eigener Vergangenheitsaufbereitung. 

 Meruane schafft es allerdings, dem Leser die ganze Angst und innere Verzweiflung Lucinas mittels einer schnellen, direkten und sehr speziellen Sprache gut zu veranschaulichen. Das Buch geht dabei streckenweise wirklich nahe. Äußerst gelungen vor allem auch, wie hier die urplötzliche, massive Veränderung der gesamten Lebensumstände eines Menschen und seine Hilflosigkeit aufgrund seines Sehverlustes inclusive der Auswirkungen auf die ihn umgebenden Menschen greifbar gemacht werden. Das gilt natürlich vor allem für die Beziehung zwischen Lucina und Ignacio, die von jetzt auf gleich auf eine kaum zu bewältigende Zerreißprobe gestellt wird. Bis zum ziemlich überraschenden Ende. 

 Gut geschrieben, lesenswert.  

Cover des Buches Rot vor Augen (ISBN: 9783716027660)
wandablues avatar

Rezension zu "Rot vor Augen" von Lina Meruane

Existenzieller Moment.
wandabluevor 7 Jahren

Existenzieller Moment.
Lina hat eine seltene, im Buch unbenannte Augenkrankheit. Sie droht zu erblinden, denn Adern, die in ihre Netzhaut wuchern, sind geplatzt und überschwemmen ihre Augen mit Blut. Eine Operation bei einer amerikanischen Koryphäe ist die letzte Hoffnung. Aber man kann nicht operieren, solange der Körper das Blut im Auge nicht absorbiert hat. Einen qualvollen Monat lang muss Lina warten, bis sie weiß, ob es eine Operation und damit eine Chance geben wird, ihre Sehkraft zu erhalten. Der Arzt rät ihr, für die Wartezeit zu ihrer Familie nach Chile zu gehen. Dort ist der Luftdruck günstig für ihre Augen.

Der Roman beginnt mit dem Moment, als die Adern im Auge platzen. „Da geschah es. In dem Moment“ und endet mit dem Resultat nach der Operation. Das Ganze ist eine Art verlängerte Momentaufnahme eines existenziellen Moments und kann als Erklärung dienen für die gewählte Sprache.

„Rot vor Augen“ ist in gewollt intellektueller Sprache verfasst, die überaus kühl wirkt und den Leser auf Distanz hält. Dennoch vermag die Szenerie kurz vor der Operation zu fesseln und zu bedrücken, als die Autorin darstellt, wie ausgeliefert Lina ist und auch wie gedemütigt durch die medizinischen Untersuchungen und verwaltungstechnischen Regelungen, die kaum Rücksicht auf menschliche Gefühle nimmt. Ein Opfer auf dem Opfertisch, schreibt Meruane sinngemäss. Entmenschlicht.

Ohne Zweifel kreiert die Autorin moderne Sprache, die geschöpften Bilder sind anschaulich, oft überraschend, innovativ sogar, „sie brachten Gesichter voll Eile mit“, „auf einer Fernstraße, die sich als Autobahn gebärdete“, „meine Augen leerten sich allmählich von allem Gesehenen.“ Dazu kommen viele Sätze, die nur aufzählen. Dies unterstreicht den Eindruck einer Momentaufnahme. Klick! Aber auch dieser Kunstgriff hält den Leser auf Abstand. Gefühle werden durch Kunst gefiltert und verdünnt. Viel zu sehr verdünnt!

Die Beziehung zu den nächsten Angehörigen, Ignacio, Linas Feund und ihrer Mutter werden ebenfalls in diesen Stil einbezogen: „Sie warf sich mir an den Hals, meine Mutter. Eine Meduse, eine Qualle, ein Geißeltierchen, ein Organismus mit gallertartigem Körper und Tentakeln, die Nesselfieber auslösten.“

„Buchzeit“ auf 3sat hat diesen Roman gelobt. Es mag das Kunstfertige sein, was beeindruckt hat. Mir gefällt dieser Roman nicht. Zu gewollt intellektuell. Zu verdünnt.

Fazit: „Rot vor Augen“ behandelt eine menschliche Tragödie in Kunstform gegossen. Es ist ein Roman, der mich durch seine intellektuelle Überhöhung der Sprache ziemlich kalt läßt !

Drei Sterne gibt es fürs Handwerk und für die Herzszene in der Klinik.

Kategorie: moderne Literatur
Verlag: Arche, 2018

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