Linda Bradford Raschke

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Cover des Buches Top-Trading-Gewinne (ISBN: 9783930851645)

Top-Trading-Gewinne

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Erschienen am 23.04.2013

Neue Rezensionen zu Linda Bradford Raschke

Cover des Buches Top-Trading-Gewinne (ISBN: 9783930851645)
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Rezension zu "Top-Trading-Gewinne" von Laurence A Connors

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Dr_Mvor 9 Jahren

Kennen wir die Szene nicht aus diversen Märchenfilmen für Erwachsene? "Gute" und gierige Menschen suchen einen Schatz. Die Gierigen sind zuerst in der Schatzhöhle. Sie haben nur noch das Ziel ihrer Gier im Blick und übersehen die tödliche Falle, die vor dem Schatz liegt. Nur die Guten gehen behutsam und umsichtig vor. Und am Ende gehört der Schatz ihnen.

Dieses von zwei sehr erfolgreichen Tradern geschriebene Werk ist eines der besseren Börsenbücher. Es ist ein Schatz, den man allerdings erst heben muss. Egal, was ich auch im Folgenden an kritischen Bemerkungen schreibe, fünf Sterne sind dennoch berechtigt. Denn erstens geht dieses Buch weit über den Nutzen seiner meist minderwertigen Verwandten hinaus und zweitens liegt es an uns, wenn wir die Fallen, vor denen wenigstens zum Teil auch noch gewarnt wird, nicht ernst nehmen. Dieses Buch ist für Trader geschrieben. Hier wird nicht bei Adam und Eva angefangen. Kurz und knapp werden verschiedene Strategien vorgestellt, an mehreren Beispielen erläutert und anschließend in einem kurzen Dialog der Autoren kommentiert.

Bevor ich zum Inhalt komme, möchte ich die Fallen etwas erläutern. Die Autoren beschreiben jede ihrer Strategien durch exakte Regeln, so dass das Ganze immer wieder wie ein mechanisches Handelssystem aussieht. Tatsächlich kann man die Einstiegskriterien stets in eine entsprechende Software programmieren. Gleichzeitig aber betonen sie, dass es sich bei allen vorgestellten Methoden nicht um mechanische Systeme handelt. Das ist richtig, denn es fehlen wesentliche Elemente mechanischer Systeme. Erstens geben die Autoren nur schwammige Hinweise zum Money-Management. Stopp-Setzungen werden zwar verlangt, es wird aber nicht beschrieben wie und wo sie erfolgen sollen. Vor dieser Falle wird noch gewarnt. Gänzlich unter den Tisch fällt jedoch ein wesentlicher Teil des Money-Managements, nämlich die einzunehmende Größe der Position in Abhängigkeit vom vorhandenen Kapital und der Volatilität des Marktes. Zweitens werden selten präzise Ausstiegskriterien angegeben. Und drittens gibt es nur recht dürftige statistische Auswertungen der Performance der einzelnen Strategien. Wegen der vorher erwähnten Mängel kann es die aber auch nicht geben. Wir wissen darüber hinaus nicht, wie oft bestimmte von den Autoren beschriebene Handelssituationen tatsächlich an den Märkten auftreten. Wegen dieser Defizite sollten wir weise agieren und die Strategien wenigstens statistisch überprüfen, bevor wir Geld einsetzen.

Bereits in der Einleitung werden wir mit Behauptungen konfrontiert, die viele wahrscheinlich nicht ganz so ernst nehmen werden. Wir sollen ein neues Trading-Konzept zunächst auf dem Papier handeln, damit wir am Ende von seiner Performance überzeugt sind. Viele werden denken, damit ist gemeint, dass man sich Charts ansieht und rückwärts berechnet, ob ein System oder eine Methode wirklich Profit bringt. Mal von unserem Hang zum Optimismus abgesehen, der durch unsere Gier ernährt wird, kommt es bei einem solchen Paper-Trading schon deshalb zum Realitätsverlust, weil wir die emotionale Belastung durch reales Trading ausschalten und weil wir nicht wissen, ob wir zum angenommenen Kurs auch tatsächlich in den Markt gekommen wären. Beim Paper-Trading muss alles bis auf die Order real sein. Sonst ist es Selbstbetrug.

Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass die Autoren uns hier nicht die ganze Wahrheit ihrer Strategien verraten. Das geht einfach nicht, denn wenn man nicht mechanisch, aber methodisch handelt, dann gesellt sich zu den formalen Regeln immer die Erfahrung des Traders. Die kann man nicht weitergeben. Und genau dieses Manko wollen die Autoren, ohne dass sie darüber reden, mit ihrem Rat zum Paper-Trading ausgleichen.

Wir sollen uns darüber hinaus abgewöhnen eine Meinung zu den Märkten zu haben, sagen die Autoren. Haben wir nicht zu allem eine Meinung? Diese Forderung zu erfüllen, ist extrem schwer. Wir sind es gewohnt, nicht nur eine Meinung, sondern auch die Kontrolle zu haben oder sie wenigstens anzustreben. Das ist hier fatal.

Schließlich behaupten die Autoren, dass eine Methode und nur ein Markt ausreichen, um durch Trading seinen Lebensunterhalt und mehr zu verdienen. Viele werden hier mit dem Kopf schütteln. Aber ist es nicht tatsächlich besser eine Sache meisterhaft zu beherrschen als mehrere mehr schlecht als recht? Leider können nicht sehr viele der in diesem Buch vorgestellten Techniken uns so den Lebensunterhalt sichern. Sie greifen einfach zu selten, so dass wir ständig gezwungen wären, an verschiedenen Märkten zu agieren.

Im Folgenden werden die vier grundsätzlichen Situationen vorgestellt, die in diesem Buch diskutiert werden, nämlich Tests vorangegangener Extrema, Reaktionen in Trends, Erschöpfungsformationen am Ende von Bewegungen und Ausbrüche. Danach folgen einige dürftige Bemerkungen zum Money-Management. Bei allen später folgenden Methoden geht es um das Mitnehmen kurzer Swings. Wir haben deshalb sofort die ganze Position zu eröffnen, Stopps nachzuziehen und nach heftigen Bewegungen in die gewünschte Richtung aus dem Markt zu verschwinden. Je länger wir im Markt sind, desto größer wird unser Risiko.

Kapitel 4 bis 8 widmen sich Tests. Die ersten beiden Techniken befassen sich mit Fehlausbrüchen innerhalb des Turtle-Systems. Nach meiner Erfahrung kommen die hier beschriebenen Fehlausbrüche selten vor. Interessant dagegen fand ich, dass die Autoren bereits 1995 genau wussten, nach welchem System die Turtles handelten. Die danach folgende Methode braucht Tage, an denen der Markt in der Nähe eines Extremums seiner Tagesrange schließt und dann am nächsten Tag mit einer Lücke eröffnet. Die letzten beiden Methoden (Momentum Pinball und 2-Perioden ROC) liefern sehr oft Signale. Wenn man sie lange genug studiert hat (siehe oben), wird man ihr Prinzip verstehen und es vielleicht besser zu nutzen lernen, denn so wie die Methoden hier beschrieben sind, liefern sie zum Beispiel beim Dax zu viele falsche oder kaum profitable Signale. Die ROC-Methode bringt nach meiner Erfahrung bessere Ergebnisse, wenn man sie in Richtung und nur am Anfang des laufenden Swings handelt und die Range des Signaltages beachtet.

Mit Kapitel 9 beginnt der zweite Teil des Buches. Zunächst wird eine Methode beschrieben wie man mit Hilfe der Stochastik entscheiden kann, wann ein Rücksetzer in einem Trend zu Ende ist. In den folgenden beiden Kapiteln geht es um einen ähnlichen Ansatz mit Hilfe von ADX-Methoden.

Mit Kapitel 12 beginnt der dritte Teil. Zunächst werden zwei Methoden zur Ausnutzung von Eröffnungslücken vorgestellt. Im etwas längeren 14. Kapitel werden verschiedene Situationen während einer Richtungsänderung eines Marktes diskutiert. Das 15. Kapitel ist den Wolfe Waves gewidmet. Die abschließenden drei Kapitel dieses Teils befassen sich mit der Reaktion von Märkten auf Nachrichten.

Im vierten Teil stellen uns die Autoren zwei Handelsmethoden vor, die auf eine Verengung der Tagesrange reagieren. Mit einer Diskussion von so genannten Smart-Money-Indikatoren und allgemeinen Hinweisen schließt sich dann der Kreis.

Fazit: Wer so naiv ist, zu glauben, dass uns hier zwei erfolgreiche Händler ihre Methoden offen legen und wir dann anschließend diese nur benutzen müssen, um steinreich zu werden, der wird eine Menge Geld verlieren. Obwohl es als Handelsanleitung daher kommt, ist dieses Buch nur eine Fundgrube von vielen hervorragenden Ideen. Wenn man die Autoren so versteht und daraus etwas machen kann, war der Kauf des Buches eine gute Investition. Ausschließlich alle Methoden sind so angelegt, dass man sie verbessern muss, um wirklich von ihnen zu profitieren. Aber das versteht sich sowieso von selbst, weil ich keinen Trader kenne, der einfach eine Methode anderer hernimmt und dann Erfolg hat.

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