Cover des Buches Wenn die Nacht verstummt (ISBN: 9783596184521)
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Rezension zu Wenn die Nacht verstummt von Linda Castillo

Die Mauer des Schweigens

von jenvo82 vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein guter, spannender Thriller mit unvorhersehbaren Wendungen im Zentrum der amischen Gemeinde. Chief Burkholder meistert ihren 3. Fall.

Rezension

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jenvo82vor 6 Jahren

„Ich weiß, was es heißt, sich nach einem Leben zu sehnen, das man nicht haben kann. Das man sich aber trotzdem so sehr wünscht, dass es weh tut, und das Schicksal einem die große Enttäuschung im Leben serviert.“


Inhalt


Chief Kate Burkholder wird in ihrem 3. Fall in der Gemeinde Painters Mill in Ohio nicht nur mit einer Reihe Hassdelikten gegen die Minderheitsbevölkerung der Amischen auf Trab gehalten, sondern muss auch noch in einem Mordfall ermitteln. Auf der Farm der rechtschaffenen Familie Slabaugh, hat sich ein Unglück ereignet, bei dem Vater, Mutter und Onkel auf tragische Weise ums Leben kamen. Alle drei sind in die Jauchegrube gefallen und dort ertrunken bzw. erstickt. Doch was zunächst wie ein Unfall aussieht, entwickelt sich nach Bekanntgabe des Autopsieberichtes zum Tötungsdelikt, denn der Familienvater wurde anscheinend erschlagen. Die Waisenkinder sind stark traumatisiert und verkraften den Verlust der Eltern nur schwer, doch sie wollen unbedingt zusammenbleiben und nicht in die Obhut des Jugendamtes fallen. Kate Burkholder versucht ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen und den Täter schnellstmöglich dingfest zu machen. Allerdings kehrt sie immer wieder zum Hof der Slabaughs zurück und entdeckt eines Nachts ein schwerwiegendes Motiv, welches alle Verdächtigungen auf den ältesten Sohn lenkt? Aber hat der 17-jährige, leicht aufbrausende Moses wirklich ein derartiges Verbrechen begangen?


Meinung


Auch im dritten Band dieser Kriminalreihe konzentriert sich die Bestseller Autorin Linda Castillo ganz auf die kleine Gemeinde Painters Mill, und die Bevölkerungsgruppe der Amischen, deren Lebensweise aufs einfachste beschränkt ist und die unter sich bleiben und möglichst wenig Kontakt zu Außenstehenden wünschen. Entsprechend groß ist auch das Spannungsfeld zwischen den amischen Menschen und einer englischen Polizeichefin, die genau jener Gemeinde vor Jahren den Rücken gekehrt hat. Gerade in Band 3 nimmt der persönliche Hintergrund von Chief Burkholder einen größeren Stellenwert ein und greift auf bereits bekannte Sachverhalte aus den Vorgängerbänden zurück. Die Verflechtungen zwischen der Polizistin und ihren Erinnerungen an die eigene, traumatische Jugend kommen hier immer wieder ans Tageslicht, so dass der Mordfall bei den Slabaughs auch ein persönlicher Fall ist.


Für diese nun vermehrt auftretenden Wiederholungen, ziehe ich einen Punkt ab, in Verbindung mit einigen Klischees, die sich bereits im Vorfeld abgezeichnet haben, bringt die Nebenhandlung für mich als Leser doch ziemlich viele, teilweise übertriebene Rückblicke an die Oberfläche. Es stört mich z.B. dass sich Kate immer mehr dem Alkoholkonsum hingibt, dass sie ihrer belasteten Beziehung zu John Tomasetti keine reelle Chance gibt und sobald sie auf sich gestellt ist, in ihrem Selbstmitleid versinkt. Zumal sie wie eine starke Frau wirkt, wird immer wieder auf ihrer Schwäche herumgeritten, die sie einerseits selbst pflegt, die andererseits durch Tomasettis Vorgeschichte nicht unwichtiger wird. Dennoch kann man diesen Punkt verschmerzen, denn der Kriminalfall bleibt trotzdem wahnsinnig spannend und hält unvorhersehbare Wendungen bereit.


Das große Plus dieser Reihe ist einerseits die interessante Lebensweise der Amischen, die geheimnisvoll und düster wirkt und in der es vielleicht noch viel mehr Geheimnisse aufzudecken gibt, als gedacht. Denn irgendwie besteht diese Mauer des Schweigens zwischen allen Mitgliedern und jenen, die keine sind. Und andererseits lassen die grausamen Morddelikte das Herz von Thriller-Liebhabern höherschlagen. Die Handlungsebene und auch die Hintergründe machen hier den Reiz aus, die einzelnen Personen wirken lebensecht, obwohl sie nicht zu stark im Mittelpunkt stehen.


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne, für diesen spannenden Thriller mit inspirierender Geschichte. Im Rahmen dieser Reihe ein etwas schwächerer Teil, allerdings nur, was die persönlichen Belange der Ermittler angeht. Ich denke, hier kann man auch gut die Reihenfolge der Bände willkürlich wählen, denn man erfährt in jedem neuen Fall die gleichen Hintergründe, was mir mittlerweile als „Stammleser“ nicht mehr so imponiert, da ich das Gefühl habe, Chief Burkholder mittlerweile so gut zu kennen, wie eine Freundin, die ich lieber mal zurechtweisen würde, als erneut in die Mitleidsschiene zu verfallen - doch zugegeben, dass ist meckern auf hohem Niveau, denn ich bleibe auf jeden Fall an den nächsten Bänden dran, denn erzählen kann Frau Castillo …

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