Zum Inhalt:
Olivia ist um die 30 Jahre alt, Single, wohnt in Dublin. Von ihrer Großmutter und deren Bruder Eddie bekommt sie ein Haus in Cloncullen. Hellen und Eddie sind zwar noch nicht tot, haben das Haus aber von einer Frau namens Laura Morton geerbt. Sie kennen die Frau nicht und haben keinerlei Verbindung zu diesem Ort. Sie vermuten aber, dass es vielleicht mit ihrer verlorenen Schwester Ada in Zusammenhang steht. Als Helen und Eddie noch klein waren, verschwand die große Schwester plötzlich über Nacht. Sie haben nie wieder etwas von ihr gehört und wissen bis heute nicht, warum sie verschwand – Tuberkulose?/schwanger?
Brendan, 35 Jahre alt, Zahnarzt, ein sehr sympathischer Mann. Sie lernen sich bei Olivias erstem Besuch im Haus kennen. Er ist direkt, scharfzüngig, flirtet sofort und offensichtlich. Für viele zu direkt, für mich mehr als sympathisch. Ich würde ihm ähnlich locker entgegen treten wie es Olivia getan hat.
Olivia ist begeistert von ihrem neuen Haus und bringt es gemeinsam mit ihren Freundinnen Maggie und Barbara wieder auf Vordermann. Bei der Instandhaltung des Kamins finden die Arbeiter plötzlich ein Babyskelett. Die Polizei ist im Haus – Sergeant Philip Lynch wird auch gleich zum Objekt der Begierde von Maggie. Alle 3 Frauen sind nämlich Single und auf Männersuche.
Die ersten Fragen kommen: Wie lange lag das Baby im Kamin? Wer war die Mutter? Warum wurde es versteckt? Wie kam es ums Leben?
Zudem versucht Olivia auch etwas im Dorf über die vorherige Besitzerin heraus zu bekommen. Auch ob Ada vielleicht einmal dort lebte. Philips Großmutter verschweigt zu diesem Thema etwas. Sie kannte Fr. Morton sehr gut, angeblich aber keine Ada. Doch sie verspricht sich wohl unbewusst, indem sie das gefundene Baby als „sie“ bezeichnet, obwohl das Geschlecht von der Gerichtsmedizin noch gar nicht festgestellt wurde.
Parallel zu den aktuellen Geschehnissen lernen wir Ada und ihr Schicksal kennen. Ein lebhaftes Mädchen, das sich für Sport interessiert war in den 1940er/50er Jahren nicht schicklich. Der örtliche Pfarrer vergewaltigt Ada, sie wird schwanger. Die Eltern sind enttäuscht, glauben sie hätte sich den Jungs im Ort freiwillig angeboten. Sie sind froh, dass der Pfarrer ihr einen Platz in einem Kloster besorgen konnte. Dort leben die „gefallenen“ Mädchen, um für ihre Sünden zu büßen. Doch leicht haben es die Mädchen dort nicht. Trotz Schwangerschaft müssen sie schuften, bis sie Presswehen haben. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel, die Nonnen reinste Folter. Zu Essen gibt es kaum, nur die Nonnen leben gut. Die Mädchen leiden. Die geborenen Babys werden ins Waisenhaus gesteckt.
Henry Morton sucht derweil eine Haushaltskraft, die sich um seine an Tuberkulose erkrankte Frau kümmert. Da Ada nach einem Fluchtversuch nur Böses in sich trägt und die Nonnen sie loswerden wollen, damit keine Unruhe unter den Mädchen entfacht, wird sie an Henry Morton übergeben. Dass sie an der ansteckenden Krankheit ebenfalls sterben könnte, ist den Nonnen egal.
Zum Glück findet Ada in Laura Morton eine Freundin. Auch in der weiteren Angestellten und Nachbarin Fr. Carmel Collins > die Großmutter von Philip Lynch. Henry Morton ist ein Alptraum von einem Ehemann. Zu dritt versuchen die Frauen das Leben in Bay Tree House zu meistern.
Nebenher erscheint noch Chrissy, eine Frau vom fahrenden Volk. In einer Notsituation hilft sie Ada und gewinnt damit 3 Freundinnen fürs Leben.
Im Großen und Ganzen handelt das Buch von der traurigen Rolle der Frau, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Wie wenig Frauen damals wert waren, wie wenig sie ihr Leben selbst bestimmen konnten – nämlich gar nicht. Wie wehrlos sie Gewalt und Brutalität der Männer ausgeliefert waren. Und wie schwierig es heute manchmal noch für einige von uns ist. Dieses Thema wurde, gespickt mit Krankheiten, zeitbedingten Lebensumständen, Missverständnissen, Vertrauensbrüchen usw. auf diesen 412 Seiten verwandelt.
Schreibstil:
Buch 1 und Buch 3 erzählen aktuell von Olivia, ihren Freundinnen und anderen Personen in ihrem Leben. Von den Entdeckungen im Haus und den aktuellen Entwicklungen zur Aufklärung der Vergangenheit.
Kursiv wird hier von der Vergangenheit, von Adas Leben, berichtet.
Buch 2 berichtet von Majella, der 2. Tochter von Ada und ihrer Zeit im Waisenhaus. Darüber wie Chrissy in die Geschichte von Ada tiefer hineingeraten ist.
Die Perspektive ist ein neutraler allwissender Erzähler. Meist erzählt er von Olivia oder eben von Ada. Oft schwankt der Erzähler jedoch näher zu allen anderen Charakteren, die mehr oder weniger wichtige Rollen haben. Es ist sehr verwirrend. Der Wechsel hat mir nicht gut gefallen und beeinträchtige gelegentlich den Lesefluss.
Meine Einschätzung:
Zuerst einmal finde ich den Titel völlig unpassend, da er rein gar nichts mit dem Buch zu tun hat. Im Englischen heißt der Titel „Hush, Hush“ was übersetzt so viel bedeutet wie „Psst Psst“ oder „Nacht-und-Nebel-Aktion“ o.ä. Das wäre eindeutig passender gewesen, hat den Übersetzern aber für einen kreativen deutschen Titel nicht gereicht. Auch das Bild ist irreführend, würde mich als Leser das englische Cover mehr ansprechen. Schade, dass man so weit vom Original abgewichen ist. Da wundert es mich nicht, dass ich dieses Buch als Mängelexemplar und Ladenhüter für 2 Euro erworben habe.
Zum Buch selbst muss ich sagen, war ich weder begeistert noch enttäuscht. Die Geschichten waren gut durchdacht, sehr spannend dargestellt. Ich konnte das Buch zuletzt gar nicht mehr weglegen, weil ich die Auflösung wissen wollte. An vielen Stellen habe ich sogar geweint, weil es so traurig oder emotional war – das passiert mir nicht sehr oft. Es hat mich als sehr berührt, da kann es nicht schlecht sein.
Aber das Buch hatte leider einfach zu viel von allem. Von den 2 besten Freundinnen hätte eine einzige gereicht. Ein paar Nebencharaktere waren überflüssig und wurden wohl nur eingebaut, um das Thema häusliche Gewalt in der heutigen Zeit einzubauen. Gwen und ihren Ehemann hätte man weglassen können. Auch die Lebensgeschichte von Richard Devlin war nicht notwendig. Mit ihm hätte man die Rolle der Barbara komplett weg lassen können.
Für Adas Geschichte hätten es auch etwas weniger Mitmenschen gebraucht. Laura Morton, Carmel Collins, Chrissy, die ganzen Nonnen, die vielen Freundinnen der Mädchen, der Arzt, usw. Es waren einfach zu viele Menschen. Aber die Autorin hat es wohl nur gut gemeint und wollte alle möglichen Seiten einflechten.
Ach ja: Und Brendan - wie überflüssig ist dieser Mann bitte? Taucht am Ende auf, mal in der Mitte und zum Schluss und soll der wahre Held der Protagonistin sein??? Man hätte ihn mehr und besser in die Geschichte einbinden müssen. Sehr schade eigentlich, denn seine Art fand ich wahnsinnig sympathisch.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Wie gesagt, nicht viele Bücher bringen mich zum Weinen und spannend war es auch. Doch aufgrund des irreführenden dt. Titels/Covers, den zu vielen Charakteren und der teilweise wirren Erzählperspektive ziehe ich zusammenfassend nur einen Stern ab.
Wer das Buch mal in die Hände bekommt, ich kann es empfehlen! Ist auch etwas für Fans von Kate Morton, Katherine Webb und alle, die gern Verstrickungen von Vergangenheit und Gegenwart aufklären wollen.