Rezension zu "Der lange Weg zum Wasser" von Linda Sue Park
Linda Sue Park hat hier für junge Leser die Fluchtgeschichte des jungen Salva Dut aus dem südlichen Sudan aufgeschrieben.
Im Alter von 10 Jahren vor Kriegshandlungen in den afrikanischen Busch geflohen – ohne Familie und Freunde – wird seine Odyssee viele Jahre dauern, bis er in den USA eine neue Heimat findet.
Der Bericht über monatelange Märsche, den Kampf um das tägliche Überleben und die Nahrungssuche gibt eindrucksvoll wieder, welche täglichen Anforderungen Salva zu bewältigen hat. Gleichzeitig lernt der Leser etwas über Salvas Kraftquellen und dass sein Überleben von vielen günstigen Umständen abhing.
Eine zweite Geschichte hat die Autorin in einer anderen Zeitebene eingefügt: Das sudanesische Mädchen Nya ist täglich acht Stunden unterwegs, um für ihre Familie das notwendige Trinkwasser zu beschaffen. Diese elementare Notwendigkeit bestimmt den Alltag der ganzen Familie und verhindert einen Schulbesuch der Kinder.
Am Ende des Buches kreuzen sich die Lebenswege von Nya und Salva.
Salva hat seine Lebensaufgabe darin gefunden, sich für die Menschen in seinem Herkunftsland einzusetzen und ihnen eine Zukunft vor Ort zu ermöglichen.
Es ist ein langer Weg, den Nya täglich zurückzulegen hat.Und ein überaus langer und weiter Weg liegt hinter Salva bis zu seinem zweiten Leben in den USA.
Für beide gibt es aber auch beglückende Momente in ihrer Geschichte.
Dieses Buch, das die Erinnerungen des Salva Dut aufnimmt, überzeugt durch eine Sprache, die sachlich und unsentimental eine fast unglaubliche Erfolgsgeschichte beschreibt.
Jedem Leser – auch ohne politische Detailkenntnisse – wird vor Augen geführt, wie dramatisch Salvas Flucht verlaufen ist und jeder wird sich mit ihm über den guten Ausgang freuen.
Gleichzeitig öffnet sich der Blick in Richtung Afrika und die Nöte dieses Kontinents.
Ein schönes Buch, um den Blickwinkel der Leser ab ca. 12 Jahren zu weiten. Mit diesem Werk kann man Kindern und Jugendlichen auch die Literaturgattung „Biographie“ recht gut nahebringen.
Für junge Leser sind zunächst die getrennten Erzählstränge und verschiedenen Zeitebenen schwierig zu durchschauen. Hier bedarf es wohl einer Besprechung oder Erläuterung.
Ansonsten natürlich lesenswert und auch für ungeübte Leser geeignet, da die Kapitel überschaubar sind und die Textmenge insgesamt nicht allzu groß ist.