Rezension zu Das Flüstern des Mondfalters von Lindsay Jayne Ashford
Spannende Geschichte mit realem Hintergrund, bildhaft, mit Abstrichen bei Liebe und Romantik
von Julia_Kathrin_Matos
Kurzmeinung: Spannende Geschichte mit realem Hintergrund, bildhaft, mit Abstrichen bei Liebe und Romantik
Rezension
J
Julia_Kathrin_Matosvor 6 Jahren
Der Klappentext hat mich angesprochen: Eine mit fiktiven Elementen angereicherte reale Biografie, verortet in Indien, England und Hollywood zu Beginn der 30er-Jahre. Ich kannte den Lebenslauf von Merle Oberon nicht und bin auch froh, ihn mir nicht vorher angelesen zu haben, da man sich ansonsten selbst um viel Spannung, Aha-Momente und unerwartete Wendungen beraubt.
Der Prolog wirft Rätsel auf, die später gelüftet werden. Ich war erstaunt, am Ende des Buches festzustellen, dass zwischen dem ersten und letzten Kapitel nur gut zwei Jahre liegen, denn es ist ein bewegter Lebensabschnitt mit viel Auf und Ab, vielen Dramen, Intrigen und mehreren Themen für innere Kämpfe.
Ich habe Estelle alias Merle Oberon gern begleitet. Sie geht mit wachen Augen durch die Welt, gelangt zu nachvollziehbaren Einschätzungen, wirkt nett und lebendig.
Ich mochte auch die Nebenfiguren. Für fast die ganze Story schlüpft man in Estelles Blickwinkel hinein, ein passendes Stilmittel, weil hierdurch Mysterien und Spannung aufrechterhalten werden.
Rassendiskriminierung und Identität bilden das dominante Thema, umrahmt von familiären Verstrickungen, Männerbekanntschaften und dem Ringen um Filmrollen.
Dadurch dass Estelle in Bezug auf ihre Abstammung eine Lüge aufrechterhalten muss, weisen viele ihrer menschlichen Beziehungen eine gewisse Distanziertheit auf. Sie zaudert, stottert und ihre amourösen Erlebnisse werden teils sehr schnell abgehandelt und bleiben ohne Tiefe. Dies wirkt authentisch, erschwert es gleichzeitig, sich mit ihr zu identifizieren und beim Lesen emotional mitzugehen.
Bei nahestehenden Eingeweihten und bei inneren Kämpfen wiederum gelingt das sehr gut. Der Autorin sind einige sehr beeindruckende Sätze gelungen, die geneigte Leser wie mich zum Nachdenken anregen können. Beispiel: „Zum ersten Mal in ihrem Leben erkannte sie, dass Einsamkeit kein Mangel an Gesellschaft, sondern an Bedeutung war – ein Mangel an echter Verbundenheit mit einem menschlichen Wesen.“
Schön, nebenher ein paar Eindrücke zum Reisen in der damaligen Zeit, zum glamourösen wie auch brutalen Hollywood, zu England in den 30ern und insbesondere zu Indien zu erhaschen: Auswirkungen des Kastensystems, Hinduismus, Verheiratung von Kindern. Die Selbstverständlichkeit, dass z. B. englisch-stämmige Kinder fernab ihrer Familie auf ein Internat geschickt werden, damit sie zu indisch-stämmigen Personen ein distanziertes Verhalten wahren (man könnte auch direkter sagen: damit sie den kolonialen Herrschaftsanspruch über die minderwertige Gattung eingetrichtert bekommen), ist eine krasse, schmerzliche Erkenntnis.
Das Erscheinungsbild der Straßen, die Gerüche usw. werden gut wiedergegeben, sodass man in die Atmosphäre eintauchen kann, dabei nicht so ausführlich, dass es störend wirkt.
Lobenswert ist, dass im Anhang zwischen Realität, Vermutung und Fiktion unterschieden und der weitere Lebensweg angeführt wird. Im Ergebnis ein Roman, der mich unterhalten und um einige Eindrücke bereichert hat und den ich sehr gern gelesen habe.
Der Prolog wirft Rätsel auf, die später gelüftet werden. Ich war erstaunt, am Ende des Buches festzustellen, dass zwischen dem ersten und letzten Kapitel nur gut zwei Jahre liegen, denn es ist ein bewegter Lebensabschnitt mit viel Auf und Ab, vielen Dramen, Intrigen und mehreren Themen für innere Kämpfe.
Ich habe Estelle alias Merle Oberon gern begleitet. Sie geht mit wachen Augen durch die Welt, gelangt zu nachvollziehbaren Einschätzungen, wirkt nett und lebendig.
Ich mochte auch die Nebenfiguren. Für fast die ganze Story schlüpft man in Estelles Blickwinkel hinein, ein passendes Stilmittel, weil hierdurch Mysterien und Spannung aufrechterhalten werden.
Rassendiskriminierung und Identität bilden das dominante Thema, umrahmt von familiären Verstrickungen, Männerbekanntschaften und dem Ringen um Filmrollen.
Dadurch dass Estelle in Bezug auf ihre Abstammung eine Lüge aufrechterhalten muss, weisen viele ihrer menschlichen Beziehungen eine gewisse Distanziertheit auf. Sie zaudert, stottert und ihre amourösen Erlebnisse werden teils sehr schnell abgehandelt und bleiben ohne Tiefe. Dies wirkt authentisch, erschwert es gleichzeitig, sich mit ihr zu identifizieren und beim Lesen emotional mitzugehen.
Bei nahestehenden Eingeweihten und bei inneren Kämpfen wiederum gelingt das sehr gut. Der Autorin sind einige sehr beeindruckende Sätze gelungen, die geneigte Leser wie mich zum Nachdenken anregen können. Beispiel: „Zum ersten Mal in ihrem Leben erkannte sie, dass Einsamkeit kein Mangel an Gesellschaft, sondern an Bedeutung war – ein Mangel an echter Verbundenheit mit einem menschlichen Wesen.“
Schön, nebenher ein paar Eindrücke zum Reisen in der damaligen Zeit, zum glamourösen wie auch brutalen Hollywood, zu England in den 30ern und insbesondere zu Indien zu erhaschen: Auswirkungen des Kastensystems, Hinduismus, Verheiratung von Kindern. Die Selbstverständlichkeit, dass z. B. englisch-stämmige Kinder fernab ihrer Familie auf ein Internat geschickt werden, damit sie zu indisch-stämmigen Personen ein distanziertes Verhalten wahren (man könnte auch direkter sagen: damit sie den kolonialen Herrschaftsanspruch über die minderwertige Gattung eingetrichtert bekommen), ist eine krasse, schmerzliche Erkenntnis.
Das Erscheinungsbild der Straßen, die Gerüche usw. werden gut wiedergegeben, sodass man in die Atmosphäre eintauchen kann, dabei nicht so ausführlich, dass es störend wirkt.
Lobenswert ist, dass im Anhang zwischen Realität, Vermutung und Fiktion unterschieden und der weitere Lebensweg angeführt wird. Im Ergebnis ein Roman, der mich unterhalten und um einige Eindrücke bereichert hat und den ich sehr gern gelesen habe.