Wie eine Chinesin schwanger wird? Glaubt man den Ausführungen von Luo Lingyuans gleichnamigem Roman, so ist die Beantwortung und Durchführung dieser Angelegenheit keineswegs rein privater Natur zwischen Mann und Frau, sondern, zumindest teilweise, Angelegenheit der ganzen Familie.
Robert Wettstein (35) und seine chinesische Freundin Tingyi (32) reisen von Berlin nach Guangzhou, Hauptstadt der südlichen Provinz Guangdong, um dort bei der Familie der Freundin das chinesische Neujahrsfest zu erleben und gleichzeitig auch den Geburtstag ihres Vaters zu feiern.
Robert, der chinesischen Sprache nicht mächtig, ist von Beginn an begeistert von dieser Stadt, schon allein wegen des überaus freundlichen Winterklimas, ihrer quirligen Lebendigkeit und Andersartigkeit.
Die Eltern Tingyis sind, seitdem ihre Tochter nach Deutschland gegangen ist, besonders besorgt um sie. Insbesondere beschäftigt sie die Frage, warum es bisher noch nicht mit Enkelkindern geklappt hat. Zu dieser Frage tritt dann auch recht schnell der Familienrat zusammen. Liegt es am ungünstigen Klima in Deutschland, oder vielleicht doch an einem zu wagen oder mangelnden Kinderwunsch? Nach längerem Diskutieren verkünden die Eltern dann ihren Beschluss, Tingyi möge doch bitte alles daran setzen in der Zeit ihres Aufenthalts in China schwanger zu werden. Hier gäbe es die besten Bedingungen, die elterliche Wohnung verfüge über ein gutes Feng Shui.
Robert, der mit am Tisch sitzt und das Wesentliche von seiner Freundin übersetzt bekommt ist begeistert von diesem Vorschlag. Auch sonst versteht er es in den ersten Tagen seine möglichen Schwiegereltern von sich zu überzeugen. Aber die Fettnäpfchen, in die er der Reihe nach auch schön hineintreten wird, kommen ja auch erst noch.
Tingyis Begeisterung hält sich zunächst in Grenzen, soll doch ein Arzt aufgesucht werden, der das Paar mit allerlei Fruchtbarkeitstees und traditionellen Stärkungsmitteln aufrüsten wird. Denn um schwanger werden zu können müssen schließlich alle Organe vor Freude singen können.
Während das Paar zum Arzt eilt bleiben die Eltern zu Hause natürlich nicht untätig. Der einbestellte Feng Shui Meister ist vor Ort und verkündet, dass das Paar vom Gästezimmer ins Arbeitszimmer umziehen muss, da dies das günstigere Feng Shui aufweise. Flugs werden Matratzen und Bettzeug umgesiedelt.
Ob sich die ganze Mühe der Vorbereitung auch lohnt?
Verwicklungen dieser Art gibt es noch eine ganze Reihe in dem Roman. Sie beruhen im Wesentlichen auf den kulturellen Unterschieden und der Tatsache, dass Robert Chinesisch nun mal nicht beherrscht. Seine Freundin gibt es zudem recht schnell auf alles zu übersetzen. So bleibt Robert, der mir doch etwas zu naiv konzipiert erscheint, vielfach außen vor. Wenn er wüsste, was tatsächlich (auch über ihn) gesprochen und gedacht wird..........
Alles in allem ist Luo Lingyuan ein sehr kurzweiliges, nicht allzu tiefgründiges Buch geglückt, voller Situationskomik und Humor. Ein Buch, das recht treffend Alltag und Alltägliches aus Familie und Gesellschaft im heutigen China wiedergibt. Schön dargestellt ist auch, wie das Paar, einmal in China eingetroffen, beginnt sich aus ganz anderen Blickwinkeln zu betrachten, auch mit der entscheidenden Frage, gehören wir wirklich zusammen?