Cover des Buches Die Sehnsucht der Atome (ISBN: 9783442470686)
Rezension zu Die Sehnsucht der Atome von Linus Reichlin

Die Sehnsucht der Atome

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Hannes Jensen, Polizist vom Bodensee, ist vor vielen Jahren nach Brugge gekommen, um seiner großen Liebe nahe zu sein. Seit über einem Jahrzehnt ist er nun Witwer und hat sich endlich dazu durchgerungen, in den Vorruhestand zu treten. Seine Kollegen werden ihn kaum vermissen – sie vermeiden „den Deutschen“ meistens; Jensens Chef hasst ihn sogar richtiggehend.

Jensen hat noch vier Tage zu arbeiten doch es gibt nicht viel zu tun. Der Sommer in diesem Jahr wartet hauptsächlich mit kalten Temperaturen und viel Regen auf und die Touristen, die mit Taschendiebstählen normalerweise das Tagesgeschäft der Polizei von Brugge bestimmen, bleiben aus. Jensen nutzt die Ruhe um sich in Gedanken seinen Ruhestand auszumalen. Der Hobbyphysiker möchte die freie Zeit nutzen um in seinem Keller physikalische Expereminte durchzuführen.

Doch dann steht da Brian Ritter vor ihm, ein amerikanischer Tourist, der bedroht wird und dessen Leben in Gefahr ist. Schnell stellt Jensen fest, dass der Drohbrief, den Ritter erhalten hat, von seinen beiden Söhnen geschrieben wurde. Jensen führt ein kurzes Gespräch mit den zehnjährigen Zwillingen, die mit ihrem Vater auf Europareise sind. Ob sie ihrem Vater etwas antun wollten? Das müssten sie gar nicht, sagen die beiden, denn ein Engel würde sich für sie darum kümmern. Jensen misst dem Vorfall nicht viel Bedeutung bei. Am nächsten Tag ist Brian Ritter tot und seine Söhne sind verschwunden. Die Todesursache ist unklar – der Gerichtsmediziner schließt zunächst Krankheit, Unfall und Mord aus, doch Jensen weigert sich, an übernatürliche Kräfte zu glauben. Kurzerhand beschließt er, nicht mehr ins Büro zurückzukehren, sondern den Fall auf eigene Faust und in zivil zu lösen. Er macht sich auf den Weg nach Arizona um mit Brian Ritters Witwe zu sprechen. Auf dem Flug in die USA begegnet er auf einmal der blinden Annick O’Hara wieder, die bereits in Brugge sehr an dem Fall interessiert war.
Voll gegenseitiger Abneigung für einander machen sich die beiden gemeinsam daran, das Rätsel um Ritters Tod zu lösen. Dabei bekommt Jensen eine ganze Menge Antworten, doch manche Fragen klären sich nie.

Reichlin hat einen liebenswerten Ermittler geschaffen; man kann ihn sich bildlich vorstellen in seiner Einsamkeit. Mancher Leser mag sich im Verlauf des Buches auch mit O’Hara anfreunden. Anderen – wie mir – wird sie bis zum Schluss zutiefst unsympathisch bleiben.

Reichlin hat keine Scheu davor, Themen anzureißen und Erzählstränge zu beginnen, ohne sie flüssig enden zu lassen. Das ist allerdings nicht unbedingt eine Schwäche des Buches; vielmehr lässt es viel Raum für Eigeninterpretationen. Zum Ende hin verliert alles ein wenig an Schwung, aber insgesamt ist dies ein spannendes Buch mit interessanten Beobachtungen und faszinierenden Charakteren.

Diese Rezension wurde auch auf lesemanie.com veröffentlicht.
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