Lion Feuchtwanger

 4,2 Sterne bei 310 Bewertungen
Autor von Die Jüdin von Toledo, Erfolg und weiteren Büchern.
Autorenbild von Lion Feuchtwanger (©Gemeinfrei)

Lebenslauf

Lion Feuchtwanger war ein deutscher jüdischer Schriftsteller und einer der meistgelesenen Autoren des 10. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Geboren wurde er am 7. Juli 1884 in München und verstarb am 21. Dezember 1958 in Los Angeles. Seine ersten Versuche zu schreiben, welche bereits ausgezeichnet worden sind, fanden schon zu frühen Schulzeiten statt Die Schule beendete er mit dem Abitur am Wilhelmsgymnasium München. Im Anschluss nahm er ein Studium der Geschichte, Philosophie und deutscher Philologie in München und Berlin auf und promovierte 1907 über Heinrich Heines "Der Rabbi von Bacharach", unterließ aber die Habilitation auf Grund von Beschränkungen für Juden. 1908 gründete er die Zeitschrift "Der Spiegel", welche nach finanziellen Problemen mit der Zeitschrift "Die Schaubühne" fusionierte, für die er fortan schrieb. Er heiratete die Jüdin Marta Löffler und gebar mit ihr eine kurz nach der Geburt verstorbene Tochter, welche ihr einziges Kind blieb. Später, nach Ausbruch des ersten Weltkriegs, nahm er am Militärdienst teil. Diesen verließ er allerdings frühzeitig aus gesundheitlichen Gründen. An der Novemberrevolution nahm er aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls nicht teil. Zu dieser Zeit allerdings entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Bertold Brecht. Als Schriftsteller sammelte er im Bereich Drama erste Erfolge, verlagerte sich aber dann später auf historische Romane, von denen das Buch "Jud Süß" am erfolgreichsten wurde. Sene Einstellungen neigten zum Kosmopolitismus, somit gegen den jüdischen Nationalismus und ebenfalls gegen den historischen Materialismus. Auch die Gefahr, welche aus Hitler hervorging, hat Feuchtwanger sehr früh erkannt. Später wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt und Feuchtwanger gals als einer ihrer intellektuellen Hauptgegner. Da er kurz vor Hitlers Machtergreifung in London und den USA Vorträge hielt konnte er nicht mehr nach Deutschland zurückkehren und fand Exil in Südfrankreich und näherte sich dem Sowjet-Kommunismus an, da ihm die Haltung der Westmächte missfiel. Da die deutschen Truppen vorrückten befand er sich eine Zeit lang im Internierungslager Les Milles und später in einem provisorischen Zeltlager. Als Frau verkleidet wurde er vom amerikanischen Konsulat dort herausgeschmuggelt und floh mit seiner Frau über Umwege durch Spanien und Portugal in die USA. Dort lebte er bis zu seinem Tode in Kalifornien, seine Einbprgerung wurde allerings durch die kommunistischfreundliche Haltung verzögert. In der DDR wurde er als Sympathisant des Kommunismus hochgelobt und erhielt 1953 den Nationalpreis der DDR. 1957 verstarb Feuchtwanger, da er nach vielen Operationen inneren Blutungen zum Opfer fiel.

Alle Bücher von Lion Feuchtwanger

Cover des Buches Die Jüdin von Toledo (ISBN: 9783351023980)

Die Jüdin von Toledo

 (45)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Erfolg (ISBN: 9783351023928)

Erfolg

 (37)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Die Geschwister Oppermann (ISBN: 9783746656304)

Die Geschwister Oppermann

 (37)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Die häßliche Herzogin (ISBN: 9783746656274)

Die häßliche Herzogin

 (36)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Jud Süß (ISBN: 9783942656702)

Jud Süß

 (29)
Erschienen am 10.05.2013
Cover des Buches Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis (ISBN: 9783351023973)

Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis

 (28)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Exil (ISBN: 9783746656311)

Exil

 (15)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Die Füchse im Weinberg (ISBN: 9783746656359)

Die Füchse im Weinberg

 (11)
Erschienen am 24.09.2008

Neue Rezensionen zu Lion Feuchtwanger

Cover des Buches Josephus-Trilogie (ISBN: 9783746656014)
Y

Rezension zu "Josephus-Trilogie" von Lion Feuchtwanger

Große Literatur
Ypsvor einem Jahr

Große Literatur zeichnet sich durch Vielschichtigkeit aus. Dieser historische Roman über die Jahre 64-70 u.Z. wurde zugleich Exilliteratur der 1930er Jahre. Die Geschichte Roms wurde zur Geschichte Deutschlands. Das Leben von Flavius Josephus wurde zum Leben von Lion Feuchtwanger.

Wer eine Hardcover-Ausgabe sucht muss auf die DDR-Ausgaben zurück greifen.

Nicht nur ins Regal stellen, auch mal zu Ende lesen!

Cover des Buches Die Geschwister Oppermann (ISBN: 9783746656304)
Stef_Smulderss avatar

Rezension zu "Die Geschwister Oppermann" von Lion Feuchtwanger

aufschlussreich
Stef_Smuldersvor einem Jahr

Sehr eigenartig und interessant ist ein Roman über Nazi-Deutschland, der im Jahr 1933 geschrieben wurde, dessen erste beiden Teile auf Realität basieren und der dritte eine Vorstellung dessen ist, was als nächstes passieren könnte. Schreckliche Zeiten. Ein Bericht darüber, was kurz vor und nach dem Aufstieg der Nazis zur Macht auf mikroskopischer Ebene passiert ist. Es ist klar, dass sobald es gelingt, die Spitze der Gesellschaft - Justiz, Polizei, Politiker - durch illegale Straßengewalt einzuschüchtern, der Rest der Gesellschaft schnell folgen wird, da sich die Angst über vorhandene hierarchische Linien bis zum untersten Teil der Gesellschaft verbreiten wird. Sehr aufschlussreich!

Cover des Buches Jefta und seine Tochter (ISBN: 9783746656168)
V

Rezension zu "Jefta und seine Tochter" von Lion Feuchtwanger

Jahwe öffnet den Frieden
Vera-Seidlvor 2 Jahren

Da ich ein wirklicher Fan der Erfolgsautorin Tanja Kinkel bin, habe ich sogar ihre Doktorarbeit "Naemi, Ester, Rachel und Ja'ala: Väter, Töchter, Machtmenschen und Judentum bei Lion Feuchtwanger" gelesen und rezensiert.

Besonders Feuchtwangers Roman "Jefta und seine Tochter" und deren Deutung durch Kinkel hatten es mir angetan. Doch bevor ich mich dem Werk direkt zuwandte, las ich noch das Buch "Jiftach und seine Tochter: Eine biblische Tragödie" von Rüdiger Lux.

 

So vorbelastet konnte ich mich lange nicht auf Feuchtwangers "Jefta und seine Tochter" einlassen. Verstand nicht, warum Jefta hier nicht nur der uneheliche Sohn, sondern auch noch der jüngste ist.

Im Nachwort schreibt der Autor: "Als ich an den Jefta heranging, sagte ich mir denn auch, es sei eine in unserer Zeit fast unlösbare Aufgabe, das Buch mit jener Geschichtlichkeit zu durchtränken, die der wahre biblische Roman erfordert. Ich wagte es dennoch. Ich hoffte, der Versuch werde seinen Lohn in sich selber tragen."

 

Feuchtwangers Roman hat so viel Geschichtlichkeit, dass ich das hier kaum zusammenfassen kann. Sein Jefta ist der Lieblingssohn des Jakob, ist der Josef, der von seinen Brüdern beneidet und verstoßen wird, aber am Ende trotzdem oder gerade deshalb zum großen Friedensstifter wird.

 

Immer wieder blitzen andere alttestamentliche Geschichten durch. Ketura lacht hinterm Zeltvorhang, wie es von Sara berichtet wurde. "Hier bei Penuel, war der Gott des Flusses dem Stammvater Jakob entgegengetreten und hatte die ganze Nacht hindurch mit ihm gerungen. Der Stammvater aber hatte ihm die Hüfte ausgerenkt und ihn nicht freigelassen, bevor er ihn segnete. Von da an wurde der Stammvater 'Israel' genannt, der Mann, der auch mit einem Gott streiten und ihn besiegen kann."

 

Wem die Landnahme in der Richterzeit im 13. Jahrhundert vor Christus zu fremd und vergangen erscheint, den verweise ich auf die jüdische Herkunft des Schriftstellers. Sein letzter Roman erschien 1957, also ein Jahr nach der Sues-Kampagne. Am 29. Oktober 1956 waren israelische Truppen in den Gazastreifen und den Sinai vorgestoßen, und am 5. November hatten britische und französische Truppen mit mit der Landung begonnen. Doch unter dem Druck der Vereinigten Staaten und der UNO hatten sich die drei Angreifer bis zum März 1957 aus den besetzten Gebieten zurückziehen müssen.

 

Wer immer noch an der Aktualität des Werkes zweifelt, der schaue sich seine Konflikte mit seinen Nachbarn oder anderen Nächsten an.

 

Sehr gefallen hat mir die Darstellung der Ja'ala, der Tochter Jiftachs. Sie ist die Debora, die Sängerin, eigentliche Richterin und Prophetin, die nicht zögert, das Gelübde des Vaters durch ihren Opfertod zu erfüllen. Ihr Sühneopfer erinnerte mich sofort an das Jesu.

Ja'ala heißt kleine Ziege, während es im Christentum von Jesus als dem Lamm Gottes gesprochen wird.

 

Jefta kann mit "Jahwe öffnet" übersetzt werden. Jahwe eröffnet Jefta die Möglichkeit seinen Hochmut in Demut zu wandeln.

Der hochmütige Sohn des Richters Gilead wird nach dem Tod des Vaters von seinen Halbbrüdern vertrieben, rottet sich in der Wildnis mit Gleichgesinnten zusammen, erstarkt und wird schließlich als Feldherr und Richter zurückgeholt, um die Ammoniter zu schlagen. Damit ihm dies gelingt, gelobt er Jahwe, ihm denjenigen zu opfern, der ihm nach seinem Sieg zuerst von seinem Gut entgegenkommen würde, "und wenn er mir das Teuerste ist."

Im anschließenden Siegeswahn lässt Jefta dann auch noch die Efraimiter abschlachten, die ihm zur Hilfe geeilt waren.

 

Der Fall nach diesem Hochmut tritt ein, als ihm seine einzige Tochter Ja'ala entgegeneilt, die zu opfern er keinen Ausweg findet.

Danach ist Jefta ein gebrochener Mann. "Er selber fühlte sich manchmal wie ein Toter, der aus der Höhle herausgedrungen war. Er war wie aus Luft und Nebel, so als ob das Blut des Lebens aus ihm geflossen sei."

 

"Die Männer von Gilead verehrten ihn mehr als irgendwen seit Menschengedenken. Aber ein Unwirkliches war um ihn, er war unter ihnen gegenwärtig und war dennoch abwesend. Ein leises Grauen wich nicht, sie konnten ihm nicht mehr näher kommen. Sogar die Kinder spürten es und ließen ab vom Spiel und Greschrei, wenn sie ihn sahen."

 

Mit jenem Grauen zwingt Jefta am Ende jeden Feind in die Knie und es kommt durch ihn auch zu einer Einigung der Stämme, wie ihm verheißen worden war.

Jahwe öffnet, Jahwe öffnet den Frieden. Aber zu welchem Preis?

Unter den sogenannten kleinen Richtern ist Jiftach derjenige mit der kürzesten Amtslaufzeit.

Der Roman endet mit den Worten: "Im siebenten Jahre seiner Richterschaft, im vierzigsten seines Lebens, wurde er versammelt zu seinen Vätern."

 

Am Ende war mir dieser Jefta lieb geworden. Ich hatte großes Mitgefühl für ihn. Für ihn und auch für dessen Verfasser, der ein Jahr nach dem Erscheinen seines Romans seinem Krebsleiden erlag. Ich danke der Seele von Lion Feuchtwanger herzlich für seinen "Jefta und seine Tochter".

 

"Darin magst du recht haben, daß Jahwe, wenn weitere sieben oder zweimal sieben Geschlechter gekommen und gegangen sind, Opfer wie das deine nicht mehr wird haben wollen. Taten des Mutes und der Hingabe indes, wie du sie getan hast, wird er immer brauchen."

 

Schalom

Vera Seidl

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Zusätzliche Informationen

Lion Feuchtwanger wurde am 06. Juli 1884 in München (Deutschland) geboren.

Community-Statistik

in 448 Bibliotheken

auf 26 Merkzettel

von 12 Leser*innen aktuell gelesen

von 3 Leser*innen gefolgt

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