Cover des Buches Die Rose von Tibet (ISBN: 9783328100034)
HansDurrers avatar
Rezension zu Die Rose von Tibet von Lionel Davidson

Ein Abenteuer-Klassiker

von HansDurrer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Abenteuerliches und Wunderliches in den Bergen Asiens

Rezension

HansDurrers avatar
HansDurrervor 6 Jahren

Das Buch ist ein Klassiker, erstmal erschienen ist es 1962

Die Rose von Tibet nimmt seinen Anfang in einem Londoner Verlag, wo der Autor Lionel Davidson als Lektor tätig ist. In dieser Funktion wird er von seiner Sekretärin, Miss Marks, auch auf Mr. Oliphant, der ein Latein-Buch für Anfänger geschrieben hat, aufmerksam gemacht.

„Miss Marks blickte von ihrer Schreibmaschine auf und fing an, mit ihren Fingerspitzen leicht auf ihrer Stirn herumzutrommeln – eine Angewohnheit, die durchkommt, wenn sie sich mit irgendwelchen Sorgen herumquält, aber nicht will, dass ich es bemerke.“

Es sind solch witzige Passagen, die mich (unter anderem) für Lionel Davidsons Schreiben einnehmen; darüber hinaus weiss er spannend zu erzählen. Über das Verlagswesen 8und den kreativen Prozess notiert er: „Ich hasste die Leute, die Manuskripte lasen und begutachteten. Gutachter, im Allgemeinen keine kreativen Menschen, so erschien es mir, sollten versuchen, selbst etwas zu erschaffen – wenigstens eine Kleinigkeit. Es war der reinste Frevel, so erschien es mir, dass solche Menschen über die Arbeit kreativer Menschen zu Gericht sassen. Etwas aus dem Nichts heraus entstehen zu lassen, etwas zusammenzusetzen, etwas ganz Neues in die Welt zu setzen – das war eine bewundernswerte, eine mühselige Arbeit. Den Menschen, die das taten, so erschien es mir, standen Worte des Dankes zu, und man sollte ihnen auf den Rücken klopfen und sie für ihre Mühen nicht etwa einem Sperrfeuer gehässiger Kritik aussetzen.“ (Am Rande: Das wiederholte „so erschien es mir“ wirkt ausgesprochen sperrig.).

Mr. Oliphant macht Davidson auf das Schicksal von Charles Houston aufmerksam, der sich auf die Suche nach seinem verschollenen Stiefbruder, dem Filmemacher Hugh Whittington, der auf einer Exepdition in der Nähe des Mount Everest ums Leben gekommen sein soll, nach Indien, Sikkim und Tibet aufgemacht hatte. Die Rose von Tibet erzählt hauptsächlich von Charles Houstons Abenteuern, der es in Asien mit ganz anderen Mentalitäten zu tun kriegt, als er sich gewohnt ist. So sind etwa die Vorstellungen von Distanz („Ins Kloster Yamdring? War das vielleicht in der Nähe? Ja, es war nicht weit weg, drei tagesreisen, mehr nicht.“) und Zeit („Die wenigen Meilen, von denen die Rede gewesen war, kosteten sie weitere drei Stunden.“) gewöhnungsbedürftig.

Charles Houston hat auf seiner Reise im Jahre 1950 einiges durchzustehen. Unter anderem wird er von zwei Schlägern angegriffen, leidet unter der Höhenkrankheit und hätte ohne die Hilfe eines Jungen namens Ringling (der ihn ständig mit „Houtson“ anredet) die Strapazen in den Bergen wohl kaum durchgestanden. Dabei gerät er auch immer wieder an Menschen, die die Welt entschieden anders wahrnehmen als er selber es tut.

„Houston betrachtete ihn in stummer Erregung. Er hatte den Eindruck, einer Horde von Irren in die Hände gefallen zu sein, die er auf eine Weise überzeugen musste, der sie folgen konnten.“

Kein Wunder gehört Die Rose in Tibet in die Kategorie Abenteuerromane, denn es gibt in diesem Roman viel Abenteuerliches (und nicht wenig, dass einem westlich orientierten Gemüt etwas sehr eigenartig vorkommen mag) zu lesen. Damit meine ich weniger die Omen und Prophezeihungen, die allesamt einzutreffen scheinen, als Dialoge wie etwa diesen: „Ich bin jetzt drei Tage lang Abt.“ „Und was ist mit dem Abt?“ „Der Abt ist jetzt Affe.“

Entsprach Houstons Geschichte der Wahrheit oder entsprang sie einer blühenden Fantasie?, fragte sich der Lektor Lionel Davidson in London. Er beauftragte einen Sachverständigen, der vieles bestätigte und auch über das weitere Schicksal Tibets informierte. Etwa darüber, dass der Dalai Lama am 17. März 1959 nach Indien geflohen war und die Internationale Juristenkommission darüber unterrichtet hatte, dass die Chinesen tibetanische Männer sterilisierten, 65 000 Tibetaner umgebracht und tausend Klöster zerstört worden seien.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks