Rezension zu Eine amerikanische Familie von Lionel Shriver
Ein denkbares Szenario
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
Die Vereinigten Staaten von Amerika in naher Zukunft. Quasi über Nacht stürzt der Wert des einst starken US-Dollars in den Keller, um schließlich durch eine neue globale Währung ersetzt zu werden. Millionen amerikanischer Familien verlieren sämtliche Ersparnisse, der Präsident erklärt, dass die USA seine Kredite nicht begleichen wird. Da im Gegenzug auch keine neuen Kredite mehr aufgenommen werden können, druckt die Regierung massenhaft Geld, um zumindest die drängendsten Schulden zu begleichen - und öffnet der Inflation damit Tür und Tor.
Vor kurzem noch wohlhabend und gut ausgebildet, haben die Mandibles inzwischen alles verloren und können sich nicht einmal grundlegende Dinge leisten. Seit Wochen essen Florence und ihr Sohn Willing nur noch Kohl und wohnen zu guter Letzt sogar in einem Park. Ausgerechnet der eigenwillige Dreizehnjährige wird seine Familie retten…
Die USA 2029? Was nach Science Fiction klingt, scheint beinahe zum Greifen nahe. Lionel Shriver denkt unsere heutige Welt weiter - die Folgen von Globalisierung und dem unter diesen Vorzeichen Streben einzelner Staaten, die sich an erster Stelle sehen wollen, treiben üble Blüten.
Aus dem Land, in dem die Erfüllung schier jedes Traumes möglich schien, sind plötzlich selbst Wasser und Nahrungsmittel knapp.
Der Autorin ist hier eine Vision einer möglichen Zukunft gelungen, die schlicht und ergreifend beängstigend ist. In meinen Augen besticht Shriver dabei vor allem durch ihren brillanten Witz, ihre mitunter scharfe Zunge und gleichzeitig einem liebevollen Händchen für ihre mitunter sehr eigenwilligen Charaktere. Gerade der junge Willing überzeugt mich mit seiner ungewöhnlich weitsichtigen Art und einer ordentlichen Prise Pragmatismus, mit der er sich an die veränderte Situation anzupassen versucht.
Ja, das Buch zu lesen macht Spaß, auch wenn so manche Idee nur wie das strikte Weiterdenken der heutigen Situation ist: allen voran ein jährlicher Shutdown, für den man China beschuldigt, und ein am Boden liegender Journalismus, da in Zeiten von 'Fake News' keiner mehr einer Quelle trauen mag.
"Eine amerikanische Familie" ist eine gekonnte Satire, die Lionel Shrivers sehr intelligente Ironie beweist. Ich wünsche diesem Roman viele LeserInnen, da ich denke, dass er unsere Zeit in einer Art und Weise weiterspinnt, die leider ganz und gar nicht undenkbar ist. Umso wichtiger, dass wir dafür sorgen, dass diese Zukunft nicht Wirklichkeit wird.
Fazit: Ein Roman, der nahezu zur perfekten Zeit erscheint und mit seinem Szenario hoffentlich den ein oder die andere wachrüttelt. Sehr lesenswert!
Die Vereinigten Staaten von Amerika in naher Zukunft. Quasi über Nacht stürzt der Wert des einst starken US-Dollars in den Keller, um schließlich durch eine neue globale Währung ersetzt zu werden. Millionen amerikanischer Familien verlieren sämtliche Ersparnisse, der Präsident erklärt, dass die USA seine Kredite nicht begleichen wird. Da im Gegenzug auch keine neuen Kredite mehr aufgenommen werden können, druckt die Regierung massenhaft Geld, um zumindest die drängendsten Schulden zu begleichen - und öffnet der Inflation damit Tür und Tor.
Vor kurzem noch wohlhabend und gut ausgebildet, haben die Mandibles inzwischen alles verloren und können sich nicht einmal grundlegende Dinge leisten. Seit Wochen essen Florence und ihr Sohn Willing nur noch Kohl und wohnen zu guter Letzt sogar in einem Park. Ausgerechnet der eigenwillige Dreizehnjährige wird seine Familie retten…
Die USA 2029? Was nach Science Fiction klingt, scheint beinahe zum Greifen nahe. Lionel Shriver denkt unsere heutige Welt weiter - die Folgen von Globalisierung und dem unter diesen Vorzeichen Streben einzelner Staaten, die sich an erster Stelle sehen wollen, treiben üble Blüten.
Aus dem Land, in dem die Erfüllung schier jedes Traumes möglich schien, sind plötzlich selbst Wasser und Nahrungsmittel knapp.
Der Autorin ist hier eine Vision einer möglichen Zukunft gelungen, die schlicht und ergreifend beängstigend ist. In meinen Augen besticht Shriver dabei vor allem durch ihren brillanten Witz, ihre mitunter scharfe Zunge und gleichzeitig einem liebevollen Händchen für ihre mitunter sehr eigenwilligen Charaktere. Gerade der junge Willing überzeugt mich mit seiner ungewöhnlich weitsichtigen Art und einer ordentlichen Prise Pragmatismus, mit der er sich an die veränderte Situation anzupassen versucht.
Ja, das Buch zu lesen macht Spaß, auch wenn so manche Idee nur wie das strikte Weiterdenken der heutigen Situation ist: allen voran ein jährlicher Shutdown, für den man China beschuldigt, und ein am Boden liegender Journalismus, da in Zeiten von 'Fake News' keiner mehr einer Quelle trauen mag.
"Eine amerikanische Familie" ist eine gekonnte Satire, die Lionel Shrivers sehr intelligente Ironie beweist. Ich wünsche diesem Roman viele LeserInnen, da ich denke, dass er unsere Zeit in einer Art und Weise weiterspinnt, die leider ganz und gar nicht undenkbar ist. Umso wichtiger, dass wir dafür sorgen, dass diese Zukunft nicht Wirklichkeit wird.
Fazit: Ein Roman, der nahezu zur perfekten Zeit erscheint und mit seinem Szenario hoffentlich den ein oder die andere wachrüttelt. Sehr lesenswert!