Cover des Buches Il colpevole (ISBN: 9788862511179)
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Rezension zu Il colpevole von Lisa Ballantyne

Rezension zu "Il colpevole" von Lisa Ballantyne

von Bellexr vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Fazit: „Der Schuldige“ ist ein sehr komplex angelegter, gefühlvoller Roman, der durchaus auch als Justiz-Krimi bezeichnet werden kann und mi...

Rezension

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Bellexrvor 11 Jahren
Der Schein trügt . David Hunter hat sich als Rechtsanwalt auf die Verteidigung von jugendlichen Straftätern spezialisiert. Nun soll der junge Anwalt den 11-jährigen Sebastian vertreten. Dem Jungen wird vorgeworfen, den achtjährigen Ben auf dem Abenteuerspielplatz kaltblütig erschlagen zu haben. Daniel ist überrascht, als er Sebastian kennenlernt. Der Junge macht einen sehr aufgeweckten, fast schon altklugen Eindruck auf ihn, anfangs wirkt er noch nicht einmal sonderlich verängstigt. Sebastian beteuert seine Unschuld, kann den Ablauf des Tages logisch erklären, auch das Blut von Ben auf seiner Kleidung. Doch die Staatsanwaltschaft glaubt ihm nicht und er wird des Mordes angeklagt. Die Presse jubiliert und betitelt Sebastian schon bald als „Der Engelmörder“. Daniel setzt mit seiner Kollegin Irene alles daran, den Jungen zu retten. Während Daniel sich auf den Prozess vorbereitet, erfährt er, dass seine Adoptivmutter Minnie verstorben ist und ihm ihre kleine Farm vermacht hat. Minnie, die Daniel damals als 11-jährigen in Pflege genommen und später adoptiert hatte, war der einzige Mensch in Daniels Leben, der an ihn geglaubt und ihn geliebt hat und dennoch hat der junge Anwalt seine Adoptivmutter vor langer Zeit aus seinem Leben verbannt. Mit ihrem Tod muss sich Daniel nun auch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, die Parallelen zu Sebastians Leben aufzeigen. . Lisa Ballantyne steigt gleich mit dem Besuch von Daniel Hunter auf dem Polizeirevier in ihrem Roman ein und so findet man sich sofort mitten im Geschehen wieder. Den Roman kann man durchaus als Justiz-Krimi bezeichnen, da viele Szenen im Gericht spielen bzw. sich mit Befragungen, der Vorverhandlung und der Strategie der Anwälte befasst. . Zum einem verfolgt man somit im Verlauf des Romans die Arbeit von Daniel Hunter, wie er nach und nach versucht, Licht in das Dunkel des Falls zu bekommen, er immer mehr eingenommen wird von dem kindhaften Charme seines Mandaten, wie er dessen familiäres Umfeld kennenlernt und dabei feststellen muss, dass der äußere Schein des intakten Familienlebens täuscht. Sebastian ist ein einsamer, kleiner und dabei hochintelligenter Junge, der sich für seine Mutter verantwortlich fühlt, kaum Freunde hat und in der Schule als Raufbold gilt. Die Presse darf zwar seinen Namen nicht veröffentlichen, aber Sebastian ist für sie schon bald der kaltblütige, brutale Mörder, der den kleinen unschuldigen Ben ermordet hat. Auch hierüber ist Sebastian sich sehr bewusst, zudem machen ihm schon bald die Haftbedingungen zu schaffen. Immer öfter sucht er die Nähe zu seinem Anwalt Daniel, der anscheinend der einzige Mensch ist, der ihm die Kraft gibt, dies ganze durchzustehen. . Zum anderen wechselt Lisa Ballantyne in regelmäßigen Abständen in die Vergangenheit und man lernt die Jugend von Daniel Hunter kennen. Als Sohn einer drogensüchtigen Mutter kommt Daniel als 11-jähriger zu der rebellischen, liebenswerten Minnie in Pflege, der es mit grenzenloser Liebe und klaren Regeln gelingt, ganz langsam aus dem wütenden, gewaltbereiten Rabauken einen ausgeglichenen, freundlichen Jungen zu machen. Daniel fühlt sich bei Minnie das erste Mal geborgen und geliebt und als Minnie ihn schließlich adoptiert, scheint sein Leben perfekt zu verlaufen. Doch dann begeht Minnie einen Fehler, welchen Daniel ihr nicht verzeihen kann. . Gefühlvoll und ruhig erzählt die Autorin die Lebensgeschichte von Daniel wie auch den Prozess von Sebastian. Man ist praktisch von der ersten Seite an gefesselt von Lisa Ballantynes Erzählweise. Zwar wird der Roman nie hochspannend, aber die Autorin versteht es sehr geschickt, eine hintergründige Spannung aufzubauen, die sich über die gesamte Geschichte hin hält. Rätselhaft ist besonders der kleine Sebastian. Zwar beteuert er von Anfang an sehr überzeugend seine Unschuld und man ist auch in Versuchung, diesem kleinen Jungen zu glauben, der sich beschützend vor seine seelisch instabile Mutter stellt und mit einem gewaltbereiten, dominanten Vater zu kämpfen hat, aber Sebastian ist auch hochintelligent. Gebannt und interessiert verfolgt er alles, was um ihn herum passiert, sein morbides Interesse an Blut und Gewalt lassen einen manchmal regelrecht schauern und man fragt sich ständig, ob er nicht vielleicht doch seinen Freund Ben erschlagen hat. . Hinzu kommen die hervorragenden Charakterzeichnungen der Autorin. Lisa Ballantyne versteht es sehr gut, Daniel wie auch Sebastian facettenreich zu beschreiben, sodass man schnell eine Vorstellung von ihnen erhält. Und auch alle weiteren Akteure des Romans sind detailreich beschrieben, allen voran die liebenswerte Minnie, die nach einen schweren Schicksalsschlag zurückgezogen auf ihrer kleinen Farm lebt und immer wieder hilfsbedürftige Kinder in Pflege nimmt. Bis Daniel eines Tages bei ihr auf dem Hof auftaucht und sie ihn sofort wie einen Sohn in ihr Herz schließt. Eine wirklich bemerkenswerte, starke Frau. . Fazit: „Der Schuldige“ ist ein sehr komplex angelegter, gefühlvoller Roman, der durchaus auch als Justiz-Krimi bezeichnet werden kann und mit einer warmherzig erzählten Geschichte und hervorragend herausgearbeiteten Charakteren absolut überzeugt.
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