Vom antiken Rom in der ersten Epoche nach seiner Gründung gibt es relativ wenige gesicherte Überlieferungen. Das lässt Lisa Dröttboom die künstlerische Freiheit, die Lücken der Geschichtsschreibung mit ihrer eigenen Interpretation eines mythischen, von Fabelwesen bevölkerten Roms zu schließen. Tierwandler und andere Begabte wie der Magier Salem bestimmen die Geschicke der Stadt, in der alles ruhig und geregelt zugeht und jeder Konflikt durch Schlichtung und Diplomatie beigelegt wird. Doch der Frieden wird durch unerklärliche Todesfälle gestört. Treibt ein Mörder sein Unwesen, oder bedroht eine unbekannte Seuche die Begabten? Salem, der sich eigentlich den magischen Studien widmen wollte, begibt sich widerwillig auf Spurensuche und gerät dabei selbst in Gefahr.
Was mir an diesem Roman besonders gefallen hat, ist Lisa Dröttbooms unaufgeregte Sprache, die zu keinem Zeitpunkt versucht, den Leser zu beeinflussen. Die sparsam eingesetzte Spannung erwächst aus der Handlung, Emotionen bleiben kontrolliert, Intelligenz und Besonnenheit bestimmen die Entscheidungen der Protagonisten. Dazu kommt eine Gelassenheit und Geduld, die aus der langen Lebenserwartung der Begabten und dem Fehlen äußerer Zwänge resultiert. Selbst die Beziehung zwischen Salem und seiner Sklavin Camilla entwickelt sich so behutsam, geradezu platonisch, dass es eine Fortsetzung bräuchte, um die beiden in einer intimen Situation zu sehen, die andere Autor*innen spätestens in der Mitte des Buches geschildert hätten.
Kurzum: Der Erzählstil ist ein perfekter Spiegel der Lebensumstände.
Wer Spaß daran hat, sich auf ein Fantasy-Erlebnis abseits bekannter Muster einzulassen und mal ein Pause von Schwertern, Helden und epischen Weltenrettungen braucht, ist in "Schattenspieler" bestens aufgehoben. Tee kochen, den Lieblingssessel vor den Ofen schieben und eintauchen in frührömische Gemütlichkeit. Eine klare Leseempfehlung von mir.