Rezension zu "Treue ist auch keine Lösung" von Holger Lendt
"Treue ist auch keine Lösung" ist ein Ratgeber, mit dem man seine eigenen Ansichten erweitern und überdenken kann. Entgegen der Erwartung handelt es sich dabei nicht um ein Buch, welches zum Fremdgänger erziehen möchte. Eher soll es Anstöße dazu geben, die eigene Liebeswelt mit neuen Augen zu sehen, neu zu denken. Die aufgeschlossene Schreibweise gefällt mir sehr gut, auch die persönlichen Geschichten, die erzählt werden, finde ich sehr inspirierend.
Am Ende des Buches ging es mir leider zu sehr um Gott und den Glauben. Auch wenn teils interessante Fakten enthalten waren, mochte ich die anderen Kapitel um einiges mehr. Diesen Teil fand ich dementsprechend etwas anstrengend zu lesen, ansonsten kann ich das Buch allein zur Erweiterung des eigenen Horizonts sehr empfehlen!
Meine liebsten Textstellen aus dem Buch:
- Der Genuss einer Liebe ist unter anderem deshalb so sinnstiftend, weil er unsere Sinne schärft, die weder Zukunft noch Vergangenheit kennen, sondern nur das Hier und Jetzt.
- Menschen, die nicht von anderen als wertvolle Individuen gewürdigt werden, gehen oft sehr, sehr seltsame Wege, um doch noch dazu zu gehören oder ihrer tiefen Enttäuschung auf furchtbare Art Luft zu machen.
- Da, wo Beweise fehlen, ergänzt oft die Phantasie des Betrachters.
- Verliebtheit ist ganz sicher ein Zustand von höchster Aufmerksamkeit, von Meditation, von Trance.
- Umgekehrt legt das den Verdacht nahe, dass die Gründe für Eifersucht mehr in der Phantasie des Eifersüchtigen als in der Realität zu finden sind.
- Entwicklung bedeutet lernen, und wie Paul Watzlawick sagte, können wir "nicht nicht lernen".
- Da geht es zu wie im Chemielabor, da lieben wir nur uns selbst, da sind wir nicht nur sexuelle Egoisten, sondern auch emotionale, weil wir das Gefühl lieben, das der andere in uns auslöst, und nicht den Menschen.