Cover des Buches Reise nach Edinburgh (ISBN: 9783958180123)
seschats avatar
Rezension zu Reise nach Edinburgh von Lisa McAbbey

Eine lesenswerte Reise

von seschat vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Überzeugende Lektüre

Rezension

seschats avatar
seschatvor 9 Jahren


Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1754. Die 18-jährige Samantha Fairfax ist seit 4 Jahren Vollwaise und lebt bei der Familie ihres Onkels in Sussex. Die Yieldings missbrauchen Samantha, genannt Sam, als gemeines Dienstmädchen und verprassen als Mündel ihr Erbe. Sie ist eindeutig Besseres gewohnt gewesen; wuchs sie doch in London auf und wurde von ihren Eltern liberal und kultiviert erzogen. Ihre geldgierige Tante Harriet schert sich darum nicht, sondern will Sam mit einem einfältigen, ungepflegten und unstandesgemäßen Mann verheiraten. Da sieht Sam rot. Hals über Kopf verkleidet sie sich als junger Bursche und will zu einer Tante nach Edinburgh (Schottland) flüchten. Hierfür kauft sie sich in London ein Billet für eine 10-tägige Kutschfahrt. Letztere wird von einigen Turbulenzen bekleidet. So muss Sam sich immer wieder an ihre neue Geschlechterrolle erinnern und lernt neben den 6 anderen Mitreisenden die "Welt" kennen. So besucht sie ein Pferderennen, einen Jahrmarkt und sogar einen Maskenball. Doch neben dem Amüsement gibt auch allerhand Prüfungen zu bestehen (Mordfall an einem männlichen Passagier, Raubüberfall der Kutsche etc.). Der verhasste Mitreisende Henry James, alias Herr Rüpel, gefällt es sehr, sie aufzuziehen. Er, der verdeckte Spion des engl. Königs, verdächtigt Sam sogar, für den französischen König zu arbeiten, um den schottischen Stuartclan wieder an die Macht zu bringen. Sam ist mehr als empört. Wird es ihr gelingen, Henry von ihrer Unschuld zu überzeugen? Wird sie unerkannt nach Edinburgh gelangen oder doch noch von der Familie ihres Onkels aufgespürt werden?

Meinung:
Ich finde die Story der Autorin Lisa McAbbey sehr unterhaltsam. Warum? Ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt, weil die Protagonisten Sam und Henry einfach zwei liebenswerte Charaktere sind, die ich sofort in meine Herz geschlossen habe. Besonders ihre Wortgefechte sind sehr lesenswert. Sam, die anfangs noch sehr naiv in jede Falle tappt und oft vor Scham errötet, lernt sich mit der Zeit gegenüber Henrys nonchalanten Äußerungen zu behaupten und verblüfft diesen damit ein ums andere Mal. Die Figuren gewinnen von Seite und Seite an Farbe, Sam und Henry wandeln sich zum Positiven. Auch die Enttarnung des französischen Spions bringt eine Überraschung mit sich, was an der bunten Mischung der Mitreisenden (Kaufmann, frz. Comte, Rechtsanwalt, Witwe, Pfarrer und Landschaftsarchitekt = Spiegel der damaligen Gesellschaft) liegen mag.
Insgesamt weist der Roman einen flüssigen Erzählstil auf, der den Leser über die Seiten fliegen lässt. Die Handlung gewinnt an Spannung, dadurch dass man als Leser nur Stück für Stück hinter die aufgesetzten Fassaden der 7-köpfigen Reisegruppe schauen kann. So ist weder Sam ein junger Geselle noch ist Henry ein erfolgreicher Landschaftsarchitekt. Darüber hinaus haben mich die Schilderung zur historisch-politischen Lage der Zeit, zum angespannten England-Schottland-Verhältnis, sehr überzeugt. Auch die Sprache wurde phänomenal an die damalige Zeit angepasst, was Archaismen wie "Potzdautz" und höfliche Anreden wie "Mylord" oder "Marquis" etc. belegen.
Ebenso lädt das atmosphärisch und inhaltlich passend gestaltete Cover zur Lektüre ein.

Fazit:
Ein lesenswerter, sehr gut durchdachter historischer Roman mit Spannung und einer wunderbaren Note Esprit. Von mir gibt's dafür 5 Sterne.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks