Dieses Erstlingswerk der sehr jungen und vielseitig talentierten Lisa Seelmann, deren große Liebe neben dem Schreiben auch den Pferden und dem Reitsport gilt, hat mich sehr überrascht! Die Geschichte der 16jährigen Jace, die ihren Vater durch einen Verkehrsunfall verliert und deren Leben dadurch aus den Fugen zu geraten droht, lässt den Leser in sehr nachdenklicher Stimmung zurück. Da Jace durch ihre Mutter keinerlei Hilfe bekommt – im Gegenteil: sie muss für ihre Mutter da sein – droht sie unter der Belastung fast zusammenzubrechen. Nur mit Hilfe ihrer beiden besten Freundinnen und Brian, dem Jungen, der wie aus dem Nichts auftaucht, findet sie wieder zu Lebensmut und Lebensfreude.
Sprachlich hat mich das Buch überzeugt: dank der guten Ausdrucksweise liest es sich leicht und flüssig. Die häufige Arbeit mit kursiv gedruckten Rückblicken in Form von Träumen, Tagträumen und Erinnerungen gestaltete das Lesen abwechslungsreicher: auf diese Weise erfuhr der Leser ausschnittsweise, was genau vorher passierte und konnte Jace besser verstehen.
Was mir nicht immer so ganz gefiel war der inhaltliche Aufbau der Geschichte: An manchen Stellen wirkte es etwas konstruiert, oft auch sehr vorhersehbar. Die Charaktere erschienen mir vor allem zu Beginn zu eindimensional. Im Verlauf der Geschichte wird dies etwas besser: z. B. Brians Vater, der zuerst sehr unsympathisch erscheint, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ganz anders als erwartet. Trotzdem hätten die Hauptfiguren etwas vielschichtiger sein können: Eine Person, die immer hilfsbereit und verständnisvoll agiert wirkt realistischer, wenn sie auch mal eine negative Eigenschaft an den Tag legt. Ein paar Ecken und Kanten habe ich vor allem bei Brian vermisst.
Dieses Manko ist wohl hauptsächlich dem jugendlichen Alter der Autorin geschuldet: Ich bin sicher, dass mit zunehmender Lebenserfahrung die Qualität ihrer schriftstellerischen Leistung nur zunehmen kann! Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Geschichten von Lisa Seelmann.
Meine Leseempfehlung:
Dieses Buch liest sich wie ein Tatsachenbericht aus der Sicht der 16jährigen Protagonistin. Mädchen ab ca. 14 Jahren, die gerne realistische Geschichten lesen und auch vor ernsthaften Themen nicht zurückschrecken, werden an dem Buch bestimmt ihre Freude haben. Das Buch ist ja nicht nur tragisch sondern gleichermaßen auch eine wunderbare Freundschafts- und eine einfühlsame Liebesgeschichte.